Sonntag, 3. Juli 2011

Das Fleisch

Romans VII: The flesh

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 5:18


Vermutlich kennt jeder meiner Leser die folgende Erfahrung. Ein Satz rutscht ihm heraus, und während die Worte noch über die Zunge gleiten, wird ihm bewusst, er hätte es anders sagen sollen. Also bessert er schnell nach, bevor die gesenkte Stimme dem Satz einen abschließenden Punkt verleiht. So ähnlich ging es gestern dem Mister “Ich”. Fast hätte er gesagt:


In mir wohnt nichts Gutes. (Vers 18)


Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass überall in ihm eine merkwürdige Kraft wohnt, der er nicht gewachsen ist. Wenn diese Kraft ihn nicht davon abhalten kann, das Gute zu tun, dann schafft sie es, das Gute zu verunreinigen. So hat er das Gefühl: “In mir wohnt nichts Gutes.”


Aber halt! Soviel hatte Mister “Ich” schon herausgefunden: die gefühlte Lebenstemperatur kann täuschen. Erste Nachmessungen ergaben bereits einen anderen Befund. Mister “Ich”s Leben gleicht der Beschreibung eines alten Landes in einer bedeutenden Werkreihe der Weltliteratur:


Ganz Mister “Ich” ist von der Sünde besetzt… Ganz Mister “Ich”? Nein! Ein vom Willen Gottes bewohnter Bereich hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.


Genauso real, wie Mister “Ich” sein ständiges Scheitern erlebt, genauso real ist auf der anderen Seite der Bereich in ihm, der mit “Gottes Willen in Übereinstimmung” ist (Vers 16). Und real ist auch seine Sehnsucht, endlich aus dem Kreislauf von Fallen und Aufstehen herauszukommen. Von daher ist nicht der ganze Mister “Ich” von der Sünde besetzt und kontrolliert. Deshalb bessert er schnell nach.


Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.


Zuerst hat Mister “Ich” also herausgefunden hat, dass nicht er selbst das Problem ist, sondern nur die Sünde, die in ihm wohnt. Jetzt hat er weiter festgestellt, dass diese Sünde nicht im ganzen Mister “Ich” wohnt, sondern nur in seinem Fleisch. Nur die Sünde! Nur das Fleisch! Und obendrein wird er bald noch feststellen, dass Gott nicht nur für ihn, sondern schon mitten in ihm ist. Denn es gibt in ihm dieses Dorf, in dem nicht Asterix und Obelix, sondern Christus und der Heilige Geist wohnen. Sollte da nicht etwas möglich sein?


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