«Mit Christus» — gekreuzigt, auferstanden, aufgefahren und in die Himmelswelt versetzt. Das sind für den menschlichen Verstand nicht minder verwirrende Gedanken als es die Worte Jesu für Nikodemus waren (Joh. 3,3). Es ging um die Frage der Wiedergeburt. Hier aber ist etwas noch weit weniger Vorstellbares, das nicht erst wie die Wiedergeburt in uns gewirkt werden, sondern als uns gehörend erkannt und angenommen werden muss, weil es uns längst in einem andern erwirkt wurde. Wie ist das möglich? Es lässt sich nicht erklären. Wir haben es von Gott anzunehmen als etwas, das er getan hat. Wir wurden nicht mit Christus geboren, aber wir wurden mit ihm gekreuzigt (Gal. 2,19). Somit begann unsere Gemeinschaft mit ihm in seinem Tod. Gott hat uns dort in ihm eingeschlossen. Wir waren «mit ihm», weil wir «In ihm» waren.
Wie aber kann ich denn wissen, dass ich «in Christus» bin? Ganz einfach weil das Wort Gottes sagt, dass dem so ist und dass es Gottes Werk war.
«Ihm habt ihr es also zu verdanken, dass ihr in Christus Jesus seid» (1. Kor. 1,30).
«Der uns aber samt euch auf Christus fest gegründet hat … ist Gott» (2. Kor. 1,21).
Er hat es in seiner höchsten Weisheit vollendet, damit wir es erkennen, glauben, annehmen und uns darin freuen. Wenn ich eine Banknote zwischen die Seiten einer Zeitschrift lege und diese dann verbrenne, so werden beide zu Asche. Sie erleiden das gleiche Schicksal. Genauso hat uns Gott in Christus eingeschlossen. Alles was ihm begegnete und mit ihm geschah, ist in ihm auch uns begegnet und mit uns geschehen.
«Wir erkennen ja dies, dass unser alter Mensch deshalb mitgekreuzigt worden ist, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, auf dass wir hinfort nicht mehr der Sünde als Sklaven dienen» (Röm. 6,6).
Da ist keine Ermahnung, darum zu ringen. Das ist Geschichte: unsere Geschichte, geschrieben in Christus, ehe wir geboren waren. Glaubt ihr das? Das ist Wahrheit! Dass wir mit Christus gekreuzigt sind, ist eine herrliche geschichtliche Tatsache. Unsere Erlösung von der Sünde beruht nicht darauf, was wir tun können, ja auch nicht
darauf, was Gott für uns tun wird. Sie beruht einzig darauf, was er in Christus bereits für uns getan hat. Wenn uns diese Tatsache aufgeht und wir uns darauf stützen (Röm. 6,11), haben wir das Geheimnis eines heiligen Lebens entdeckt.
Wir alle müssen zwar bekennen, dass dies noch viel zu wenig unsere Erfahrung ist. Wenn zum Beispiel jemand in deiner Anwesenheit eine unfreundliche Bemerkung über dich macht, wie reagierst du darauf? Du presst die Lippen zusammen, beisst auf die
Zähne, versuchst den Ärger zu unterdrücken, nimmst dich fest zusammen, kannst mit großer Mühe deine Verstimmung verbergen, bleibst im großen Ganzen höflich und glaubst, einen großen Sieg errungen zu haben. Doch der Ärger bleibt, und nicht immer gelingt es dir, ihn zu verbergen. Etwas scheint nicht zu stimmen, aber was?
Ganz einfach, du versuchst zu wandeln, bevor du dich gesetzt hast. Das ist der sichere Weg zur Niederlage. Ich möchte daher nochmals betonen, dass keine Glaubenserfahrung mit Wandeln beginnt, sondern mit einem entschiedenen sich Setzen. Das Geheimnis der
Sündenbefreiung ist nicht das Tun von etwas, sondern das Ruhen in dem, was Gott getan hat.
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