Mittwoch, 15. Juni 2011

Ein treuer Versager

weiter gehts im Römer 7



Romans VII: Still faithful after all these years

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:37


Vorgestern habe ich in dieser Reihe die gefühlte Lebenstemperatur unseres Mister “Ich” beschrieben. Nun ist es Zeit, nachzumessen und herauszufinden, wie es wirklich um ihn bestellt ist.


Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. (Vers 16)


Mitten im Tohuwabohu macht Mister “Ich” Entdeckungen, die Schritt für Schritt zum Schlüssel für die Situation werden. Die erste lautet: “Wenn ich tue, was ich nicht will, gebe ich zu, dass Gottes Wille gut ist.” Die Tatsache, dass Mister “Ich” von seinem eigenen Tun enttäuscht ist, sich selbst verurteilt, und manchmal vielleicht an sich selbst verzweifelt, beweist: in seinem Inneren hat er ein “Ja” zu Gottes Willen.


Wörtlich schreibt Paulus: “Ich stimme dem Gesetz zu” oder “Ich stimme mit dem Gesetz überein, dass es gut ist”. Mister “Ich”, der sich weit ab von Gottes Willen wähnt, ist in Wirklichkeit innerlich in Übereinstimmung mit diesem Willen. Sonst würde er gar nicht erst an seiner Zerrissenheit leiden.


Eigentlich liebt Mister “Ich” den Willen Gottes. Sein “Ungehorsam” ist nicht kühl geplant und frech durchgeführt. Er erliegt vielmehr immer wieder der Situation, der Furcht, den Nerven, der Müdigkeit, dem “Fleisch” oder der Versuchung. Ohne diese Umstände würde er manches nie tun. Was gäbe er drum, wenn er es endlich schaffen würde.


Mister “Ich” mag den Willen Gottes gesetzlich missverstehen. Er mag mit seinen Vorsätze scheitern. Das ändert nichts daran: in seinem Inneren stimmt er mit dem Willen Gottes überein. Sogar die scheiternden Vorsätze zeigen: diese innere Übereinstimmung meldet sich immer wieder. Es braucht nur einen intensiven Gottesdienst oder eine Wochenendfreizeit, und schon spricht sie wieder an.


Ich empfinde Wertschätzung für die Treue von Mister “Ich”. Denn Treue nenne ich, was ich bei ihm beobachte. Er selbst mag sich für untreu halten. Aber er irrt sich. Tief in ihm ist etwas installiert, was ihn nicht vom Willen Gottes loskommen lässt. Egal wie oft er scheitert, er sagt nicht: “Die Bibel ist ein bescheuertes Buch. Ich bin doch nicht so blöd, dass ich mich nach Gott richte.” (Und wenn in einem Anfall von Resignation solche Gedanken in seinen Kopf kommen, revidiert er sie, sobald er wieder klar sieht.) Er versucht es erneut, er hofft erneut.


Siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf” (Sprüche 24,16). Von Jesus wissen wir, dass in solchen Sätzen “siebenmal” durch “siebzigmal siebenmal” zu ersetzen ist. Wer nach dem Fallen wieder aufsteht, ist ein Gerechter - egal wie oft er fällt. Und wen Gott gerecht nennt, der nenne sich selbst nicht ungerecht.


Ein Hiob hält an Gott fest, obwohl sich alles gegen ihn verschworen zu haben scheint. Ein anderer glaubt immer noch, dass Gott heilt, obwohl in seiner Umgebung mehr Christen krank als gesund sind und er am eigenen Leib die Seuche rumschleppt. Mister “Ich” will immer noch als Christ leben, obwohl ihm Nachfolge ein ums andere Mal misslingt. Einer ist so treu wie der andere.


Was Mister “Ich” gerade erlebt, ist sicher nicht Gottes Bestes für ihn. Aber es ist viel besser, als es wäre, wenn er Gott nicht kennen würde. Es wäre ihm zu wünschen, dass er bald einige Entdeckungen macht, die sein Down-and-Up wirkungsvoller beenden als seine erfolglosen Vorsätze. Aber bis dahin möge er nicht verachten, dass er aufrichtig sagen kann: “Ich gebe zu, dass Gottes Wille gut ist.”


Fortsetzung folgt.


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