Samstag, 2. Januar 2010

Heilstatsachen erkennen

Ich mache noch weiter mit dem Büchlein von Watchman-Nee

Wir alle müssen zwar bekennen, dass dies noch viel zu wenig unsere Erfahrung ist. Wenn zum Beispiel jemand in deiner Anwesenheit eine unfreundliche Bemerkung über dich macht, wie reagierst du darauf? Du presst die Lippen zusammen, beisst auf die Zähne, versuchst den Ärger zu unterdrücken, nimmst dich fest zusammen, kannst mit großer Mühe deine Verstimmung verbergen, bleibst im großen Ganzen höflich und glaubst, einen großen Sieg errungen zu haben. Doch der Ärger bleibt, und nicht immer gelingt es dir, ihn zu verbergen. Etwas scheint nicht zu stimmen, aber was?

Ganz einfach, du versuchst zu wandeln, bevor du dich gesetzt hast. Das ist der sichere Weg zur Niederlage. Ich möchte daher nochmals betonen, dass keine Glaubenserfahrung mit Wandeln beginnt, sondern mit einem entschiedenen sich Setzen. Das Geheimnis der Sündenbefreiung ist nicht das Tun von etwas, sondern das Ruhen in dem, was Gott getan hat.

Ein Ingenieur kehrte nach einem mehrjährigen Auslandaufenthalt in seine Heimatstadt zurück und entdeckte, dass seine Frau ihn mit einem seiner besten Freunde betrogen hatte. Er hatte seine Frau, seine beiden Kinder und seinen besten Freund verloren. Nach einer von mir geleiteten Versammlung kam er zu mir und klagte mir seine Not.

«Seit zwei Jahren ist mein Herz Tag und Nacht von Hass erfüllt. Ich bin Christ, und ich weiß, dass ich meiner Frau und meinem Freund vergeben sollte; ich versuche es immer wieder, aber ich kann es nicht. Immer wieder nehme ich mir vor, sie zu lieben, und immer wieder versage ich. Was soll ich tun?» «Nichts sollst du tun», erwiderte ich. «Wie meinst du das?» fragte er erstaunt. «Soll ich sie weiter hassen?»

Da erklärte ich ihm: «Die Lösung deines Problems ist die, dass der Herr Jesus, als er am Kreuz starb, nicht nur deine Sünden hinwegtrug, sondern auch dich selbst. Dein alter Mensch, der nicht vergeben kann, ist mit Jesus gekreuzigt, — und du brauchst nichts zu tun. Sage drum ganz still zu deinem Erlöser: «Herr ich kann nicht vergeben und will es auch gar nicht versuchen, aber ich weiß, dass Du es in mir wirken willst. Ich kann nicht vergeben und ich kann nicht lieben, aber ich glaube, dass Du in mir statt meiner vergeben und lieben willst.»

Der Mann war zutiefst erstaunt und sagte: «Das ist alles so neu für mich, ich muss doch auch etwas dazu tun.» Nach einem Augenblick fügte er hinzu: «Kann ich eigentlich etwas dazu tun?» «Gott kann erst durch dich vergeben und lieben, wenn du selbst mit deinem Versuchen aufgehört hast», sagte ich. «Hast du je versucht, einen Ertrinkenden zu retten?


Das Schlimmste dabei ist, dass ihn seine Furcht davon abhält, sich einfach dir zu überlassen. Es gibt daher nur zwei Rettungs-möglichkeiten. Entweder musst du ihn bewusstlos machen und so ans Ufer bringen, oder du musst ihn zappeln lassen bis seine Kräfte erlahmen, ehe du ihm zu Hilfe kommen kannst. Willst du ihn retten, solange er noch bei Kräften ist, wird er sich in seiner Angst an dich klammern und dich hinunterziehen, und ihr werdet beide untergehen. Gott wartet bis deine Kraft erschöpft ist, erst dann kann er dich befreien. Gott wartet darauf, dass du aufgibst. Sobald du aufhörst etwas zu tun, tut er alles».

Der Ingenieur sprang auf: «Bruder, jetzt begreife ich, wie das gemeint ist! Gottlob, jetzt ist alles in Ordnung mit mir. Ich muss nichts tun, er hat alles schon getan!» Und voller Freude verließ er mich.

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