Stellungnahme der Heilsarmee zu den Sakramenten
- Auszug aus dem Lehrenbuch der Heilsarmee -
Die elf Glaubensartikel enthalten keinen Hinweis auf das Praktizieren der Taufe oder auf die Feier des Heiligen Abendmahls. Das Lehrenbuch befaßt sich jedoch eingehend mit der geistlichen Wirklichkeit, die jeweils hinter diesen symbolischen Handlungen steht. Es zeigt auch den einzig sicheren Weg, auf welchem diese Wirklichkeit persönlich erfahren werden kann.
1. Die Bedeutung der Sakramente
Wassertaufe und Feier des Abendmahls werden als Sakramente bezeichnet. Dieser Begriff wird gewöhnlich als "ein äußeres und sichtbares Zeichen der inneren und geistlichen Gnadengabe" definiert. Somit werden die Sakramente als äußerliche Handlungen verstanden, die der materiellen und sichtbaren Welt angehören, aber von einer inneren Erfahrung der geistlichen Wirklichkeit begleitet werden.
Das griechische Wort für "Taufe" bedeutet "In Wasser tauchen". Als religiöser Ritus stellt die Taufe den Gedanken des Abwaschens von Verunreinigung dar. Sie gewinnt jedoch eine tiefere und auffallendere Bedeutung, weil sie das Sterben des alten und das Auferstehen des neuen Menschen versinnbildlicht. In diesem tieferen Sinn wird das Wort in der Bibel gebraucht, um irgendeine große Umwandlung zu bezeichnen. Der Durchgang durch das Rote Meer wird eine Taufe genannt (1.Korinther 10,2), weil die Israeliten dadurch von aller Bedrohung ägyptischer Knechtschaft befreit wurden, um das Leben als ein freies Volk zu beginnen.
Jesus sprach von seiner Kreuzigung und von seinem Weg durch den Tod zu einem erlösten, verherrlichten Leben als von einer Taufe (Lukas 12,50). Er bezeichnete jede Erfahrung, bei welcher die Jünger seinen Opfergang teilten, als eine Taufe und als ein Trinken seines Kelches (Markus 10,38-39).
Das Neue Testament gibt häufig Hinweise auf die Taufe mit dem Heiligen Geist (z.B. Markus 1,8; Johannes 1,33; Apostelgeschichte 1,4-5; 11,15-16).
Der mit Christus als seinem Heiland vereinigte Gläubige erfährt zugleich durch den Geist jene Erneuerung, die mit dieser Vereinigung einhergeht (wie in Römer 6,3-4; Kolosser 2,11-12; 2.Korinther 5,17; Galater 2,20). Er bekommt das Anrecht auf die Umwandlung, die diese Vereinigung einst vollenden wird (Epheser 1,13-14; Phil. 3,21; 1.Johannes 3,2). Paulus, der von einer Taufe sprach (Epheser 4,5), lehrte auch: "Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein" (Römer 8,9).
Die Bedeutung, die dem gemeinsam empfangenen Brot und Wein gegeben wird, ist in Matth. 26,26-28; Markus 14,22-24 und 1.Korinther 11,24-25 dargelegt. Jesus reichte seinen Jüngern Brot und Wein und veranschaulichte damit seine Lehre: Sein Tod werde ihnen zunächst als ein unfaßbarer Verlust erscheinen. Nur so würde er jedoch mit seiner Kraft, die das ganze Leben verändert, zu ihnen kommen und in ihnen wohnen können.
Wie die folgenden Schriftstellen zeigen, beschränkte sich die Lehre Jesu weder auf den gegebenen Anlaß noch auf die Form symbolhafter Unterweisung: Johannes 6,35.51-57; 7,37-39; 12,23-24; 15,1-6; 20,22. Das Johannesevangelium, das Jesus als den Ursprung des ewigen Lebens darstellt (20,30-31), bringt Worte Jesu über seinen Leib und sein Blut jedoch nicht mehr in Verbindung mit Brot und Wein beim Abendmahl.
Brot und Wein wollen vor allem den gekreuzigten Heiland als die Quelle ewigen Lebens verkünden, während die Taufe vornehmlich auf die Umwandlung hinweist, die das Heil bewirkt.
Durch beide feierliche Handlungen soll auch zum Ausdruck kommen, daß das Heil durch Christus die Menschen in die Gemeinschaft der christlichen Kirche bringt.
2. Die Aufgabe der Sakramente
a) Angesichts dieser gottesdienstlichen Handlungen drängen sich drei Fragen auf:
1. Wodurch wird die Erfahrung des Heils erlangt?
2. Wodurch wird sie aufrechterhalten?
3. Welcher Art ist die Veränderung, die sie bewirkt?
Im Lehrenbuch werden diese Fragen auf folgende Art beantwortet:
1. Das Heil wird ermöglicht, weil der Herr Jesus Christus gekommen ist und das Erlösungsopfer vollbracht hat (Artikel 4 und 6). Der suchende Mensch nimmt dieses in Buße und Glauben an (Artikel 7), und der Heilige Geist bewirkt die Erneuerung (Artikel 7).
2. Die Erfahrung des Heils wird durch beständigen Glaubensgehorsam gegenüber Christus aufrechterhalten (Artikel 9).
3. Das Heil bewirkt eine grundlegende Änderung durch Versöhnung, Wiedergeburt und Heiligung (Artikel 7,8,10).
b) Äußere Zeichen wie Taufe und Abendmahl haben nur einen Sinn, wenn sie mit dem Empfang der inneren, geistlichen Gnade in Verbindung stehen. Ihre Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit auf die Heilswahrheit zu lenken, die sie versinnbildlichen, und die Gläubigen dahin zu bringen, sich in bußfertigem Glauben Christus als Herrn und Heiland zu übergeben.
c) Manche Christen haben den Sakramenten eine weit höhere Bedeutung beigemessen. Für sie sind sie das Mittel, durch welches das innere Gnadenwerk erst geschieht, so als ob eine bestimmte Form des Brotessens und Weintrinkens oder der Wassertaufe in sich selbst eine Wirkungskraft hätte.
Dies ist offensichtlich ein Irrtum, denn es gibt zahlreiche Beispiele dafür, daß Menschen trotz ihrer Teilnahme an beiden Sakramenten die Gnade, die diese eigentlich versinnbildlichen, nicht wirklich empfangen haben.
Dies ist nicht nur bei unbekümmerten, unaufrichtigen oder ungeistlichen Christen der Fall, sondern auch bei solchen, die ernsthaft Gott suchen. Martin Luther und John Wesley haben jahrelang ohne wahre Heilserkenntnis eifrig nach Gott gesucht und für ihn gewirkt. Als getaufte Glieder der Kirche nahmen sie während dieser Zeit an den Sakramenten teil und verwalteten diese auch selbst als ordinierte Geistliche.
Beide empfingen durch das Wort des Evangeliums Licht. Sie erlebten die Versöhnung und die innere Taufe - die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes -, als sie die Botschaft, der Gerechte werde durch den Glauben leben, und Gott den segnen, der ihm vertraut, in ihren Herzen erfaßten.
Das Evangelium erwies sich als Gnadenmittel zu ihrem Heil, und zwar so, daß Herz und Sinn erleuchtet wurden, um die Antwort des Glaubens zu geben. So wurde das Evangelium Wegweisung und treibende Kraft, und Gottes Handeln durch den Sohn und den Heiligen Geist ermöglichte und vermittelte das Heil. Beides ist unerläßlich, wenn ein Mensch das Heil erlangen soll.
d) Das Neue Testament hält rituelle Handlungen nur dann für erfüllt, wenn auch ihr geistlicher Sinn erfaßt und verwirklicht wird. Der Beachtung äußerer Formen an sich kommt keine Bedeutung zu (Römer 2,28-29; Phil. 3,3). In der Kirchengeschichte hat es tiefgründige und anhaltende Debatten darüber gegeben, wie Brot und Wein zum Gedenken an das letzte Abendmahl des Herrn ausgeteilt werden sollen. Auch über die Wirkungskraft des Rituals wurde diskutiert. Viele Christen sind der Meinung, nur die übernatürliche Salbung eines ordinierten Geistlichen bevollmächtige ihn, anderen den Geist Gottes zu vermitteln, und nur durch ihn könne diese Gnade weitergegeben werden. Andere widersprechen dieser Auffassung entschieden.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß damals keiner von denen, die das Brot und den Wein empfingen, die Jesus selbst gesegnet und ausgeteilt hatte, entscheidende innere Veränderung erlebte. Sie versagten im Wachen und im Beten in Gethsemane und flohen beim Verrat. Von dieser Zeit an bis zur Auferstehung Jesu waren sie ohne Glauben und ohne Hoffnung, und selbst Petrus, der gerade das letzte Zusammensein mit Jesus erlebt hatte, verleugnete seinen Herrn bald danach und verfluchte sich selbst.
Die symbolische Handlung Jesu war Unterweisung und hatte prophetische Bedeutung. Die Apostel haben seinen Geist nicht damals und nicht dort empfangen.
Das klärende Wort ist in Johannes 7,39 zu finden. Hier verkündet Jesus eine ähnliche Lehre vor einem größeren Zuhörerkreis (Verse 37-38):
"Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten, denn der Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht."
Am Pfingsttag erfüllte der zur Herrlichkeit erhöhte Herr die Verheißung, die er gegeben hatte (Apg. 2,33). Der Auferstandene kam mit dem Reichtum seines Lebens über sie, so daß Johannes später sagen konnte:
"... von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade" (Joh. 1,16).
Diese Ausgießung des Heiligen Geistes ließ im Leben der Elf und derer, die bei ihnen waren, all das Wirklichkeit werden, was durch Brot und Wein und die Wassertaufe versinnbildlicht worden war. Sie erfüllte alte von Judenchristen praktizierten gottesdienstlichen Formen mit neuem Sinn - den priesterlichen Dienst des Tempels und des Altars, die heiligen Feste und alle religiösen Riten des jüdischen Lebens (siehe den Brief an die Hebräer). Diese Jünger hielten sich demnach (nicht Heidenchristen, siehe Apostelgeschichte 15 und den Brief an die Galater) auch weiterhin an all diese jüdischen Kulthandlungen bis zum Ende ihres Lebens oder bis zur Zerstörung Jerusalems. Sie taten dies im Lichte des von Christus Gehörten. Die neue Deutung des Alten war nur Ausdruck und Folge des großen Geschehens, daß sich Gott selbst gegeben hat. Sie entsprach dieser Gabe (Epheser 3,19-20). Nicht durch Wasser, sondern durch Blut geschah Reinigung (1.Johannes 1,7; 1.Petrus 3,21). Es gibt einen Hohenpriester, durch den diese Gabe erlangt werden kann (Hebr. 7,24-25), und wenn sie nicht von ihm empfangen wird, wird sie Oberhaupt nicht empfangen.
3. Die Sakramente im Neuen Testament
a) Der Ritus der Taufe wurde von Jesus weder eingeführt noch vollzogen (Johannes 4,2). Gewisse Formen der Taufe mit Wasser, Feuer oder Blut wurden in heidnischen Religionen angewandt.
Bei Johannes dem Täufer hatte die Taufe eine andere Bedeutung als später in der christlichen Kirche. Daher wurde die Taufe des Johannes nicht als gleichwertig mit der christlichen Taufe betrachtet. Die Gläubigen mußten sich daher auch der christlichen Taufe unterziehen (Apg. 19,1-6; 18,24-26).
Wichtig war nicht die Art, in welcher der Ritus vollzogen wurde, sondern lediglich die Bedeutung, die er für die hatte, die ihn empfingen oder ausübten.
Die Taufe des Johannes war eine Taufe zur Buße in Erwartung und Vorbereitung auf den, der kommen sollte, um die Kraft des Reiches Gottes zu offenbaren und andere an ihr teilhaben zu lassen. Auch Johannes genügte das äußere Symbol nicht. Von allen, die zu seiner Taufe kamen, verlange er einen Beweis für die Aufrichtigkeit ihres Bekenntnisses durch "Taufe" ihres Wandels (Lukas 3,10-15) sowie dadurch, daß sie dem nachfolgen würden, der kommen sollte (Lukas 3,16; Johannes 1,29-30; 3,30).
Schon in den Anfängen der Kirche gehörte die Taufe zum Aufnahmezeremoniell in die Gemeinde. Für den Täufling war sie ein Akt des öffentliches Bekenntnisses zu Christus als dem Herrn und Heiland und zugleich eine Verpflichtung, die Bedingungen der Nachfolge Christi zu erfüllen. Dies ist einer der Gründe, warum das lateinische Wort "sacramentum" in den christlichen Wortschatz aufgenommen wurde. Dieses Wort bedeutete im außerreligiösen Sinn "das, wodurch ein Mensch verpflichtet ist oder sich selbst verpflichtet". Es war auch das Wort für den Treueeid, den Soldaten ablegten, oder für das Unterpfand der Anerkennung eines Gerichtsurteils.
Die Kirche sah im Akt der Taufe ein Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde. Niemand dachte, daß der Gläubige getauft wurde, um das Heil zu empfangen. Er wurde getauft, weil er bereits zum Glauben gekommen war (Apg. 8,36-37; 10,46-47).
In der Urgemeinde war das Zeugnis der Annahme durch Gott und der inneren Erneuerung manchmal mit einer Handauflegung verbunden (Apg. 8,17; 19,6). Aber auf die Apostel und auf die ersten Heidenchristen kam der Heilige Geist, ohne daß sie sich äußerlichen Handlungen unterzogen hatten (Apg. 2,1-4; 10,44).
Beim Empfang der Heilsgewißheit erfüllten alle die gleiche göttliche Forderung: Sie wandten sich in Buße und Glauben Gott zu. Dabei kam es nicht darauf an, ob sie sich rituellen Handlungen unterzogen hatten oder nicht. Wie Petrus erklärte, ist es die rechte Einstellung des Herzens, die vor Gott ausschlaggebend ist (Apg. 15,8-9). Dieser Annahme durch Gott wird das Urteil gegenübergestellt, das über Simon von Samaria gefällt wurde. Dieser war zwar äußerlich getauft, aber sein Herz war nicht rechtschaffen vor Gott (Apg. 8,9-24).
Die hervorragende Bedeutung der Taufe, von der in Apostelgeschichte 2,38-41 gesprochen wird, lag nicht darin, daß die Dreitausend getauft wurden - ein Geschehen, über das die Betrachter unterschiedliche Meinungen haben konnten. Sie lag vielmehr darin, daß die Taufe "im Namen Jesu Christi" vollzogen und angenommen wurde, desjenigen, den die nationalen Führer in den Bann getan und als verfluchten Gotteslästerer zum Tode verurteilt hatten. Die Dreitausend taten den dramatischen Schritt, Jesus öffentlich als Herrn und Messias anzuerkennen und setzten sich damit der Gefahr jeglicher Strafe aus, die diese Entscheidung zur Folge haben konnte (s. Apg. 4,1.2.18; 5,27.28.40 in ihrem Zusammenhang). Um dieses Zeugnisses und der Behauptung willen, daß Jesus jüdische Kulthandlungen außer Kraft gesetzt hätte, ist Stephanus als Gotteslästerer gesteinigt worden (Apg. 6,12-14; 7,54-58).
Der Brauch der Taufe durch Untertauchen setzte sich in der weltweiten Kirche nicht allgemein durch, vor allem aus praktischen Gründen. Es gibt klimatische Verhältnisse und bestimmte Situationen, die diesen Brauch unmöglich machen. Deshalb wird in vielen Teilen der weltweiten Kirche das Untertauchen durch Besprengen ersetzt, welches eigentlich nur noch ein Symbol für das ursprüngliche Symbol ist.
Eine unerläßliche Bedingung des Heils muß allgemein erfüllbar sein. Wenn ein öffentliches Untertauchen in Wasser zum Heil notwendig wäre, würden viele, die sich in Verhältnissen befinden, wo sie es nicht erfüllen könnten, von der Gnade ausgeschlossen sein. Demgegenüber kann die notwendige Bedingung von Buße und Glauben zu jeder Zeit, von jedem, an jedem Platz erfüllt werden.
b) Ein Hauptmerkmal des Urchristentums war der Brauch, zu einem gemeinsamen Mahl zusammenzukommen. Dies hatte eine dreifache Bedeutung. Die Gläubigen versammelten sich im Namen Jesu, beteten ihn an und dankten ihm. Auf diese Weise erneuerten sie die Verbindung mit ihrem Herrn und bezeugten, daß er jeden Bereich ihres Lebens beherrschen sollte. So bekundeten sie zugleich die Tatsache, daß sie durch ihre Verbindung mit ihm auch in Verbindung miteinander gebracht worden waren. Durch dieses Band der Gemeinschaft von Christen wurden alle Unterschiede der Rasse und der gesellschaftlichen Stellung überwunden, die sie sonst weiterhin voneinander getrennt hätten (Gal. 3,27.28; Eph. 2,19; Kol. 3,10.11). Das gemeinsame Mahl wies sie zugleich auf das himmlische Fest beim endgültigen Sieg des Reiches Gottes hin.
Dieser Brauch gewann noch an Bedeutung und Wert, als Heiden in die Kirche aufgenommen wurden. Nirgendwo sonst in der Welt fand man Juden und Heiden, Herren und Sklaven, Männer und Frauen unter solchen Bedingungen von Gleichheit und Gemeinschaft (Apg. 10,28; 11,2.3).
Sie versammelten sich in Jesu Namen, um ihm die Ehre zu geben. Ebenso wichtig war für sie, sichtbar werden zu lassen, daß auch ihr Verhältnis zueinander maßgeblich von Jesus selbst bestimmt wurde. Von größerer Bedeutung als das Mahl selbst war die Gemeinschaft, die es zum Ausdruck brachte. Daher auch die scharfe Zurechtweisung, die in Antiochien persönlich und die der Gemeinde in Korinth schriftlich erteilt wurde, als bei ihnen der Sinn des gemeinsamen Mahles verlorengegangen war (Gal. 2,11-14; 1. Kor. 11, 17-29). Diese Schriftstellen zeigen, daß man zwar einen traditionellen Brauch formell beibehalten, zugleich aber seinen ursprünglichen Sinn preisgeben kann.
Jede Mahlzeit kommt für die einem Sakrament gleich, die im Gedenken an Jesu an ihr teilnehmen, der sowohl für ihre materiellen, als auch für ihre geistlichen Bedürfnisse sorgt. Das ist für jene besonders bedeutungsvoll, welche die Härten des Hungers und des Lebens im Gefangenenlager durchzustehen hatten.
Es ist sicher, daß die Erfüllung wesentlicher christlicher Verpflichtungen mehr erfordert als nur die Anerkennung eines Symbols. Solche wesentlichen Forderungen wie Umgang mit Gott im Gebet, das ständige Empfangen seiner Gnade, das öffentliche Bekennen Christi, die Verkündigung des Evangeliums und die Notwendigkeit, die Einheit und Gemeinschaft seiner Jünger zu verwirklichen, können nicht nur symbolisch und auch nicht nur durch Handlungen, die auf den sakralen Raum beschränkt sind, erfüllt werden.
4. Das Sakrament als ein Gnadenmittel
Wenn das Wort "Sakrament" gebraucht wird, um ein Mittel zu bezeichnen, durch welches Menschen zu Gott kommen und seine Gnade zu ihnen gelangt, kann auch alles, was an sich nicht böse ist, sakramental gebraucht werden. Alles, wodurch Gott zum Herzen des Menschen spricht und auf das der Mensch geistlich reagieren kann, hat dann für ihn gleichsam sakramentalen Charakter bekommen.
Der größte Vermittler der Gnade für die Menschen ist Jesus Christus selbst. Er ist der einzige Weg, durch den die Menschen zum Vater kommen, und der Weg, auf welchem die Gnade Gottes zu ihnen gelangt, der unerläßliche Weg.
Gott hat auch Menschen dazu gebraucht, daß sie für ihre Mitmenschen Wegweiser der Gnade wurden. Er hat durch die Propheten und Apostel gesprochen und ruft sein ganzes Volk dazu auf, für andere zum Segen zu werden. Jeder Salutist ist zu solchem sakramentalen Dienst verpflichtet, denn unsere Bewegung wurde mit diesem Ziel geschaffen. Der Ruf zur Heiligung ist somit auch ein Ruf zu sakramentalem Leben.
5. Die Sakramente im Verhältnis zur Kirche
Alles bisher Gesagte bezieht sich auf die dogmatische Grundlage, die die Einstellung des Salutisten allen äußerem Formen religiöser Anbetung gegenüber bestimmt. Weitere Gründe dafür, warum die Heilsarmee die Taufe und die Feier des Heiligen Abendmahls selbst nicht praktiziert, findet man in den englischen Broschüren: "The Sacraments - the Salvationist’s Viewpoint" und "The Salvationist and the Sacraments".
Der Verzicht auf die "Sakramente" soll nicht bedeuten, daß es sich hier um eine Regelung handelt, durch die sich die Heilsarmee von anderen Teilen der Kirche Jesu Christi trennen will. Er soll vielmehr gerade einen Beitrag zum Verständnis der Christen untereinander leisten. Um einen Ausgleich solcher Art bemühte man sich auch auf dem Apostelkonzil (Apg. 15).
Die Heilsarmee weist sich selbst und andere auf die Gefahr hin, einem äußeren Ritus so zu vertrauen, als habe er in sich selbst Kraft. Denn Gottes Gnade kann nicht durch eine äußerliche Handlung ohne innere Verbindung mit ihm selbst empfangen werden. Auch kann man sich christlicher Pflichten der Gemeinschaft und des Dienstes nicht durch die Ausübung einer an sich sinnvollen Form entledigen, wenn nicht zugleich das Leben im Alltag dahintersteht.
Die Heilsarmee wendet sich gleichermaßen gegen den verhängnisvollen Irrtum, mit dem Verzicht auf äußere Formen der Sakramente auch das vernachlässigen zu dürfen, was durch diese als geistliche Werte zum Ausdruck kommen soll.
Es wird voll und ganz anerkannt, daß die äußere Handlung durchaus mit einer inneren Beteiligung einhergehen kann und eine solche hervorzurufen vermag. Daher lehnt die Heilsarmee die Sakramente keineswegs ab, wenn sie diesem Ziel dienen.
Die Einhaltung dieser Formen ist sinnvoll, wenn durch sie der geistlichen Wirklichkeit, die sie darstellen, der rechte, das ganze Leben bestimmende Platz eingeräumt wird. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß diese geistliche Wirklichkeit auch ohne die Einhaltung sakramentaler Riten erfahren werden kann. Damit wird deutlich, was für den Empfang und die Auswirkung der Gnade allein ausschlaggebend ist (1.Korinther 7,19; Galater 5,6; 6,15.16).
Die Broschüre "Stellungnahme zu den Sakramenten" ist gegen eine Schutzgebühr bei der Handelsabteilung am Nationalen Hauptquartier in Köln zu beziehen:
Die Heilsarmee, Nationales Hauptquartier, Handelsabteilung,
Salierring 23-27, 50677 Köln (Tel. 02 21/2 08 19-0), oder per eMail
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen