Romans VII: The Hare and the Hedgehog
Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:28
Nachdem Mister “Ich” in den letzten Tagen einige erleichternde Entdeckungen gemacht hat, muss er sich heute einer unangenehmen Wahrheit stellen.
Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. (Vers 18)
Mit dieser Feststellung wird nichts außer Kraft gesetzt, was Mister “Ich” in den letzten Tagen herausgefunden hat. Es bleibt dabei, dass er in seinem Versagen letztlich nicht Täter, sondern Opfer ist, der immer wieder einer in ihm wohnenden Kraft erliegt, die er die “Sünde” nennt. Auch in Vers 18 ist das “nichts Gute” der feindselige Bewohner, nicht er selbst. Aber dieser Feind hat es in sich.
“In mir wohnt nichts Gutes” - das heißt nicht, dass Mister “Ich” nie zu etwas Gutem fähig ist. Es heißt vielmehr, dass die Sünde schier allgegenwärtig ist. Selbst wenn er etwas Gutes tut, verhindert sie, dass das Gute frei von Verunreinigungen bleibt. Manchmal scheitert Mister “Ich” schon recht früh. Eine Kleinigkeit genügt, um ihn aus der Haut fahren zu lassen. Etwas Furcht, und schon bleibt seine Ehrlichkeit auf der Strecke. Ein bisschen Versuchung, und er gibt nach. Aber das bedeutet nicht, dass er mit etwas mehr Selbstbeherrschung, Mumm oder Standfestigkeit aus dem Schneider wäre.
Mister “Ich” kann im Volk Gottes geachtet sein. Vielleicht predigt er. Er predigt aufrichtig, er predigt für Gott, er predigt für die Menschen, Gott bekennt sich zu seiner Predigt, Menschen bekehren sich oder werden durch seine Predigt gefördert. Aber er kann, wie Haso aus leidvoller Erfahrung weiß, nichts daran ändern, dass bei all seinem Predigen sehr fleischliche Motive beteiligt sind. Vielleicht frisst der Neid an ihm, wenn ein anderer mehr gesegnet und geachtet ist als er. Oder sein Ehrgeiz geht weit über alles hinaus, was gesund ist. (Lässt sich beliebig auf andere “gute Werke” übertragen.)
Es ist zu hoffen, dass Mister “Ich” aus dieser Beobachtung nicht die falsche Konsequenz zieht und in Selbstverurteilung zurückfällt. Er soll nicht erneut schlecht von sich denken. Er soll nur eine Illusion verlieren. Diese Illusion lautet: “Wenn ich mich genug anstrenge und diszipliniere, schaffe ich es gegen die Sünde.” Aber das Problem “Sünde” lässt sich mit Disziplin und Entschlossenheit nicht lösen. Es lässt sich damit nur verlagern. Die Lösung ist eine andere.
Letztlich wird auch der Verlust dieser Illusion zu Mister “Ich”s Erleichterung beitragen. Er ist ja des “Wollens und Laufens” schon müde, und findet doch nach jeder neuen Anstrengung nur die grinsende Sünde vor, die wie der Igel dem Hasen sagt: “Ich bin schon da.” Solange er meint, er habe sich noch nicht genug bemüht, läuft er sich zu Tode oder - wahrscheinlicher - resigniert irgendwann. Jetzt aber kommt er dem Punkt näher, an dem er imstande sein wird, die bessere Alternative anzunehmen, die Gott ihm zeigen wird. Dieser Punkt liegt da, wo sein Scheitern ihn nicht nur theoretisch von der Aussichtslosigkeit seines Bemühens überzeugt hat. “In mir wohnt nichts Gutes.”
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