Mittwoch, 13. Oktober 2010

Die Bibel und der Geist

Hier kommt ein älterer Artikel von Andreas Hornug.
Ich kann ihn leider nicht mehr im Netz finden .
Wer Interesse hat an dem kleinen e-book soll mir eine Mail schicken.
familiegratzl@gmx.de.
Das Büchlein wurde ursprünglich geschrieben um eine Brücke zu bauen zwischen Charismatiker und Pietisten.
Jetzt ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch.

Es folgen 3 Teile.
Teil 1

2. WORT UND GEIST: wirkt der Geist nur durch die Bibel?

"Während ich predigte, zeigte ich auf einen Mann in der Mitte der Menschenmenge und sagte: 'Dort sitzt ein Schuhmacher. Er hält seinen Laden am Sonntag geöffnet. Am letzten Sonntag nahm er neun Pennies ein und machte dabei einen Gewinn von vier Pennies!' Ein Stadtmissionar, der Wochen später in diese Gegend kam, traf auf den Mann und sah, dass er eine meiner Predigten las. Er fragte ihn: 'Kennen Sie Mr. Spurgeon? 'Ja', erwiderte der Mann, 'ich habe guten Grund ihn zu kennen. Ich war mal dort, um ihm zuzuhören und bin während seiner Predigt durch die Gnade Gottes ein neuer Mensch in Jesus Christus geworden. Soll ich Ihnen sagen, wie das geschah? Ich ging zur Music Hall und saß in der Mitte des Saales. Mr. Spurgeon sah mich an, als wenn er mich kannte, und während er predigte, zeigte er auf mich und sagte der Gemeinde, dass ich Schuhmacher bin und meinen Laden am Sonntag geöffnet habe. Das stimmt, Sir. Ich hätte nicht viel drauf gegeben, aber er sagte dann noch, dass ich am Sonntag davor neun Pennies eingenommen habe und vier Pennies Gewinn machte. Woher er das wusste, war mir ein Rätsel. Dann erkannte ich, dass Gott durch ihn zu meiner Seele gesprochen hat. Am nächsten Sonntag schloß ich meinen Laden. Zuerst fürchtete ich mich davor, ihm wieder zuzuhören, weil ich dachte, dass er den Leuten noch mehr über mich erzählt, aber dann ging ich doch und der Herr begegnete mir dort und rettete meine Seele.'"

Charles Spurgeon selbst kommentiert diese ihm widerfahrene Begebenheit so: "Ich könnte ein Dutzend ähnlicher Fälle anführen, wo ich auf jemanden gezeigt habe, ohne ihn im Geringsten zu kennen oder zu wissen, ob das, was ich sage, richtig ist. Der Geist hat mich wohl veranlasst, es zu sagen. Meine Beschreibungen waren so genau, dass die Betreffenden ihren Freunden sagten: 'Kommt und seht euch den Mann an, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Ohne Zweifel ist er meiner Seele von Gott gesandt worden, sonst könnte er mich nicht so genau beschreiben.' Ich kenne auch viele Fälle, in denen die Gedanken einiger Menschen von der Kanzel aus offenbart wurden. Manchmal sah ich, wie Leute ihren Nachbarn mit dem Ellenbogen anstießen, weil sie sich getroffen fühlten und hörte, wie sie später sagten: 'Der Prediger hat gewußt, worüber wir gesprochen haben, als wir hereinkamen."(68)

Woher wußte Spurgeon, daß der Schuhmacher seinen Laden am heiligen Sonntag aufmachte, und die genaue Menge seines Gewinns? Hatte er sich heimlich im Laden versteckt? Nein, für die Bibel ist solch eine Begebenheit völlig alltäglich, sie nennt sie schlicht "Wort der Erkenntnis" (1Kor 12,8): Der Heilige Geist, der alles weiß und kennt, hat Spurgeon die Begebenheit offenbart, um das Herz des Schuhmachers zu erreichen und ihn von Gottes Existenz zu überführen.

Darf es so etwas geben in der heutigen Zeit, daß der Heilige Geist einfach so zu Menschen redet? Dies ist eine weitere wichtige Grundsatzfrage in der Diskussion um die Charismatische Bewegung: redet der Heilige Geist nur durch die Bibel oder auch durch eine "zweite Offenbarungsquelle": durch Eindrücke, konkrete Führung, Visionen und Prophetie? Für die Annahme, daß der Heilige Geist nur durch die Bibel wirkt, gibt es zwei Gründe:

  1. zum einen eine theologische Tradition, die von Augustin und Luther herkommt und die Benjamin Warfield am extremsten ausdrückte. Sie besagt, daß es außergewöhnliche Geisteswirkungen nur in der Anfangszeit der Christenheit gab, quasi als "Startschuß" für die Gründung der Kirche. Seit diese jedoch das Neue Testament besitzt, hat sie gemäß jener theologischen Tradition darin alles, was sie braucht, und deshalb wirke der Heilige Geist heute nur noch durch die Bibel.
  2. Ein weiterer Grund sind frühere negative Erfahrungen der Kirche mit Gruppierungen, die ein Wirken des Heiligen Geistes sehr stark betonten. Eine dieser Gruppen sind die sogenannten "Schwärmer" zur Zeit der Reformation. Wolfram Kopfermann erwähnt sie, während er drei "Hindernisse einer Geistbewegung in Deutschland" aufzählt(69):
  1. Die Nachwirkungen der "Auseinandersetzung Martin Luthers mit den Schwärmern",
  2. der "die deutsche evangelische Theologie kennzeichnende Intellektualismus", der einerseits "beachtliche wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht" hat, "andererseits eine erhebliche Verschlossenheit gegenüber Erfahrungen mitbewirkt, die mit 'die Welt des Wunderbaren' umschrieben werden könnten."
  3. der "Schock", der die junge Pfingstbewegung im deutschen Pietismus ausgelöst hatte.
Auf den ersten der drei von Kopfermann erwähnten Punkte, nämlich die Auseinandersetzung Luthers mit den Schwärmern, soll nun kurz eingegangen werden.

Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Durch die Gnade Gottes ist ein Mensch in Jesus Christus ein neuer Mensch geworden. Ja, der Heilige Geist redet einfach wie Er will zu Menschen, denn Gott ist ein hilfreicher Gott.