Die meisten protestantischen Gemeinden erkennen nur zwei Verordnungen an, die Taufe und das Abendmahl. Ausnahmen können in bestimmten anderen Gemeindeformen gefunden werden, bei denen zum Beispiel die Fußwaschung eine weitere Verordnung ist (Joh 13). Die römisch-katholische Kirche fügt noch zahlreiche andere Verordnungen ("Sakramente") hinzu. Nur die Taufe und das Mahl des Herrn sind fast überall anerkannt.
1. Das Verordnung der Wassertaufe ist in der Kirchengeschichte Gegenstand zahlreicher Auseinandersetzungen gewesen und hat zu grundlegenden Trennungen in der organisierten Kirche geführt. Auseinandersetzungen gab es über zwei Punkte: 1. ob die Wassertaufe nur ein Ritual ist oder dem Getauften tatsächlich eine übernatürliche Segnung zuteil werden läßt; 2. die Frage nach der Art der Taufe, ob ausschließlich durch Untertauchen oder durch Besprengung.
Diejenigen, die die Wassertaufe für ein Ritual halten, sind der Meinung, sie stelle eine geistliche Wahrheit da, vermittle dem Getauften jedoch selbst keinerlei übernatürliche Gnade oder göttliches Leben. Dies ist die bessere Auslegung. Andere glauben an die "Taufwiedergeburt", d.h. sie meinen, die Wassertaufe wirke die Wiedergeburt des Gläubigen. Wieder andere vertreten die Ansicht, sie vermittle nur eine gewisse Gnade sowie die Neigung zum Glauben und zum Gehorsam dem Evangelium gegenüber. Jene, die die Wassertaufe nicht nur als Ritual verstehen, sprechen von ihr als einer wirklichen Taufe, die untrennbar in Beziehung steht zur Taufe des Geistes und zur Wiedergeburt des Gläubigen.
Ein zweites Problem erhebt sich bei der Durchführung der Taufe. Hier scheint sich die Kontroverse um die Frage zu drehen, ob bei dem Verordnung der Taufe der primäre oder sekundäre Sinn gemeint ist. Die primäre Bedeutung von "taufen" ist "versenken" oder "eintauchen" in eine Substanz wie z. B. Wasser. Das griechische Wort für "untertauchen" wird im Zusammenhang mit der Wassertaufe nie gebraucht. Daraus schließen einige, daß Taufe im übertragenen Sinne von Einführung (Initiation) gemeint sei, wobei der Getaufte von einer früheren Beziehung in eine neue übergehe.
Christus spricht von Seinem Leiden im Tod als einer Taufe (Mt 20,22-23), und von den Israeliten, die durch das Rote Meer gingen, ohne daß sie mit dem Wasser in Berührung kamen, wird gesagt, daß sie getauft wurden in der Wolke und im Meer (1Kor 10,2). Darum wird argumentiert, das Untertauchen im Wasser sei nicht notwendig für eine schriftgemäße Taufe.
In der Kirchengeschichte entstand die Praxis, Wasser über den Täufling zu gießen, in Anlehnung an das Symbol der Ausgießung des Geistes in der Errettung, oder ihn mit Wasser zu "besprengen". Die Geschichte dieser Lehre ist gekennzeichnet von endlosen Diskussionen. In einigen Fällen, wie zum Beispiel bei der Taufe Christi, scheint der Täufling untergetaucht worden zu sein. In anderen Beispielen, wie bei der Taufe des Kerkermeisters von Philippi (Apg 16,33) ist es sehr unwahrscheinlich, daß der Kerkermeister und sein ganzer Haushalt in der Dunkelheit des frühen Morgens untergetaucht wurde.
Weil die Taufe durch Untertauchen von allen als rituelle Taufe anerkannt ist, neigen viele Gemeinden dazu, diese Taufart zu wählen, anstatt sich über die Frage auseinanderzusetzen, ob die Besprengung richtig ist oder nicht. Zweifellos ist der Taufart eine unangemessen große Bedeutung zugeschrieben worden, da die viel wichtigere Frage ist, ob der Täufling wiedergeboren und durch den Geist in den Leib Christi hineingetauft ist. In den Bibellexika können Argumente für und gegen die verschiedenen Definitionen der Bedeutung und der Taufart gefunden werden.
Ein weiteres Problem in bezug auf die Taufe als Ritual ist die Frage der Kindertaufe im Gegensatz zur Glaubenstaufe. Über die Kindertaufe ist relativ wenig in der Bibel zu finden. Ihre Anhänger betrachten die Kindertaufe gewöhnlich als das zeitgenössische Symbol für das Abgesondertsein für Gott, ähnlich wie die Beschneidung im Volk Israel. Obwohl ganze Haushalte getauft wurden, wie in Apg 16, zu denen wahrscheinlich auch Kinder gehörten, gibt es sonst keinen eindeutigen Fall von Kindertaufe. Daher bevorzugen die meisten Gemeinden die Darbringung der Kinder. Getauft werden nur Menschen, die wirklich an Christus glauben und die alt genug sind, eine solche Entscheidung zu treffen.
Die Kindertaufe kann nicht mehr als ein Ausdruck des Glaubens und der Hoffnung der Eltern sein, daß ihr Kind später einmal errettet wird. Die Erwachsenentaufe sollte in jedem Fall den Erweis echten Glaubens an Christus zur Voraussetzung haben. Obwohl die Taufart nicht unbedingt mit der Frage nach der Kindertaufe zusammenhängt, werden Kinder in der Regel durch Besprengung getauft und nicht durch Untertauchen. Diejenigen, die nur das Untertauchen als Taufart akzeptieren, sind in der Regel auch für die Glaubenstaufe.
Ungeachtet der Taufart ist die Bedeutung der Taufe, daß der Gläubige abgesondert wird von dem, was er ohne Christus war zu dem, was er nun in Christus ist, da er nun teilhat an den Auswirkungen des Todes und der Auferstehung Christi. Die Urgemeinde hat das Ritual der Taufe konsequent befolgt, und in praktisch allen Zweigen der Gemeinde gibt es heutzutage die Wassertaufe in irgendeiner Form.
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