Sonntag, 5. Dezember 2010

Erlösung Freiheit Gerechtigkeit

Fortsetzung von Hasos Römer 7


Romans VII: The Law (Liberty)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 5:30


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir gerne tun. Was einer tut, sagt noch nichts über ihn aus. Wenn ein Bankdirektor nachts Geld aus dem Tresor holt, kann es sein, dass er ein Dieb ist. Es kann aber auch sein, dass er ein Vater ist, dessen Kind in der Hand eines Geiselnehmers ist. Wenn ein bekannter Politiker sich um eine hilfebedürftige Familie kümmert, kann es sein, dass er ein Menschenfreund ist. Es kann aber auch sein, dass er nur vor laufender Kamera seine Wahlaussichten verbessern will.


Was einer gerne tut, lässt sich nicht befehlen. Mit etwas Strenge können Eltern erreichen, dass ihr Kind den Spinat isst. Sie können nicht erzwingen, dass der Spinat ihrem Kind schmeckt. Mit genügend Radarkontrollen kann die Polizei erreichen, dass ich auf einer nahegelegenen vierspurigen Straße nur 50 fahre. Mit nichts auf der Welt kann sie erreichen, dass diese Schleicherei mir Spaß macht.

Lieben kann man nicht müssen


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir aus Liebe tun. Zur Liebe kann man nicht verpflichtet oder gedrängt werden. Mit Manipulation, Selbstmorddrohung, Eifersuchtsszenen, Bettelei oder Magie gewinnt man nicht die Zuneigung seines Wunschpartners. Zur Liebe kann man nicht mit vorgehaltener Pistole gezwungen werden. Diese Art von “Liebe” nennen wir Vergewaltigung. Liebe kann man auch nicht mit Geld oder anderen Versprechungen kaufen. Solch eine “Liebe” nennen wir Prostitution. Gott ist weder ein Gewaltverbrecher noch ein Freier.


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er im Neuen Bund die Verpflichtung abgeschafft (Römer 10,4). Er hat lange genug mit ansehen müssen, wozu die Verpflichtung geführt hat: “Dieses Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir” (Matthäus 15,8). Nun hat Jesus die Verpflichtung ein für allemal aufgehoben (Kolosser 2,14).


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er uns im Neuen Bund eine atemberaubende Freiheit geschenkt (Galater 5,1), die - so behaupte ich - vielen Christen noch gar nicht bewusst ist. Denn nur auf der Grundlage völliger Freiheit ist völlige Hingabe möglich. Nur wenn einer zu nichts mehr verpflichtet ist und außerdem keine nachteiligen Folgen zu befürchten hat, wird deutlich, wer er wirklich ist. Nur dann kann Liebe sich entfalten.





Gott ist an unserem Herzen interessiert. Wie unser Herz beschaffen ist, zeigt sich in dem, was wir gerne und freiwillig tun. Deshalb gibt Gott uns im “Neuen Bund” völlige Freiheit. (”Neuer Bund” bedeutet: Gott hat durch Jesus seine Beziehung zu uns auf eine völlig neue Grundlage gestellt, die völlig anders ist als alles, was wir sonst auf dieser Welt kennen.) Zu dieser Freiheit gehören zwei Voraussetzungen. (1) Wir sind nicht zu Wohlverhalten verpflichtet. (2) Wir werden nicht verurteilt, wenn wir uns nicht wohlverhalten. Wie man sich diese Freiheit vorstellen kann, zeigt der folgende Vergleich.


Unser Schulsystem ist ein gesetzliches System. Die Schulpflicht sorgt dafür, dass jeder hingeht. Die Zeugnisse sorgen dafür, dass die meisten sich mehr oder weniger Mühe geben. Damit lässt sich einiges erreichen. Aber nicht alles.


Wenn Millionen Kids jeden Morgen zur Schule gehen, bedeutet das nicht, dass Millionen Kids lernwillig und wissbegierig sind. Es bedeutet nicht, dass sie sich voller Begeisterung spannenden Forschungsgebieten zuwenden. Es bedeutet nicht, dass sie für Lehrer und Lehrbücher dankbar sind. Es bedeutet nicht, dass die Schule zu ihren Lieblingsplätzen gehört. Es bedeutet nur, dass sie sich fügen. Mehr lässt sich staatlicherseits nicht verordnen. Diese Verordnung hat ihre Schattenseiten: Lernstress, Prüfungsangst und persönliche Krisen derer, die scheitern.


Nun stellen wir uns folgendes Szenario vor. Am Beginn eines neuen Schuljahres tritt der Lehrer vor die Klasse und teilt den Schülern mit: “Wir haben unser Schulsystem völlig reformiert.” Das neue System sieht so aus: Die Schüler bekommen schon am ersten Tag ihr Zeugnis. In diesem Zeugnis steht eine Gesamtzensur: “Sehr gut.” Der Lehrer informiert: “Die Note ist endgültig. Sie wird euch nie wieder aberkannt werden. Ihr müsst auch nicht jeden Tag hier erscheinen. Es gibt keine Tests und Prüfungen. Ihr habt es bereits geschafft, bevor ihr angefangen habt. Nun liegt es an euch, was und wieviel ihr lernen wollt.”


Wie würde das in der Schule ausgehen? Einige würden vermutlich nie wieder ihre Klasse betreten. Andere würden es nicht glauben und ängstlich darauf warten, wo der Haken bei der Sache ist. Aber für diejenigen, die gerne lernen, wäre es das beste Jahr, das sie je hatten.


Genau solch eine Systemreform hat Gott mit dem Neuen Bund vollzogen. Der Alte Bund entsprach unserem gegenwärtigen Schulsystem. Die Menschen waren verpflichtet, das Gute zu tun. Am Ende stand der Test und das Zeugnis (Urteil). Der Neue Bund entspricht der eben beschriebenen utopischen Schulreform. Gott stellt dem, der zu Jesus kommt, bereits am ersten Tag das Zeugnis aus (oder fällt das Urteil): “Gerecht.” Das ist in seiner Welt die Entsprechung zu “Sehr gut”. Diese Note wird nie wieder zurückgenommen oder geändert werden. “Es gibt keine schlechte Zensur für die, die in Christus Jesus sind” (Römer 8,1). Kein Lernstress, keine Prüfungsangst, kein Durchfallen oder Sitzenbleiben.


Gottes Reich ist allem völlig entgegengesetzt, was du von dieser Welt kennst. Bei uns geschieht alles in dieser Reihenfolge: erst die Leistung, dann die positive Beurteilung. Bei Gott ist es entgegengesetzt: erst die positive Beurteilung, dann die Freiheit. Gott “spricht den Gottlosen gerecht” (Römer 4,5). Der “Gottlose” hat noch nichts Gutes getan, und ist doch schon völlig okay. Er hat noch nichts gelernt und doch schon sein Zeugnis in der Tasche. Die Gesamtnote über sein Leben steht bereits fest, wenn er mit Jesus an den Start geht.


Jetzt ist er frei. Er kann herausfinden, was er wirklich tun möchte. Jetzt kann sein Herz sich zeigen.


Fortsetzung folgt.


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