Mittwoch, 4. Januar 2012

Wenn man die Ausnahme zum Standard macht

Aber Paulus war doch auch krank. Er hatte einen Stachel bzw. einen Pfahl im Fleisch. In 2. Korinther 12, 7 steht doch, dass der Apostel Paulus krank war. Da steht, er habe einen Pfahl im Fleisch. Wenn Gott damals die Leute geheilt hat, warum war Paulus dann krank? Widerspricht das nicht der These, dass Heilung für alle

Aber Paulus war doch auch krank. Er hatte einen Stachel bzw. einen Pfahl im Fleisch.


In 2. Korinther 12, 7 steht doch, dass der Apostel Paulus krank war. Da steht, er habe einen Pfahl im Fleisch. Wenn Gott damals die Leute geheilt hat, warum war Paulus dann krank? Widerspricht das nicht der These, dass Heilung für alle da ist?

Der berühmte "Stachel" oder "Pfahl im Fleisch" wird immer wieder als ein führendes Argument gegen eine göttliche Heilung vorgebracht. Dabei wird diese Stelle jedoch sehr stark aus dem Zusammenhang gerissen.
Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.

Nirgendwo steht aber, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Im Gegenteil, liest man mal den gesamten Kontext wird schnell klar worunter Paulus tatsächlich gelitten hat. Zwei Verse weiter heißt es:
[...]Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Nicht nur die nachfolgenden Verse sprechen eine andere Sprache. Liest man das Kapitel 11 des zweiten Korintherbriefes (ab Vers 16) wird ziemlich schnell deutlich worum es tatsächlich geht: Es werden hier Nöte, Ängste, Verfolgungen und Mißhandlungen erwähnt - es fällt aber kein einziges Wort von Krankheiten! Wäre Paulus wirklich krank gewesen, hätte er das in dieser relativ langen Passage sicherlich erwähnt.
Was bedeutet der Pfahl bzw. Stachel im Fleisch bei Paulus?

Eine weitere interessante Stelle in diesem Zusammenhang ist Apostelgeschichte 14, 8 - 10):
Und es war ein Mann in Lystra, der hatte schwache Füße und konnte nur sitzen; er war gelähmt von Mutterleib an und hatte noch nie gehen können.
Der hörte Paulus reden. Und als dieser ihn ansah und merkte, daß er glaubte, ihm könne geholfen werden, sprach er mit lauter Stimme: Stell dich aufrecht auf deine Füße! Und er sprang auf und ging umher.

Der Gelähmte hat Paulus predigen gehört wodurch er den Glauben bekam geheilt zu werden. Dadurch liegt es nahe, dass Paulus unter anderem auch über Heilung gepredigt hat. Der Kranke hat wohlgemerkt nur durch die Predigt den Glauben für seine Heilung bekommen, nicht durch andere Heilungen oder Wunder die Paulus vollbracht hat. Ist es wirklich wahrscheinlich, dass jemand Glauben für die eigene Heilung bekommt dadurch, dass ihm von einem kranken Mann gepredigt wird?
Sollte Paulus, der unter so großer Salbung stand dass selbst seine Schweißtücher die Kranken geheilt haben wirklich selber krank gewesen sein?

Weiterhin lohnt es sich, in der Bibel mal nach dem Wort "Fleisch" zu suchen und zu schauen was damit gemeint ist. Gerade Paulus verwendet dieses Wort fast auschließlich als Sinnbild für die menschliche, sündige Natur (gerade im Römerbrief) - nicht aber für den menschlichen Körper.
Es gibt also letztlich keinen triftigen Grund dafür anzunehmen, dass Paulus hier an einer Krankheit gelitten hat. Wieso auch sollte sich Paulus der für seine klaren Argumentationen bekannt ist und der auch beim Thema Sex kein Blatt vor dem Mund genommen hat sich auf einmal hier so schwammig ausdrücken? Auch bei Trophimus hat er klar geschrieben dass er krank war. Wieso sollte er hier auf einmal etwas von einem mystischen "Stachel" schreiben und nicht erläutern was er damit meint (was er ja wie oben erläutert auch getan hat) und nicht einfach schreiben dass er unter einer Krankheit litt? Paulus hatte es bestimmt nicht nötig, seinen Lesern etwas vorzugaukeln.
Wenn wir die Bibel wirklich verstehen wollen sollte man darauf achten, nichts in die Verse hinein zu interpretieren, was eigentlich nicht dort steht. Diesem kurzen Vers stehen hunderte - wenn nicht tausende - Verse gegenüber, in denen die Menschen ohne Wenn und Aber von Gott geheilt wurden. Man darf Bibelstellen nicht aus dem Zusammenhang reißen, denn wie aus den vorherigen sowie den nachfolgenden Versen ersichtlich ist, geht es hier ganz klar nicht um Krankheit sondern um das Leid, dass Paulus um Jesu Willen erlitten hat.


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