Das Zeugnis Georg Müllers
Hier ist ein Zeugnis von Georg Müller aus seiner Autobiographie, das gut zur Gesamtaussage von Psalm 119 passt:
Während ich in Nailsworth weilte, gefiel es dem Herrn, ohne einen Menschen dazu zu verwenden - soweit ich weiß - mich eine Wahrheit zu lehren, von der ich immer noch profitiere, obwohl inzwischen mehr als 40 Jahre vergangen sind.
Der Punkt ist der: Ich sah deutlicher als je zuvor, dass es die erste große und vorrangige Beschäftigung, der ich mich täglich widmen soll, ist, meine Seele im Herrn froh sein zu lassen. Die erste Sache, um die es sich zu kümmern galt, war nicht, wie viel ich dem Herrn dienen könnte, wie ich den Herrn verherrlichen könnte; sondern wie ich meine Seele in einen frohen Zustand bringen und meinen inneren Menschen ernähren könnte. Denn ich könnte streben, den Unbekehrten die Wahrheit vorzuhalten, ich könnte streben, den Gläubigen zu dienen, ich könnte streben, den Bedrückten Erleichterung zu verschaffen, ich könnte auf andere Arten streben, mich zu verhalten, wie es einem Kind Gottes in dieser Welt angemessen ist - und dennoch, ohne im Herrn froh zu sein und ohne in meinem inneren Menschen Tag für Tag genährt und gestärkt zu werden, könnte all das nicht in einem richtigen Geist getan werden.
Vor dieser Zeit war es für mindestens 10 Jahre meine regelmäßige Gewohnheit, mich nach dem Anziehen in der Früh dem Gebet zu widmen. Jetzt sah ich, dass das Wichtigste, was ich tun musste, war, mich dem Lesen des Wortes Gottes und dem Nachsinnen darüber zu widmen, damit mein Herz auf diese Weise getröstet, ermutigt, gewarnt, ermahnt, unterwiesen und so durch das Nachsinnen in die Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Herrn gebracht würde. Ich begann daher, früh morgens über das neue Testament nachzusinnen, vom Beginn weg.
Das Erste, was ich tat, nachdem ich in ein paar Worten den Segen des Herrn auf sein kostbares Wort erbeten hatte, war, anzufangen, über Gottes Wort nachzusinnen, indem ich jeden Vers erforschte, um Segen daraus zu bekommen; nicht um des öffentlichen Wortdienstes willen, nicht um über das zu predigen, worüber ich nachsann, sondern um Nahrung für meine eigene Seele zu bekommen. Das Ergebnis war fast ausnahmslos, dass meine Seele nach wenigen Minuten zum Bekennen geführt wurde, oder zur Danksagung, oder zur Fürbitte, oder zum Flehen; so dass, obwohl ich mich nicht dem Gebet gewidment hatte, sondern dem Nachsinnen, dennoch augenblicklich mehr oder weniger Gebet daraus wurde.
Wenn ich auf diese Weise eine Weile bekannt, gebetet, gefleht oder Dank gesagt habe, gehe ich weiter zum nächsten Wort oder Vers, indem ich alles, während ich weiter gehe, zum Gebet für mich oder andere mache, je nachdem, wie das Wort hinführt; aber dabei halte ich mir dauernd vor Augen, dass das Ziel meines Nachsinnens die Nahrung für meine eigene Seele ist. Das Ergebnis ist, dass immer ein Gutteil Bekenntnis, Danksagung, Flehen oder Fürbitte mit meinem Nachsinnen vermengt ist, und dass mein innerer Mensch ernährt und gestärkt wird, und dass ich bis zur Frühstückszeit - mit wenigen Ausnahmen - in einem friedvollen wenn nicht frohen Herzenszustand bin. Und so gefällt es dem Herrn auch, mir das mitzuteilen, was sich sehr bald darauf als Nahrung für andere Gläubige herausstellt, obwohl ich mich nicht zum Zweck des öffentlichen Wortdienstes dem Nachsinnen gewidment habe, sondern um meines eigenen inneren Menschen willen.
Der Unterschied zwischen meiner früheren Gewohnheit und meiner jetzigen ist dies. Früher, wenn ich aufstand, begann ich so bald wie möglich zu beten und verbrachte im Allgemeinen die ganze Zeit bis zum Frühstück mit Gebet, außer ich fühlte mich besonders ausgedörrt - in diesem Fall las ich das Wort Gottes, um Nahrung, Erfrischung, oder Belebung und Erneuerung des inneren Menschen zu finden, bevor ich mich dem Gebet widmete. Aber was war das Ergebnis? Ich verbrachte oft eine viertel, eine halbe oder gar eine Stunde auf meinen Knien, bevor mir bewusst wurde, dass ich Trost, Ermutigung, Demütigung der Seele usw. gewonnen habe; und oft begann ich erst wirklich zu beten, nachdem ich viel darunter gelitten habe, dass ich die ersten 10 Minuten, viertel, halbe oder gar ganze Stunde mit meinen Gedanken umhergeschweift bin.
Darunter leide ich jetzt fast nie mehr. Denn nachdem mein Herz von der Wahrheit genährt und in die Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott gebracht wurde, rede ich mit meinem Vater und mit meinem Freund (obwohl ich schmutzig bin und dessen unwürdig!) über die Dinge, die er mir in seinem kostbaren Wort vorgesetzt hat.
Es erstaunt mich jetzt oft, dass ich dies nicht früher gesehen habe. In keinem Buch habe ich darüber gelesen. Kein öffentlicher Dienst hat mich jemals darauf hingewiesen. Kein persönlicher Austausch mit einem Bruder hat mich dazu gebracht. Und doch, seit Gott mich diesen Punkt gelehrt hat, ist es für mich sonnenklar, dass das erste, was das Kind Gottes Morgen für Morgen zu tun hat, ist Nahrung für den inneren Menschen zu bekommen.
Wie der äußere Mensch nicht dazu geeignet ist, beliebig lang zu arbeiten, ohne Nahrung aufzunehmen, und ebenso wie dies eines der ersten Dinge ist, die wir in der Früh tun, so sollte es mit dem inneren Menschen sein. Wir sollten ihm Nahrung geben, wie jeder einsehen muss. Was ist nun die Nahrung für den inneren Menschen? Nicht Gebet, sondern das Wort Gottes: und hier wiederum nicht das einfache Lesen des Wortes Gottes, so dass es nur durch unsere Gedanken durchgeht, wie Wasser durch ein Rohr läuft, sondern das Bedenken, was wir lesen, darüber nachsinnen und es an unsere Herzen anwenden.
Ich betone diesen Punkt so stark wegen des ungeheuren geistlichen Gewinnes und der Erquickung, die ich selbst daraus gezogen habe, und herzlich und feierlich ersuche ich alle meine Mit-Gläubigen diese Sache zu erwägen. Durch den Segen Gottes schreibe ich dieser Gewohnheit die Hilfe und Kraft zu, die ich von Gott erhalten habe, um in Frieden durch tiefere Anfechtungen in verschiedenen Weisen zu gehen, als ich jemals zuvor hatte; und nachdem ich dies nun über vierzig Jahre versucht habe, kann ich es mit Überzeugung in der Furcht Gottes empfehlen. Wie anders, wenn die Seele früh morgens erfrischt und froh gemacht wird, als wenn der Dienst, die Anfechtungen und Versuchungen des Tages ohne geistliche Vorbereitung über uns hereinbrechen.
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