Montag, 29. August 2011

Glaube und Buße 2


Nun öffnet sich dir des schriftgemäßen Glaubens geheimnisvolle Tiefe, Höhe, Länge und Breite. Du glaubst! Welches Wunder! Du, der bisher Ungläubige, glaubst! Das dir solang durchaus Unmögliche ist nun deine einzige Möglichkeit geworden: du glaubst!
Eine neue Welt ist vor deinen neugewordenen Augen, ein neuer Boden unter deinen Füßen, eine neue nie gekannte Kraft regt sich in dir, hält, hebt und trägt dich. Das wunderbare Erleben deiner Buße und Bekehrung ist deinem logischen Begreifen weit voraus geeilt.
Nun fordert dein alter Verstand Rechenschaft: Was ist geschehen? Wie kam das alles? Sonderbar: du weißt es nicht! Du kannst einige äußerliche Vorgänge nennen, einen gewissen Her- und Zugang beschreiben, aber du weißt, es bleibt ein Rest, ein Rest, der gerade die Hauptsache, der gerade das Ureigentliche ist, und den kannst du nicht nennen und nicht erklären: es ist das Geheimnis des Glaubens!

Sonderbar: Nichts ist dir klarer als dies Unerklärliche! Nichts ist dir offenbarer als dies Geheimnisreiche! Nichts hat dich je so gewaltig gepackt wie das eben Erlebte, das beinahe ohne dich geworden zu sein scheint!
Du weißt nur eins: Gott, der lebendige Gott, hat in dein Leben eingegriffen! Das Schwert seines Geistes hat dein innerstes Mark durchbohrt, daß du aufschreien mußtest: Weh mir, ich vergehe! Der Boden schwand dir unter den Füßen, wie Binden fiel es von deinen Augen, du sankst, fielst hinab wie in einen schauerlichen Abgrund.
Als du so haltlos nach Hilfe schriest, wußtest du nur einen Retter: Jesus! Seitdem bist du als ein neues Geschöpf (2. Kor. 5, 17) mit ihm verbunden, inniger als ein Säugling mit seiner Mutter. Das ist das Geheimnis des Glaubens als Geheimnis der Wiedergeburt.
Weiß auch jemand, wie er geboren wurde? Du kannst wie Johannes die Stunde nennen, die dich an Jesus band, die dich deinem eigenen Leben entnahm, um dich fortan von seinem Leben leben zu heißen, aber wie es eigentlich zuging, das weißt du doch nicht. Darum ist es auch so unmöglich, dein Erlebnis anderen faßlich zu machen. Du weißt, wie unfähig du dir vorkommst, wenn du anderen deine Bekehrung klar machen willst. Wir können schließlich zeugen vom Glauben, aber erzeugen können wir den Glauben nicht. Die Erzeugung des Glaubenslebens im Menschen ist eine neuschöpferische Tat Gottes und darum ein noch höheres Geheimnis als die Erzeugung des irdischen Lebens. Gott wirkt, aber der Mensch muß bereit sein zum Empfang des Geheimnisses. Und diese Bereitschaft heißt, wie wir gesehen haben, Hören und Aufnehmen des Wortes Gottes, als unverderblichen Samen der Wiedergeburt (1. Petr. 1, 23 und Jak. 1, 18), und durch die Kraft des Wortes Gottes bewirkte Buße, als Selbsterkenntnis, Selbstbeschämung und Selbstverwerfung zur Abkehr von uns und Hinkehr zu Gott im Mittler Jesus Christus, dem Bringer des neuen Lebens, eben des Glaubenslebens.

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