Sonntag, 30. November 2008

Heilung

Hier ein Rundbrief von Andrew Wommack

Gott will, dass du gesund bist

„Ich halte das nicht mehr länger durch“, rief Renee völlig frustriert, während sie ihren zehn Monate alten Sohn, Jason, vorsichtig in Frischhaltefolie einwickelte. Da die Ärzte nicht helfen konnten, war das alles, womit sie ihrem Jungen ein wenig Linderung verschaffen konnte, wenn er schlief. Aber obwohl die Fingernägel des Kleinen ganz kurz geschnitten waren, kratzte er sich dennoch so heftig, dass sein Bettzeug morgens mit Blut befleckt war.

Würde die Krankheit, an der Shirley nun schon seit 45 Jahren litt, sie schließlich das Leben kosten? Auf diese Frage wagte ihr Mann, Glenn, keine Antwort zu geben. Ihre Erkrankung, für deren Ursache man keine Erklärung fand, hatte ihren Zoll gefordert. Permanent in Schmerzen, fast völlig energielos und auf kritische 45 Kilo abgemagert, stand jetzt ihr Leben auf dem Spiel. Shirley war eine Frau des Glaubens. Was behinderte ihre Heilung?

Hannah lag wie leblos in ihrem Buggy. Mit ihren drei Jahren trug sie immer noch Kleidung für neun Monate alte Kleinkinder. Der dünne Plastikschlauch einer Magensonde war fest an der Seite der Kleinen befestigt, die einzige Möglichkeit überhaupt, wie man ihr Spezialnahrung zuführen konnte, die ihr kleiner Körper nun auch noch ablehnte. Angesichts der schwindenden Lebenserwartung ihrer kleinen Tochter – ihr blieben nur noch wenige Wochen oder gar Tage –, stand das Wort Gottes im Begriff, in den Herzen ihrer Eltern Glauben zu entfachen.

Lesley und ihre Tochter Mary waren beide in ihren Aktivitäten völlig eingeschränkt. Ihr schweres Asthma hatte Tom dazu bewogen, mit seiner Frau und seiner Tochter in das trockene Klima von Colorado, USA, umzuziehen, in der Hoffnung, dass sie dort Linderung finden würden. Er hatte keine Ahnung, dass Gott im Begriff stand, ein Wunder zu tun, dass das Leben der drei für immer verändern würde. Alles fing damit an, dass sie die Wahrheit von Gottes Wort lernten.

Niki ist mittlerweile verheiratet, und sie liebt ihr übernatürliches Leben. Vor sieben Jahren war alles noch ganz anders. Damals konnte sie nicht gehen, nicht einmal zur Toilette, und auch nicht mehr alleine essen. Viele von euch haben ihre Geschichte bereits gehört. Kürzlich besuchten wir sie noch einmal und möchten dir nun ihre Geschichte weitererzählen.

Warum erleben wir nicht mehr Gottes heilende Kraft?


Hier kann man den ganzen Rundbrief lesen.

Mittwoch, 26. November 2008

Wie sieht das mit dem Zehnten aus

Hier ein sehr guter Artikel

Es wurde schon sehr viel zu diesem Thema gesagt, ich finde diesen Artikel sehr wichtig.

Samstag, 22. November 2008

Im Himmel aufbewahrt

[1Petr 1,3] Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten
[1Petr 1,4] zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch,
[1Petr 1,5] die ihr in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werdet zur Rettung, bereit , in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.


[1Petr 1,4] zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch,
Was heißt das?
Ich denke hier geht es um das gleiche wie im folgenden Vers.
[Kol 3,3] Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.

Heißt das, das Gott das Leben vor uns versteckt.

Nein, Nein, Nein, es ist bewahrt, beschützt, verborgen für uns, nicht vor uns.

Wir sollen diese göttliche Leben Stück für Stück ergreifen, und sein Leben offenbar werden lassen.
[1Tim 6,12] Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen!

Noch leben wir im Fleisch, noch kann das göttliche Leben nicht voll leuchten.
[2Kor 4,7] Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übermaß der Kraft von Gott sei und nicht aus uns.

Noch ist nicht sichtbar, daß nicht mehr wir leben sondern Jesus in uns.
[Gal 2,19] Denn ich bin durchs Gesetz Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt, [Gal 2,20] und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Noch ist nicht sichtbar, daß wir mit Christus gekreuzigt sind und mit Ihm auferweckt wurden.

[Kol 3,1] Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! [Kol 3,2] Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist!

Noch müßen wir unsere Gedanken auf das Unsichtbare richten


Kol.3,1-2 Hallerübersetzung
Wenn ihr nun also mit Christus auferweckt worden seid, dann (interessiert euch doch für das und) sucht das, was droben ist, wo sich Christus jetzt befindet, und wo er auf der Rechten Seite von Gott Platz genommen hat. 2 Denkt (ständig und intensiv) über das nach (und
sprecht miteinander darüber), was droben ist, statt darüber, was es auf Erden alles gibt.

Am Ende bleibt noch zu sagen:

[Phil 3,12] Nicht, daß ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet bin; ich jage aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin.

Donnerstag, 20. November 2008

Sünde ist für Gott kein Thema mehr

Diese Überschrift habe ich aus einem Rundbrief von Andrew Wommack.
Es ist sehr wichtig, daß wir in dieser Sache zu einer biblischen Klarheit kommen
Ich möchte den Artikel echt ans Herz legen.
Bitte wartet noch bis Ihr den Scheiterhaufen anzündet*g*

Rundbrief Januar 2008

Erlösung - Mehr als bloße Theologie

Ich werde gleich zu Beginn dieses Briefes eine Bombe zünden: Sünde ist für Gott kein Thema mehr;

wir sind erlöst! Diese Feststellung wird bei dir entweder Jubel, einen Schock oder Verwirrung auslösen. Meine Aussage ist äußerst radikal, aber eins weiß ich sicher – ich kann sie mit dem Wort Gottes belegen.


Die meisten Menschen hören die Botschaft, dass Sünde unsere Beziehung zu Gott und unsere Gemeinschaft mit Ihm kaputt macht. Die strengste Variante besagter Lehre stellt fest, dass man jedes Mal, wenn man sündigt, seine Errettung verliert („abfällt“), und zwar so lange, bis man die Sünde bekannt hat. Andere wiederum glauben, dass unsere ewige Errettung, wenn wir sündigen, nach wie vor noch sicher ist, wir jedoch die Gemeinschaft mit Ihm einbüßen, und bei Ihm weder Erhörung für unsere Gebete finden, noch von Ihm gebraucht werden können. Da wir alle sündigen, ist das wirklich keine gute Nachricht (Röm 3,23 und 1Jo 1,8).


Gewöhnlich versuchen Christen damit fertig zu werden, indem sie ständig jede einzelne Sünde bekennen. Ich möchte an dieser Stelle einmal ganz offen sein: Das ist unmöglich! Die Bibel spricht davon, dass alles Sünde ist, was nicht aus Glauben geschieht (Röm 14,23). Leben wir immer im Glauben? Jakobus 4, 17 offenbart uns, dass es nicht nur Sünde ist, etwas zu tun, was falsch ist, sondern auch, etwas nicht zu tun, was unseres Wissens nach richtig ist. Kann irgendjemand den Anspruch erheben, Gott und seinen Nächsten so zu lieben, wie er es sollte?


Diesen Definitionen zufolge sündigen wir alle wegen der Schwachheit unseres Fleisches. Es ist unmöglich, jede Sünde zu bekennen. Selbst wenn es möglich wäre, würde das die Bürde der Errettung auf unsere Schultern legen. Wenn Errettung auf diese Art und Weise funktionierte, gäbe es in unserer Beziehung zum Herrn keinerlei Frieden oder Ruhe (Röm 5,1).



weiterlesen


Montag, 17. November 2008

Was mich begeistert

Das Gesetz sagt: Tu dies, so wirst Du leben.
Das Evangelium sagt: Lebe, dann wirst Du tun.

Das Gesetz sagt: Bezahle, was Du schuldig bist.
Das Evangelium sagt: Gott vergibt Dir alles. Christus hat bezahlt.

Das Gesetz sagt: Schaffe Dir ein neues Herz und einen neuen Geist.
Das Evangelium sagt: Gott will Dir einen neues Herz und einen neuen
Geist schenken.

Das Gesetz sagt: Du sollst Gott lieben und ehren.
Das Evangelium sagt: Darin besteht die Liebe – nicht dass wir Gott
geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden.

Das Gesetz sagt: Verflucht ist jeder, der nicht Gottes Gebote hält und
danach lebt.
Das Evangelium sagt: Wohl dem, dessen Übertretungen vergeben sind.

Das Gesetz sagt: Der Tod ist der Sünde Lohn.
Das Evangelium sagt: Die Gabe Gottes ist das ewige Leben durch Jesus Christus.

Das Gesetz fordert Heiligkeit.
Das Evangelium gibt Heiligkeit.

Das Gesetz sagt: Tu.
Das Evangelium sagt: Es ist getan.

Das Gesetz erzwingt den Dienst eines Gebundenen.
Das Evangelium gewinnt den liebenden Dienst eines freien Kindes Gottes.

Das Gesetz gibt Segen als Folge des Gehorsams.
Das Evangelium wirkt Gehorsam als Folge von Segen.

Das Gesetz sagt: Wenn (du das und das tust, dann ...)
Das Evangelium sagt: Weil (Gott dies und das getan hat, kannst und wirst du tun ...)

Das Gesetz dient der Einschränkung des alten natürlichen und
sündigenden Menschen.
Das Evangelium wurde gegeben, um einem neuen Menschen wirkliche
Freiheit zu bringen.

Unter dem Gesetz ist Erlösung ein Verdienst.
Unter dem Evangelium ist Erlösung eine Gabe (Gnade).

Donnerstag, 13. November 2008

Spurgeon

C.H.Spurgeon
Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt;
sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet
ihn nicht an. 1Jo 5,18.
Jeder Vogel aus seinem eigenen Ei.
"Es würde ungeheuerlich sein, wenn aus den Eiern eines Geschöpfes die Brut einer anderen Art hervorkäme, wenn eine Krähe oder Weihe aus dem Ei einer Henne käme. Es ist ein ebenso unnatürliches Erzeugnis, wenn die neue Kreatur sündigt."

Jede Kreatur zeugt nach ihrer eigenen Art; die alte Natur, die von Grund auf böse ist, fährt fort, Schwärme von Sünden zu erzeugen und auszusenden; sie ist nicht mit Gott versöhnt, und kann es nicht sein, und deshalb sind ihre Gedanken und Handlungen voll von Empörung und Hass gegen Gott. Auf der anderen Seite: die neue Natur "kann nicht sündigen, denn sie ist von Gott geboren;" sie muss Früchte der Heiligkeit tragen, denn sie selbst ist Heiligkeit. Aus dem Nest einer Taube erwarten wir, nur Tauben fliegen zu sehen. Das himmlische Leben erzeugt Paradiesvögel, wie z.B. heilige Gedanken, Wünsche und Taten; und es kann nicht solche unreine Vögel hervorbringen, wie List und Neid und Bosheit. Das in der Wiedergeburt eingeflößte Leben Gottes ist so rein wie der Herr, von dem es erzeugt wurde, und kann nicht anderes sein. Selig ist der, welcher diese himmlische Kraft im Inneren hat, denn sie muss in seinem Leben erscheinen und muss ihn reich werden lassen an Heiligkeit zur Ehre Gottes. Lieber Leser, hast du diesen göttlichen Samen in dir, oder bleibst du unter der Herrschaft der verderbten Natur? Diese Frage verdient eine sofortige und nachdenkliche Antwort.

(Th.Manton)

Das schrieb Spurgeon vor 100 Jahren
Wir wissen heute, das die neue Natur unser wiedergeborener Geist ist
[2Kor 5,16] Daher kennen wir von nun an niemand nach dem Fleisch; wenn wir Christus auch nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir doch jetzt nicht mehr . [2Kor 5,17] Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Dienstag, 11. November 2008

Jedes Gebet erhört?

[1Jo 3,22] und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.

Montag, 10. November 2008

Hast Du ein hartes Herz?

Rundbrief von Andrew Wommack

Rundbrief September 2008

Hartherzigkeit- Vielleicht leidest du daran und weißt es nicht einmal …

ich dachte immer, Menschen mit einem harten Herzen würden Gott hassen oder zumindest gegen ihn rebellieren. Das dachte ich zumindest bis zu dem Tag, an dem der Herr mir erklärte, dass ich ein hartes Herz hatte.

Während ich zu einem Treffen flog, las ich in Markus 6,45-52 die Geschichte, wie Jesus auf dem Wasser zu seinen Jüngern geht. Sie waren in einem wütenden Sturm. Nach neun Stunden hatten sie den See Genezareth erst zur Hälfte überquert – normalerweise dauert das zwei Stunden. Die Jünger steckten in enormen Schwierigkeiten und kämpften um ihr Leben. Doch dann kommt Jesus auf dem Wasser daher, in völliger Kontrolle über genau das Element, das sie zu töten versucht.

Ich war so beeindruckt, dass ich meine Bibel beiseite legte und aus dem Fenster starrte. Unter dem Flugzeug lag eine dichte Wolkendecke. Ich stellte mir vor, Jesus auf diesen Wolken gehen zu sehen, und dass das im Natürlichen für Jesus genauso unmöglich war, wie damals auf dem Wasser zu gehen. Als ich so darüber nachdachte, erschauerte ich vor Ehrfurcht.

Ich nahm wieder meine Bibel zur Hand, las weiter bis Markus 6,51 und stellte fest, dass die Jünger eine ähnliche Reaktion zeigten. Am Ende dieses Verses heißt es:

„Und sie entsetzten sich sehr über die Maßen; ...“

Genauso ging es mir. Ich dachte, dass eigentlich jeder, der ernsthaft über die Größe dieses Wunders nachdachte, genauso empfinden sollte, ja, dass jeder angesichts der Wunderkraft Gottes schockiert und entsetzt sein sollte. Dann las ich den folgenden Vers:

„... denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet“ (Markus 6,52).

Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Zum ersten Mal wurde mir bewusst: Auf ein Wunder überrascht, schockiert oder gar entsetzt zu reagieren, war ein Anzeichen für ein hartes Herz. Wow! Man kann es auch anders ausdrücken: Ist unser Bezug zum Natürlichen stärker als der zum Übernatürlichen, dann ist das ein Anzeichen für ein hartes Herz.


weiterlesen

Samstag, 8. November 2008

Der Weg zu Gott



Entspanntes Christsein im neuen Bund




Röm10,1-11


1 Liebe Freunde, ich sehne mich von Herzen danach und bete zu Gott, dass das jüdische Volk gerettet wird.

2 Ich kann bezeugen, mit welcher Hingabe sie Gott dienen, aber es fehlt ihnen die

richtige Erkenntnis.

3 Denn sie haben nicht erkannt, auf welche Weise Gott die Menschen gerecht

erklärt. Stattdessen gehen sie ihren eigenen Weg, indem sie versuchen das Gesetz zu halten, um dadurch die Anerkennung Gottes zu gewinnen. Damit lehnen sie den Weg Gottes ab.

4 Denn mit Christus ist die Absicht des Gesetzes vollkommen erfüllt. Wer an ihn glaubt, wird vor Gott gerecht gesprochen.

5 Denn Mose schrieb, dass man alle Gebote des Gesetzes erfüllen muss, um durch das Gesetz vor Gott gerecht zu werden.

6 Wer aber durch den Glauben vor Gott bestehen will, dem sollt ihr sagen: "Du musst nicht in den Himmel hinaufsteigen" - um Christus zu finden und ihn herabzuholen.

7 Und: "Du musst nicht in die Tiefe hinabsteigen" - um Christus wieder von den Toten heraufzuholen.

8 Denn in der Schrift heißt es: "Die Botschaft ist dir ganz nahe; sie ist auf deinen Lippen und in deinem Herzen." Es ist die Botschaft von der Erlösung durch den Glauben an Christus, die wir verkünden.

9 Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und wenn du in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.

10 Denn durch den Glauben in deinem Herzen wirst du vor Gott gerecht, und durch das Bekenntnis deines Mundes wirst du gerettet.

11 So heißt es in der Schrift: "Wer an ihn glaubt, wird nicht umkommen."



Es ist wichtig, daß wir den Unterschied zwische dem alten und dem neuen Bund verstehen. Es geht nicht nur um unser ewiges Leben im Himmel, sondern daß wir hier auf der Erde erleben dürfen, daß ein Leben mit Gott möglich und leicht ist.




1. Joh.5,3-5

3 Gott zu lieben heißt, seine Gebote zu befolgen, und das ist nicht schwer.

4 Denn die Kinder Gottes besiegen diese Welt; sie siegen durch den Glauben an Christus.

5 Und wer würde den Kampf gegen die Welt gewinnen, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?



Die Bibeltexte sind aus der Übersetzung „Neues Leben“


Dienstag, 4. November 2008

Hasos Römer 7

Romans VII: Intro

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 8:43


Dieser Artikel ist von Harald Sommerfeld


Für ein paar Tage verzichte ich auf die Suche nach skurillen Einfällen und kreativen Gleichnissen und werde sachlich. Die Sache, mit der ich sachlich werde, ist nämlich so faszinierend - jedenfalls für mich -, dass ich sie nicht verzieren muss. Ich muss sie nur erklären.


Es geht um Römer 7, eines der ermutigendsten Kapitel des Neuen Testaments. Bist du gerade nicht so gut drauf? Dann lass dich aufrichten von Paulus, der vor 2000 Jahren schon wusste, wie es dir heute geht. In Römer 7,14-25 hat er es aufgeschrieben. Falls du nicht genau weißt, was da steht, hast du jetzt zwei Möglichkeiten: a) du liest nach und kommst dann wieder; b) du begnügst dich mit dem Liedtext, den Keith Green darüber geschrieben hat:


Romans VII


The very things I hate, I end up doing,

The things I want to do, I just don’t do.

Lord it seems so sad, why am I so bad?

When in my heart I only want to be like you.


The very ones I love I end up hurting,

The ones I want to help I pass right by.

Now I want to be, finally set free

The grace you’ve shown, the love I’ve known,

Please let it shine through me.


I want to love them, the way you do,

I want to serve them, by serving you.


Lord how I know your tender heart must be broken,

By all those unkept promises I’ve made,

The question still prevails, please take away the doubt,

About how you forgive, and still you live inside when I fail.


I want to love them all, the way you do,

I want to serve them, by serving you.

I want to be like you - Jesus I do.


GreenJetzt weißt du es wieder. Römer 7 enthält die Theologie deiner Silvestervorsätze. Das Gute, dass du dir vorgenommen hast, hast du nicht getan. Die Gewohnheiten, die du beenden wolltest, haben erneut ihr Haupt erhoben. Das ist Frust. Mit diesem Frust stehst du nicht alleine. Paulus, Keith Green und Haso sagen dir: “Willkommen im Club!”


Aber Paulus und Haso sagen dir noch mehr. Ich habe vorhin Römer 7 nicht eines der frustigsten, sondern “eines der ermutigendsten Kapitel des Neuen Testaments” genannt. Ganz so klingt das bei Keith Green nicht. Und ganz so fühlt sich das bei dir auch nicht an. Die Erklärung will ich dir nicht schuldig bleiben.


Keith Green war in jungen Jahren einer meiner geistlichen Heros - und ist es bis heute geblieben. Seine Sehnsucht, wie Jesus zu sein und zu handeln, seine kompromisslose Haltung gegenüber jeder Form von “Weichei-Jüngerschaft”, seine Integrität und seine Liebe zu den “Verlorenen” haben ihm einen unkündbaren Ehrenplatz in meinem Herzen verschafft. (Am besten, du liest selber seine Biographie No Compromise oder Kompromisslos.)


Dennoch teile ich seine Auslegung von “Romans VII” nicht ganz. Die entscheidende Pointe fehlt. Römer 7 beschreibt nicht einen Zustand, von dem wir erlöst werden müssen. Römer 7 beschreibt einen (zugegeben schmerzhaften) Zustand, der offenbar macht, wie erlöst wir schon sind. Römer 7 ist nicht Anlass zu dem Wunsch: “Ich möchte wie Jesus sein”, sondern zu der Einsicht: “Ich bin schon mehr wie Jesus, als ich dachte.”


Auch für Paulus was das die Quintessenz dieses Abschnitts. Es fühlte sich zwar an wie: “Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen?” (Vers 24) In Wirklichkeit gab es jedoch Grund zur Freude: “Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!” (Vers 25) Deshalb sagen Paulus und Haso dir: “Give me a High Five! Willkommen im Club der Winner!”


Fortsetzung folgt.



Romans VII: Who is who?

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:14


Gestern habe ich angefangen, Gedanken über Römer 7 mitzuteilen. Bevor ich in den nächsten Tagen auf Einzelheiten eingehe, ist es sinnvoll, eine grundsätzliche Frage zu beantworten. Wen meint Paulus hier eigentlich? Wer ist der Mensch, der das Gute nicht tut, das er tun möchte, sondern das Böse tut, das er nicht tun will? So einfach die Antwort zu sein scheint, so verwirrt kann man werden, wenn man verschiedene Auslegungen liest. Mindestens drei Grundpositionen sind mir begegnet.


1. Die klassische evangelikale Auslegung: Römer 7 beschreibt den chronischen Normalzustand des Christen, der auf dieser Seite des Grabes nicht heilbar ist. Solange wir “im Fleisch leben”, müssen wir uns mit dieser inneren Zerrissenheit abfinden.


2. Die Auslegung “sieghafter” Christen: Römer 7 beschreibt den Zustand eines Nicht-Christen “unter dem Gesetz”. Ein Christ ist - man lese nur den ersten Johannesbrief - jemand, der nicht mehr sündigt. Also hat dieses Kapitel mit ihm nicht viel zu tun.


3. Die Auslegung der Verteter eines Zwei-Stufen-Christentums: Römer 7 beschreibt einen Zwischenzustand, den jeder junge Christ erleidet und den er möglichst schnell hinter sich lassen sollte. Sein Weg - so liest sich das in dieser Art von Literatur - gleicht der Wanderung des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten. Ihr Weg führte sie von Ägypten (der Welt) zuerst durch das Schilfmeer (erste christliche Grunderfahrung, repräsentiert durch die Taufe), dann durch die Wüste (Römer 7), und schließlich durch den Jordan (zweite christliche Grunderfahrung = “Völlige Heiligung”, “Geistestaufe”, oder wie immer man das Ding nennt) ins gelobte Land (Römer 8). Dort ist die Zerrissenheit beendet, die Niederlage liegt dahinten, und man genießt das “Höhere Leben”, in dem Milch und Honig fließt.


Ich bevorzuge gegenüber all diesen Auslegungen (und ihren Mischformen) Hasos schlichte Auslegung: Römer 7 beschreibt den Menschen, dem es so geht wie beschrieben. Kennst du diese Erfahrung: ich möchte gern tun, was Gott will, aber in mir sind Kräfte am Werk, die mich ein ums andere Mal aufs Kreuz legen? Macht dir das zu schaffen? Dann redet Paulus von dir. Du musst nicht 2000 Jahre Auslegungsgeschichte konsultieren, um das herauszufinden.


Gehen wir also davon aus, du bist einer, dessen Zustand Paulus hier beschreibt. Warum hält er dir diesen Spiegel vor? Sollst du dich damit abfinden und um so heftiger auf den Himmel hoffen (Position 1)? Sollst du diesen Zustand leugnen, weil ein Christ so nicht ist, oder deinen Christenstand anzweifeln: “Wenn ich ein Christ wäre, dann dürfte es mir nicht so gehen” (Position 2)? Sollst du von Pontius nach Pilatus laufen, um eine neue Hyper-Erfahrung zu suchen, die diesen Zustand beendet (Position 3)? Nein, du sollst erst einmal nur verstehen, was wirklich abläuft. In diesem Zustand ist nämlich deine gefühlte Befindlichkeit grottenschlecht, aber eigentlich bist du gar nicht so schlecht dran. Die Erkenntnis, was wirklich mit dir los ist, wird dich nicht nur von “Verdammnis” befreien, sondern den Weg zu größerer Freiheit weisen - mit oder ohne Crossing Jordan-Erfahrung.


Wer auf die Frage nach der Zielgruppe von Römer 7 etwas mehr Antwort oder Begründung sucht, für den habe ich hier einige weitere Gedanken aufgeschrieben.


Anhang

Wer auf die Frage nach der Zielgruppe von Römer 7 etwas mehr Antwort oder Begründung sucht, für den habe ich noch einige weitere Gedanken aufgeschrieben.

In den ersten acht Kapiteln wechselt von Abschnitt zu Abschnitt das vorherrschende Personalpronomen. Diese Tatsache ermöglicht eine schöne Einteilung (auf die besonders in Theologischen Seminaren großer Wert gelegt wird). Außerdem macht sie den unterschiedlichen Charakter der einzelnen Passagen deutlich. Deshalb folgt eine kommentierte Auflistung.

Römer 1,18-31: 3. Person Plural (”sie”)

Paulus erklärt, warum diese Welt so ist, wie sie ist, und warum die Menschen so leben, wie sie leben. Die Menschen, über die er spricht, sind nicht seine Leser. Seine Leser sollen vielmehr verstehen, was draußen abgeht. Wir müssen Bescheid wissen über die negativen Kräfte, die in der Gesellschaft und in den Menschen wirken. Sonst machen wir uns Illusionen und fangen an mit nutzlosen moralischen Verbesserungsversuchen. Nur wer den Schaden des Volkes wirklich kennt, verlässt sich auf nichts anderes als auf das Evangelium von der heilsamen Intervention Gottes (Römer 1,16-17).

Nur dürfen wir jetzt das Personalpronomen nicht ändern und aus dem “sie” ein “ihr” machen. Die Zeiten, in denen Evangelisation ein anderes Wort für Publikumsbeschimpfung war, sind hoffentlich vorbei. Auch Paulus hat, wenn er mit den Menschen draußen gesprochen hat, sie nicht niedergemacht. Er ist ihnen mit Freundlichkeit und Wertschätzung begegnet. Trotzdem schreibt er diesen Abschnitt (1,18-31). Wir müssen wissen, was für eine Welt Gott so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn für sie gab.

Römer 2: 2. Person Singular (”du”)

In diesem scharfen Kapitel spricht Paulus einzelne Leser (”du”) direkt an. Gemeint sind die Religiösen (damals jüdischen Ursprungs), die sich im Umfeld jeder Gemeinde einfinden. Religiöse Menschen verlassen sich auf eigene und fordern fremde Regeleinhaltung. Sie denken, Richtigmachen sei der Weg zum Heil oder zum Segen. Sie täuschen sich am leichtesten über die eigene geistliche Position, und sie machen anderen den meisten Stress. In ihrem Stolz sind sie für Liebe und sanfte Töne kaum ansprechbar. Deshalb wird Paulus hier ziemlich straight.

Römer 3 und 4: 3. Person Singular und Plural (”er”/”sie”, “sie”)

In diesem Abschnitt lehrt Paulus über die Gerechtigkeit vor Gott (= ein Zustand, in dem der Mensch in Gottes Augen vollkommen okay ist). Es geht ihm weniger darum, bestimmte Menschen anzusprechen oder zu beschreiben, sondern die Sache zu erklären und zu begründen: wer an Jesus glaubt, ist gerecht, ohne Wenn und Aber, ohne Regeln, ohne Bewährung. Punkt.

Die neutrale dritte Person ermöglicht jedem, diese Aussagen auf sich zu beziehen. Für jeden gilt diese Gerechtigkeit. Wer schon glaubt, wird in seiner Gewissheit bestätigt, dass er gerecht ist. Wer noch nicht glaubt, erfährt, dass dieser Weg “ohne Ansehen” der Person für ihn offensteht. Es gibt einen Gott, der die “Gottlosen für gerecht erklärt” (4,5). Solch einem Gott sollte man nicht länger aus dem Weg gehen.

Römer 5,1-6,10: 1. Person Plural (”wir”)

Hier beschreibt Paulus, was für jeden Gläubigen gilt, für den Frischbekehrten aus Rom genauso wie für den gestandenen Apostel. Es geht nicht um Ideale, Ziele, Aufforderungen oder besondere Reifegrade. Es geht um Wahrheit. Wahrheit ist, was wahr ist. Wahr ist, dass wir gerecht sind (5,1), dass wir in einer vollkommen harmonischen Beziehung mit Gott leben (5,1), seine Liebe in unser Herz ausgegossen ist (5,5) und einiges mehr. Was wahr ist, bleibt wahr, auch wenn du es gerade nicht spürst oder es dir nicht so vorkommt. Wenn die Römer es immer so gespürt hätten oder es ihnen immer so vorgekommen wäre, hätte Paulus sich den Brief sparen können. Umgekehrt stimmt es: Wer es wagt, sich auf solche Wahrheiten zu verlassen, wird früher oder später anfangen, sie auch zu spüren.

Römer 6,11-7,6; 8,1-39: 1. und 2. Person Plural (”wir”, “ihr”)

In diesem Abschnitt setzt Paulus die Beschreibung des normalen Christenlebens fort, mischt sie aber mit einer Reihe von Aufforderungen. Diese Aufforderungen haben an keiner Stelle den Charakter, irgendetwas Gutes von uns zu erwarten. Wir sollen vielmehr in Übereinstimmung mit dem leben, was wir gerade über uns erfahren haben.

Solche Anweisungen sind nicht so zu verstehen, als werde einem Obdachlosen gesagt: “Geh arbeiten! Dann bekommst du Geld zum Leben.” Er würde vielleicht gern, falls er sich nicht schon völlig aufgegeben hat - aber wo, was, wie? Paulinische Anweisungen sind vielmehr so gemeint, als wenn man einem Obdachlosen 10.000 Euro in die Hand drückt und sagt: “Jetzt geh und miete dir ein Zimmer!”

Römer 7,7-25: 1. Person Singular (”ich”)

Durch die Wahl der ersten Person ist dieser Abschnitt vom gesamten Kontext abgegrenzt. Das “Ich” bedeutet: Hier geht es nicht im etwas Generelles, sondern um etwas Persönliches. Nicht um eine objektive Wahrheit, sondern um ein subjektives Erleben. Nicht jedem geht es gerade so, aber wem es so geht, der kann sich im “Ich” wiederfinden. Wenn du dazu gehörst, dann erinnere ich dich noch einmal: dieser Abschnitt endet mit einem “Ich danke”. Morgen brechen wir auf zu diesem Happy End



Fortsetzung folgt.


Romans VII: The Blues

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 10:31


Aus der Wetterkunde wissen wir: Gefühlte Temperatur ist nicht gleich gemessener Temperatur. Nur weil du frierst, muss es draußen nicht unter Null sein. Selbst im Hochsommer kannst du an Schüttelfrost leiden.


Aus Römer 7,14-25 erfahren wie: Gefühltes Befinden ist nicht gleich gemessenem Befinden. Es muss nicht schlecht um dich bestellt sein, nur weil du dich schlecht fühlst. Du solltest lieber nachmessen.


Solch einen Messvorgang beschreibt Paulus. Am Anfang steht die gefühlte Lebenstemperatur. Danach holt Paulus sein Thermometer heraus und steckt es Mister “Ich” unter die Zunge. Am Ende steht der tatsächliche Befund. Doch so weit sind wir noch nicht. Heute beschäftigt uns erst einmal die gefühlte Unheiligkeit.


Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. (Vers 14-15)


Mister “Ich” leidet. Er leidet an sich selbst, an seiner Unfähigkeit, den Willen Gottes zu tun. Das an sich ist schon bemerkenswert. Unzufrieden ist so ziemlich jeder - mit den Verhältnissen, der Behörde, dem eigenen Einkommen oder Nachbars Hund, der den Gehweg für ein Klo hält. Mit sich selbst unzufrieden sind auch viele. Sie wären gern schöner, begabter, wohlhabender, beliebter oder erfolgreicher. Solche Regungen kennt Mister “Ich” sicher auch. Aber sie sind nicht der eigentliche Grund für seinen Blues. Er wäre gern einer, der Gottes Willen tut - und er schafft es einfach nicht.


Gottes Wille hat seine volle Zustimmung. Er kann sich vorstellen, wie schön eine Welt wäre, in der jeder nach der Bergpredigt lebt. Aber es gelingt ihm nicht, sein eigenes Leben in Übereinstimmung mit der Bergpredigt zu bringen.


Gottes Wille ist nämlich “geistlich”, er aber ist “fleischlich”. Ich verzichte auf eine genaue Erklärung dieser Begriffe. Für Mister “Ich” bedeuten sie: Wenn er sich zuerst die Bibel und dann sein eigenes Leben anschaut, stellt er nicht nur einen quantitativen Unterschied fest. (Dann wäre ja mit etwas mehr Anstrengung die Gehorsamslücke schließbar.) Der Unterschied ist qualitativ.


Deutlich spürt er das, wenn er an seine geistlichen Vorbilder denkt, deren Biographie ihn zuerst inspiriert, aber inzwischen entmutigt hat. Sie stehen nämlich nicht nur einige Tabellenplätze vor ihm, sie spielen in einer ganz anderen Liga. Und es würde mehr als einen Aufstieg erfordern, in dieser Liga anzukommen.


Wie ein Aufsteiger fühlt Mister “Ich” sich jedoch gerade nicht. Eher wie ein Absteiger. Enthält seine Statistik nicht Niederlage um Niederlage? Hat er nicht den ständigen Beweis für seine Unfähigkeit vor Augen? “Was ich will, tue ich nicht.” Wie viele seiner Vorsätze sind schon gescheitert. “Was ich hasse, das tue ich.” Er will nicht neidisch oder verbittert sein, aber bestimmte Leute müssen nur den Raum betreten, und schon kocht es in ihm. Er will nicht unehrlich sein, aber dann wird ihm eine unangenehme Frage gestellt, und schon ist es mit der Ehrlichkeit vorbei. Das ist doch nicht nur gefühlt, das ist Fakt - oder?


Am Ende steht die Verwirrung: “Ich weiß nicht, was ich tue.” Sicher stimmt etwas nicht mit ihm. Manchmal mag er sich fragen, ob er überhaupt (noch) ein Christ ist. So wird er eine leichte Beute reisender Bußprediger, die gerne mit ihren Aufrufen den Platz vor der Bühne füllen. Sie treffen zielsicher ins Zentrum seiner Schuldgefühle. Und schon ist er bußfreudig auf den Knien und spricht das dreiundsechzigste Hingabegebet nach.


Diesmal meint er es wirklich ernst. Jetzt wird alles anders. Aber es wird nicht alles anders - genauso wenig wie beim letzten, vorletzten oder siebenundzwanzigsten Mal. Am liebsten würde ich ihm zurufen: “Junge, entspann dich, bleib auf deinem Platz und lass den Scheiß.” Aber wenigstens kann ich es ihm heute schreiben. (Damit mich keiner missversteht: es gibt Situationen, wo Gott uns konkret überführt und eine Bußreaktion angemessen ist. Aber das sind dann keine Verzweiflungstaten, mit denen wir das Lebensgefühl des Losers hinter uns lassen wollen. Und manche Aufrufe, mit denen bestimmte Verkündiger bei Mister “Ich” im Trüben fischen, erregen meinen heiligen Zorn.)


Viel mehr als dieses Blues-Schema habe ich heute nicht zu bieten. Nur ein paar Gedanken sollten wir uns noch über die Ursachen von Mister “Ich”s Befindlichkeit machen. Ihm wurde seinerzeit ja versprochen, bei Jesus gäbe es Leben im Überfluss. Nun findet er sich in einem Leben weit unter Mittelmaß wieder. Wie konnte das passieren?


Der Gründe sind viele. Einige werden noch ans Licht kommen. Eine Erklärungen sei jetzt schon genannt. Die Tonart für diesen Blues gibt ein Missverständnis an. Mister “Ich” spricht nicht vom Willen Gottes, er spricht vom Gesetz Gottes. Für ihn ist der Wille Gottes eine Konglomerat von Forderungen, die an ihn herangetragen werden. “Follow the rules” ist sein Verständnis von Nachfolge. In seinem Inneren hat er eine Vorstellung, wie ein Christ sein sollte. Dieser Vorstellung hat er zu entsprechen versucht. Das konnte nur schiefgehen.


Nachfolge bedeutet nicht: “Follow the rules.” Nachfolge bedeutet: “Follow your heart.” In unser Herz hat Gott seinen Geist gegeben und sein Gesetz geschrieben. Söhne und Töchter Gottes werden nicht durch Regeln, Vorsätze und Appelle geleitet, sondern durch den Geist (Römer 8,14), der in ihren Herzen wohnt. Die Wurzel allen Scheiterns ist die Pflicht. Wo der Geist ist, da ist Freiheit. Wo die Regel ist, da ist Unfreiheit. Der Neue Bund bedeutet nicht Verpflichtung. Der neue Bund bedeutet Freisetzung. Das hat Mister “Ich” noch nicht entdeckt. (Ich weiß, diese plakative Darstellung kann missverständlich kann. Aber ich bin sicher, Mister “Ich” wird mich nicht missverstehen.)


Den Blues von Römer 7 erleidet der in voller Schärfe, der es besonders gut (ge)meint (hat). Christliche Minimalisten stecken ihre Unvollkommenheit leichter weg. Wer nach dem Motto lebt “Ich komme auch in der letzten Reihe in den Himmel”, mag ab und zu ein gewisses Unbehagen spüren. Er wird jedoch nicht empfinden: “Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen?”


Der Blues von Mister “Ich” beweist, dass tief in seinem Herzen etwas Schönes und Kostbares steckt. “Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an.” Auch Mister “Ich” sieht, was vor Augen ist - seine gebrochenen Gelübde, seine wiederholten Abstürze, seinen gebauter Mist. Darunter leidet er. Aber Gott sieht Mister “Ich”s Herz. Gott ist schon zu lange Vater, um vom Versagen seiner Kinder sonderlich beeindruckt zu sein. Er schaut tiefer und sieht bereits das Neue, wo Mister “Ich” nur am Alten leidet. Aber davon ein anderes Mal mehr.


Fortsetzung folgt.




Romans VII: How the Blues began

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 9:34


Gestern habe ich den Blues von Mister “Ich” aus Römer 7,14-25 beschrieben. Er schafft es nicht, seine guten Vorsätze einzuhalten. Er fällt immer wieder in Verhaltensweisen zurück, die ihm zuwider sind. Deshalb leidet er an sich selbst.


Dem Mister “Ich” müsste ich erst noch begegnen, auf dessen Liste gebrochener Vorsätze nicht das Bibellesen und das Beten stünde. Die Unzufriedenheit mit eigenem Wortumgang und Gebetsleben ist in der Christenheit nahezu flächendeckend. Könnte es sein, dass der Fehler nicht im einzelnen Christen, sondern im System liegt? Deshalb ergänze ich heute die Analyse von Mister “Ich”s Befindlichkeit um einige freche Gedanken der Systemkritik.


Das Elend von Mister “Ich” beginnt oft schon am Tag seiner Bekehrung. Voller Freude bricht er in ein neues Leben mit Jesus auf. Doch schon fällt er einem Mitchristen in die Hände, der ihn wohlmeinend unterweist: Ab heute müsse Bruder “Ich” täglich die Bibel lesen und beten. Schon ist die Weiche aufs Verlierergleis gestellt. Was Kür sein sollte, ist zur Pflicht geworden. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Ich erlaube mir zu protestieren.

1. Du musst überhaupt nicht die Bibel lesen.


Ich sage nicht, das Bibellesen schlecht ist - im Gegenteil. Ich sage nicht: “Lass das Bibellesen!” Wenn einer will, darf er sie gern lesen. Ich freue mich darüber. Ich weiß, dass sie ihm gut tun wird. Ich sage nur: Du musst sie nicht lesen. Jedenfalls nicht, um Gott zu gefallen (du gefällst ihm nämlich schon) oder um ein “guter Christ” zu sein. Es gibt keine anderen Christen als gute. Ein Christ ist ein Werk Gottes (Epheser 2,8). Alles, was Gott macht, ist gut.


Mister “Ich”, du bist ein Christ,

und dein Gott macht keinen Mist.


Wie gesagt, du musst nicht die Bibel lesen. Zweifelt jemand daran? Ich kann es dir ganz einfach beweisen. 1500 Jahre lang gab es Christen, ohne dass es gedruckte Bibeln gab. Dem normalen Christen waren die vorhandenen Handschriften entweder nicht zugänglich, oder er wäre nicht schriftkundig genug gewesen. Wie kann Bibellesen da eine Christenpflicht sein? Wie kann ein Christ etwas müssen, was der Mehrheit der Christen über 1500 Jahre gar nicht möglich war? (Natürlich ist es ein Vorzug, dass heute Luther, Elberfelder und Volxbibel in unserem Besitz sind. Doch dadurch ist Bibellesen keine Pflicht. Es ist ein Privileg.)


Wie wäre es, wenn wir alten Hasen, die sich um eine gute geistliche Ernährung des jungen Christen sorgen, es ganz anders anfingen? Wenn wir ihm kein “Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können” (Apostelgeschichte 15,10)? Wenn wir stattdessen in unseren Gemeinden nur regelmäßig davon berichten würde, wie gut uns das Wort tut? Wenn der frischgebackene Bruder “Ich” in jedem Treffen davon erführe, wie wir durch das Wort Heilung, Versorgung, Kraft und Hilfe empfangen? Wenn er an uns sehen würde, welche zuversichtlichen, siegreichen und weltverändernden Menschen das Wort aus uns gemacht hat? Es müsste doch mit unrechten Dingen zugehen, wenn ihm das nicht einen solchen Appetit aufs Wort erwecken würde, dass man seine Nase nur noch in der Bibel fände.


Was sagst du? So sieht das bei uns nicht aus? So zuversichtlich und weltverändernd sind wir nicht? Mit welchem Recht verpflichten wir dann junge Christen zu etwas, was bei uns selbst nicht funktioniert? (Bevor mir einer solche Sätze übelnimmt - ”Was habe ich denn getan? Ich habe doch nur gefragt!” 1.Samuel 17,29)

2. Du musst nicht mehr beten


Ich bin für “mehr”. (”Mehr, Herr”, ist eins meiner Standardgebete in Segnungsgottesdiensten.) Und ich bin für “beten”. Aber ich bin nicht für “mehr beten”. Überall wird “mehr beten” von uns gefordert. Wofür sollen wir nicht alles beten: für die Regierung, für unsere Stadt, für Erweckung, für Israel, für Missionar A., für Schwester B., für Veranstaltung 1 bis 23, gegen Veranstaltung xxiv bis xxxiii … Am besten machen wir das Telefonbuch zu unserer täglichen Gebetsliste, denn die haben alle auch Fürbitte nötig. Wer soll das schaffen?


Außer dem Telefonbuch bin ich übrigens schon mehr oder weniger in all diesen Gebetsanliegen engagiert gewesen. Ich glaube, dass Gott noch viel mehr Gebet in allen diesen Bereichen “freisetzen” möchte. Aber das wird mit Sicherheit nicht durch die gutgemeinten Appelle geschehen: “Christen, betet mehr!” Ich habe noch nie erlebt, dass leere Gebetsstunden sich gefüllt hätten, weil ständig ermahnt wurde: “Kommt zur Gebetsstunde!” Ich habe nur erlebt, dass Christen ein schlechtes Gewissen bekamen, weil ständig ermahnt wurde: “Betet mehr!” Wenn wir wirklich wollen, dass mehr gebetet wird, dann lasst uns endlich mit diesen Appellen aufhören. Das Gesetz bringt keine Beter hervor.


Wenn ich meine Bibel richtig kenne, steht da übrigens auch nicht die Aufforderung, “mehr” zu beten. Ich erinnere mich, in ihr gelesen zu haben, dass wir “weniger” beten sollen (Matthäus 6,7). Ansonsten hat Jesus durch Verheißungen Appetit aufs Beten gemacht (Matthäus 7,7) oder gewartet, bis sein eigenes Vorbild in den Jüngern das Verlangen nicht nach mehr, sondern nach anderem Gebet erweckt hatte (Lukas 11,1).


Wie gesagt, die Bibel fordert uns nicht auf, “mehr” zu beten. Wenn, dann fordert sie uns auf, “allezeit” (Epheser 6,18) und “ohne Unterlass” (1. Thessalonicher 5,16-17) zu beten. Mit “mehr” ist es nicht getan. “Ununterbrochen” ist angesagt. Wie kann man “allezeit” schaffen, wenn man nicht einmal “mehr” schafft? “Schaffen” kann man das genauso wenig, wie man dazu “verpflichtet” werden kann.


Wie wäre es, wenn wir die jungen Christen einfach nur liebhaben, ihnen das Wesen des Vaters und das Wesen Jesu zeigen, und sie ständig daran erinnern, dass Christus in jeder Lage bei und in ihnen und für sie ist: wenn sie schlafengehen, wenn sie aufstehen, wenn sie Zähne putzen, wenn sie frühstücken, wenn sie aus dem Haus gehen, wenn sie in der Schule oder auf der Arbeit sitzen, wenn sie Pause machen, wenn sie nach Hause fahren, wenn sie fernsehen, wenn sie Fußball spielen, wenn sie in der Gemeinde sind, wenn sie nicht in der Gemeinde sind, wenn sie über den Glauben sprechen, wenn sie zu feige sind, über den Glauben zu sprechen, wenn sie über etwas ganz anderes sprechen, ja, sogar wenn sie auf dem Klo sind oder wenn sie sündigen? Wenn wir ihnen das solange zusprechen, bis aus der mentalen Zustimmung ein Bewusstsein geworden ist und sie die Gegenwart Jesu ständig als real, wohltuend und hilfreich erleben?


Es sollte mich wundern, wenn sie dann nicht automatisch anfangen, immer wieder mit diesem Jesus zu sprechen. Wenn ich ständig mit meiner Frau zusammen bin, spreche ich auch immer wieder mit ihr. Selbst wenn wir mit verschiedenen Dingen beschäftigt sind (sie liest ein Buch, ich höre eine Predigt), störe ich sie, weil mir etwas einfällt, was ich ihr sagen möchte. Und zwischendrin nehmen wir uns Zeit, wo wir nur miteinander sprechen. Gegenwart schafft Kommunikation.


Ich schließe mit einer alten Anekdote:


Ein junger Mann steht vor der Frage, ob er Christ werden will. Eigentlich weiß er, dass es dran ist. Aber er hat immer wieder gehört, dass ein Christ “Zeugnis geben” muss. Schon der Gedanke daran, sich als Christ öffentlich outen zu müssen, ist ihm peinlich. Deshalb schiebt er seine Bekehrung immer wieder vor sich her. Eines Tages kommt er mit einem Pastor ins Gespräch und erzählt ihm von seinem Problem. Der weise Mann nimmt ihm die Last von der Schulter: “Du musst überhaupt nicht Zeugnis ablegen, wenn du Christ wirst.” Erleichtert geht der junge Mann nach Hause, zieht sich in sein Zimmer zurück und bekehrt sich zu Jesus. Diese Erfahrung erfüllt sein Herz so mit Freude, dass er aus seinem Zimmer stürzt und die Treppe ins Wohnzimmer hinab eilt, wo seine Familie sitzt. “Wusstet ihr schon, dass man Christ werden kann, ohne anderen davon erzählen zu müssen”, stößt er begeistert heraus.


Meine kühne These: die Bibel würde mehr gelesen werden und es würde mehr gebetet werden, wenn wir immer wieder ganz klar aussprechen: “Du must überhaupt nicht in der Bibel lesen. Du musst nicht mehr beten.” Falls einer Zweifel hat, ob meine sanfte Tour wirklich Erfolg hat, antworte ich ihm: sie wird zumindest nicht weniger Erfolg haben als das gegenwärtige System.





Romans VII: Still faithful after all these years

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:37


Vorgestern habe ich in dieser Reihe die gefühlte Lebenstemperatur unseres Mister “Ich” beschrieben. Nun ist es Zeit, nachzumessen und herauszufinden, wie es wirklich um ihn bestellt ist.


Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. (Vers 16)


Mitten im Tohuwabohu macht Mister “Ich” Entdeckungen, die Schritt für Schritt zum Schlüssel für die Situation werden. Die erste lautet: “Wenn ich tue, was ich nicht will, gebe ich zu, dass Gottes Wille gut ist.” Die Tatsache, dass Mister “Ich” von seinem eigenen Tun enttäuscht ist, sich selbst verurteilt, und manchmal vielleicht an sich selbst verzweifelt, beweist: in seinem Inneren hat er ein “Ja” zu Gottes Willen.


Wörtlich schreibt Paulus: “Ich stimme dem Gesetz zu” oder “Ich stimme mit dem Gesetz überein, dass es gut ist”. Mister “Ich”, der sich weit ab von Gottes Willen wähnt, ist in Wirklichkeit innerlich in Übereinstimmung mit diesem Willen. Sonst würde er gar nicht erst an seiner Zerrissenheit leiden.


Eigentlich liebt Mister “Ich” den Willen Gottes. Sein “Ungehorsam” ist nicht kühl geplant und frech durchgeführt. Er erliegt vielmehr immer wieder der Situation, der Furcht, den Nerven, der Müdigkeit, dem “Fleisch” oder der Versuchung. Ohne diese Umstände würde er manches nie tun. Was gäbe er drum, wenn er es endlich schaffen würde.


Mister “Ich” mag den Willen Gottes gesetzlich missverstehen. Er mag mit seinen Vorsätze scheitern. Das ändert nichts daran: in seinem Inneren stimmt er mit dem Willen Gottes überein. Sogar die scheiternden Vorsätze zeigen: diese innere Übereinstimmung meldet sich immer wieder. Es braucht nur einen intensiven Gottesdienst oder eine Wochenendfreizeit, und schon spricht sie wieder an.


Ich empfinde Wertschätzung für die Treue von Mister “Ich”. Denn Treue nenne ich, was ich bei ihm beobachte. Er selbst mag sich für untreu halten. Aber er irrt sich. Tief in ihm ist etwas installiert, was ihn nicht vom Willen Gottes loskommen lässt. Egal wie oft er scheitert, er sagt nicht: “Die Bibel ist ein bescheuertes Buch. Ich bin doch nicht so blöd, dass ich mich nach Gott richte.” (Und wenn in einem Anfall von Resignation solche Gedanken in seinen Kopf kommen, revidiert er sie, sobald er wieder klar sieht.) Er versucht es erneut, er hofft erneut.


Siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf” (Sprüche 24,16). Von Jesus wissen wir, dass in solchen Sätzen “siebenmal” durch “siebzigmal siebenmal” zu ersetzen ist. Wer nach dem Fallen wieder aufsteht, ist ein Gerechter - egal wie oft er fällt. Und wen Gott gerecht nennt, der nenne sich selbst nicht ungerecht.


Ein Hiob hält an Gott fest, obwohl sich alles gegen ihn verschworen zu haben scheint. Ein anderer glaubt immer noch, dass Gott heilt, obwohl in seiner Umgebung mehr Christen krank als gesund sind und er am eigenen Leib die Seuche rumschleppt. Mister “Ich” will immer noch als Christ leben, obwohl ihm Nachfolge ein ums andere Mal misslingt. Einer ist so treu wie der andere.


Was Mister “Ich” gerade erlebt, ist sicher nicht Gottes Bestes für ihn. Aber es ist viel besser, als es wäre, wenn er Gott nicht kennen würde. Es wäre ihm zu wünschen, dass er bald einige Entdeckungen macht, die sein Down-and-Up wirkungsvoller beenden als seine erfolglosen Vorsätze. Aber bis dahin möge er nicht verachten, dass er aufrichtig sagen kann: “Ich gebe zu, dass Gottes Wille gut ist.”


Fortsetzung folgt.



Romans VII: The victim

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 7:48


Heute begleiten wir Mister “Ich” (aus Römer 7,14-25) erneut auf seinem Weg der Erkenntnis über sich selbst. Am Anfang stand die gefühlte Befindlichkeit: “Ich schaffe es nicht, als Christ zu leben. Was ich mir vornehme, gelingt mir nicht. Was ich nicht will, tue ich doch immer wieder. Ich bin ein Versager” (Vers 14-15). Wir haben ihm geraten, lieber noch einmal nachzumessen, ob es wirklich so schlecht um ihn steht. Als nächstes dämmerte ihm die Erkenntnis: “Wenn es mir etwas ausmacht, ständig den Willen Gottes zu verfehlen, dann muss mein Inneres in Übereinstimmung mit Gottes Willen sein. Sonst würde ich ja nicht am meinem Scheitern leiden” (Vers 16). Und nun folgt dieser Einsicht eine zweite:


So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. (Vers 17)


Wenn ich in meinem Inneren in Übereinstimmung mit Gottes Willen bin, folgert Mister “Ich”, dann kann ich nicht der eigentliche Urheber meines bedauerlichen Tuns sein. Ich will es ja gar nicht, und trotzdem kommt es immer wieder zustande. Es muss in mir eine Kraft geben, die etwas hervorbringt, was ich nicht will. Diese Kraft nenne ich die “Sünde” (Einzahl).


Damit ist das Problem von Mister “Ich” natürlich noch nicht gelöst. “Der Feind in mir”, das klingt immer noch nicht gut. Und trotzdem erleichtert ihn diese Einsicht. Denn allmählich geht ihm auf, dass er in Gottes Augen nicht Täter, sondern Opfer ist.


Gott ist in diesem inneren Konflikt nicht sein Richter und schon gar nicht sein Ankläger. Das übernehmen andere. Der Teufel zum Beispiel. Religiöse Leute stehen ihm da nichts nach. Das eigene Gewissen singt die dritte Stimme. Aber Gott macht mit Sicherheit kein Quartett aus dieser Condemnation Band.


Der klassische Mister “Ich” im Neuen Testament ist Petrus. (Er wird uns noch näher beschäftigen.) Er tat, was er nie tun wollte, er verleugnete Jesus. Als Folge davon erlitt er die volle Dosis der Selbstanklage. Nur einer klagte ihn nicht an - Jesus. “Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre” (Lukas 22,32), solidarisiert sich Jesus mit ihm.


Das Versagen von Mister “Ich” weckt in Gott keine Regung des Missfallens, sondern eine Regung der Barmherzigkeit. Gott steht immer auf der Seite des Opfers. Und ein solches ist Mister “Ich”. (Du brauchst Gott nie mehr, als wen du sündigst. Gehe ihm nie aus dem Weg, wenn du sündigst.)


Gottes Barmherzigkeit drückt sich darin aus, dass er Mister “Ich” hilft. Die größte Hilfe hat er ihm schon vor zweitausend Jahren geschickt. Das ist das Coolste: Mister “Ich” kann gar keine Sünde begehen, für die Jesus noch nicht bezahlt hat.


Aber nun fügt Gott noch zwei weitere Hilfemaßnahmen hinzu. Die erste ist dieselbe wie bei Petrus: Jesus betet für Mister “Ich” (Hebräer 7,25). Er betet nicht um Vergebung, die ist bereits geschehen. Er betet, dass auch Mister “Ich”s Glaube nicht aufhöre; dass er nicht an sich selbst verzweifelt, den anklagenden Stimmen Gehör schenkt und am Ende die Flinte ins Korn wirft.


Die zweite Hilfemaßnahme ist die “Wahrheit”. Gott hat einem anderen Ex-Mister-”Ich”, Paulus, Einsichten geschenkt, dass es viel besser um ihn stand, als der dachte. Gott hat dafür gesorgt, dass dieser Mister “Ich” seine Einsichten in einem Brief anderen Mister “Ich”s in Rom mitgeteilt hat. So kamen sie ins Neue Testament und können jetzt direkt oder auf dem Umweg über Hasos Tafel dich erreichen, wenn du Mister “Ich” bist.


Wahrheit macht frei. Nicht Appelle, Vorsätze, Bußübungen und Selbstvorwürfe. Mit diesen freimachenden Wahrheiten sind wir noch lange nicht am Ende. Ich fasse die ersten noch einmal kurz zusammen. (1) Mister “Ich” ist innerlich bereits in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. (2) Wann immer er diesen Willen verfehlt, ist er nicht Täter, sondern Opfer. Und Opfer haben Gott auf ihrer Seite.


Fortsetzung folgt.



Romans VII: Interim result

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 8:20


Was in Römer 7,14-25 bisher geschah: Mister “Ich”, der Christ der gescheiterten Vorsätze (V 15), macht Entdeckungen über sich selbst. Diese Entdeckungen sind Wahrheiten, die ihn Stück für Stück befreien. Zunächst befreien sie ihn von einigen Lügen, die er geglaubt hat.

Erste Lüge: Mister “Ich” ist ein schlechter Christ


Mister “Ich” ist ein völlig normaler Christ. Römer 7 ist nicht der Pranger, an den die Bibel gescheiterte Existenzen stellt. Römer 7 erklärt normalen Christen, warum sie erleiden, was sie erleiden.


Das Selbstbild von Mister “Ich” sieht nicht sehr rosig aus. Er fühlt sich immer wieder als christlicher Versager. Aber Gottes Wort sagt: Mister “Ich” “stimmt mit dem Willen Gottes überein” (Vers 16). In seinem Innern hat Mister “Ich” bereits eine große Veränderung erlebt. Er würde gern nach Gottes Willen leben, schafft es nur noch nicht. (Wie könnte jemand ein schlechter Christ sein, der jeden Tag Hasos Tafel liest, in der Hoffnung, hier einige Einsichten zu gewinnen, durch die er sein “Versagen” überwinden kann?)

Zweite Lüge: Mister “Ich” ist das Problem


Mister “Ich” meint, er selbst sei das Problem. Wenn er hingegebener, disziplinierter, entschiedener, frömmer oder wer weiß was wäre, wäre alles anders. Aber Gottes Wort sagt: Mister “Ich” ist nicht das Problem. Mister “Ich” hat lediglich ein Problem: die Sünde, die in ihm wohnt (V 17). Wenn in deinem Haus Ungeziefer wohnt, ist nicht dein Haus schlecht, sondern das Ungeziefer. Wenn in deinem Körper Viren wohnen, ist nicht dein Körper das Problem, sondern die Viren. Es fühlt sich so an, als sei dein Körper das Problem. Aber werde nur die Viren los, dann merkst du, er ist nicht das Problem. Er hat nur ein Problem.


Wenn in dir die Sünde wohnt, bist nicht du schlecht, sondern die Sünde, die in dir wohnt. Mister “Ich” ist kein Problemtyp, sondern ein ganz normaler Christ, der nur ein paar Sachen noch nicht herausgefunden hat. Lass ihn diese Sachen herausfinden und warte ab, was geschieht.

Dritte Lüge: Gott ist unzufrieden mit Mister “Ich”


Gott ist nicht böse auf Mister “Ich”. Gott ist böse auf die Sünde. Er hat die “Sünde im Fleisch” verurteilt (Römer 8,3), nicht den Mister “Ich”. Gott ist völlig auf seiner Seite und will ihm helfen. Gott hat keinen Stress mit Mister “Ich”.


An dieser Stelle taucht regelmäßig eine Besorgnis auf: ist das nicht zu viel Gnade? Was hindert dann die Menschen daran, einfach drauf los zu sündigen, wenn Gott nicht sauer ist und sie nur Opfer sind? Ja, was hindert sie wohl? Vielleicht das neue Leben in ihnen?


Ansonsten gebe ich diese Frage an Gott weiter. Ich habe das ganze Ding ja nicht erfunden. Die Aussage, dass nicht Mister “Ich” die bösen Dinge tut, sondern die Sünde, die in ihm wohnt (Vers 17), stammt ja nicht aus der Tafel des Haso, und auch nicht aus dem Brief des Paulus, sondern aus dem Wort des Herrn. Er hat dafür gesorgt, dass Römer 7,14-25 zuerst in den Römerbrief und dann ins Neue Testament kommt.


Gott wollte dir nämlich vom Himmel herab sagen: “Wenn du als Christ gerne meinen Willen tun möchtest, es aber nicht schaffst, dann erkläre ich, dein Vater im Himmel, dir: Nicht du tust es, sondern die Sünde, die in dir wohnt. In meinen Augen bist du nicht Täter, sondern Opfer. Wie könnte ich da anders als für dich sein, mein Kind. Schenk mir einfach weiter deine Aufmerksamkeit, und ich werde dich lehren, was dir hilft (Jesaja 48,17)”.




Romans VII: The Hare and the Hedgehog

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:28


Nachdem Mister “Ich” in den letzten Tagen einige erleichternde Entdeckungen gemacht hat, muss er sich heute einer unangenehmen Wahrheit stellen.


Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. (Vers 18)


Mit dieser Feststellung wird nichts außer Kraft gesetzt, was Mister “Ich” in den letzten Tagen herausgefunden hat. Es bleibt dabei, dass er in seinem Versagen letztlich nicht Täter, sondern Opfer ist, der immer wieder einer in ihm wohnenden Kraft erliegt, die er die “Sünde” nennt. Auch in Vers 18 ist das “nichts Gute” der feindselige Bewohner, nicht er selbst. Aber dieser Feind hat es in sich.


In mir wohnt nichts Gutes” - das heißt nicht, dass Mister “Ich” nie zu etwas Gutem fähig ist. Es heißt vielmehr, dass die Sünde schier allgegenwärtig ist. Selbst wenn er etwas Gutes tut, verhindert sie, dass das Gute frei von Verunreinigungen bleibt. Manchmal scheitert Mister “Ich” schon recht früh. Eine Kleinigkeit genügt, um ihn aus der Haut fahren zu lassen. Etwas Furcht, und schon bleibt seine Ehrlichkeit auf der Strecke. Ein bisschen Versuchung, und er gibt nach. Aber das bedeutet nicht, dass er mit etwas mehr Selbstbeherrschung, Mumm oder Standfestigkeit aus dem Schneider wäre.


Mister “Ich” kann im Volk Gottes geachtet sein. Vielleicht predigt er. Er predigt aufrichtig, er predigt für Gott, er predigt für die Menschen, Gott bekennt sich zu seiner Predigt, Menschen bekehren sich oder werden durch seine Predigt gefördert. Aber er kann, wie Haso aus leidvoller Erfahrung weiß, nichts daran ändern, dass bei all seinem Predigen sehr fleischliche Motive beteiligt sind. Vielleicht frisst der Neid an ihm, wenn ein anderer mehr gesegnet und geachtet ist als er. Oder sein Ehrgeiz geht weit über alles hinaus, was gesund ist. (Lässt sich beliebig auf andere “gute Werke” übertragen.)


Es ist zu hoffen, dass Mister “Ich” aus dieser Beobachtung nicht die falsche Konsequenz zieht und in Selbstverurteilung zurückfällt. Er soll nicht erneut schlecht von sich denken. Er soll nur eine Illusion verlieren. Diese Illusion lautet: “Wenn ich mich genug anstrenge und diszipliniere, schaffe ich es gegen die Sünde.” Aber das Problem “Sünde” lässt sich mit Disziplin und Entschlossenheit nicht lösen. Es lässt sich damit nur verlagern. Die Lösung ist eine andere.


Letztlich wird auch der Verlust dieser Illusion zu Mister “Ich”s Erleichterung beitragen. Er ist ja des “Wollens und Laufens” schon müde, und findet doch nach jeder neuen Anstrengung nur die grinsende Sünde vor, die wie der Igel dem Hasen sagt: “Ich bin schon da.” Solange er meint, er habe sich noch nicht genug bemüht, läuft er sich zu Tode oder - wahrscheinlicher - resigniert irgendwann. Jetzt aber kommt er dem Punkt näher, an dem er imstande sein wird, die bessere Alternative anzunehmen, die Gott ihm zeigen wird. Dieser Punkt liegt da, wo sein Scheitern ihn nicht nur theoretisch von der Aussichtslosigkeit seines Bemühens überzeugt hat. “In mir wohnt nichts Gutes.”




Romans VII: The flesh

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 5:18


Vermutlich kennt jeder meiner Leser die folgende Erfahrung. Ein Satz rutscht ihm heraus, und während die Worte noch über die Zunge gleiten, wird ihm bewusst, er hätte es anders sagen sollen. Also bessert er schnell nach, bevor die gesenkte Stimme dem Satz einen abschließenden Punkt verleiht. So ähnlich ging es gestern dem Mister “Ich”. Fast hätte er gesagt:


In mir wohnt nichts Gutes. (Vers 18)


Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass überall in ihm eine merkwürdige Kraft wohnt, der er nicht gewachsen ist. Wenn diese Kraft ihn nicht davon abhalten kann, das Gute zu tun, dann schafft sie es, das Gute zu verunreinigen. So hat er das Gefühl: “In mir wohnt nichts Gutes.”


Aber halt! Soviel hatte Mister “Ich” schon herausgefunden: die gefühlte Lebenstemperatur kann täuschen. Erste Nachmessungen ergaben bereits einen anderen Befund. Mister “Ich”s Leben gleicht der Beschreibung eines alten Landes in einer bedeutenden Werkreihe der Weltliteratur:


Ganz Mister “Ich” ist von der Sünde besetzt… Ganz Mister “Ich”? Nein! Ein vom Willen Gottes bewohnter Bereich hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.


Genauso real, wie Mister “Ich” sein ständiges Scheitern erlebt, genauso real ist auf der anderen Seite der Bereich in ihm, der mit “Gottes Willen in Übereinstimmung” ist (Vers 16). Und real ist auch seine Sehnsucht, endlich aus dem Kreislauf von Fallen und Aufstehen herauszukommen. Von daher ist nicht der ganze Mister “Ich” von der Sünde besetzt und kontrolliert. Deshalb bessert er schnell nach.


Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.


Zuerst hat Mister “Ich” also herausgefunden hat, dass nicht er selbst das Problem ist, sondern nur die Sünde, die in ihm wohnt. Jetzt hat er weiter festgestellt, dass diese Sünde nicht im ganzen Mister “Ich” wohnt, sondern nur in seinem Fleisch. Nur die Sünde! Nur das Fleisch! Und obendrein wird er bald noch feststellen, dass Gott nicht nur für ihn, sondern schon mitten in ihm ist. Denn es gibt in ihm dieses Dorf, in dem nicht Asterix und Obelix, sondern Christus und der Heilige Geist wohnen. Sollte da nicht etwas möglich sein?



März 10, 2006

Romans VII: The flesh ain´t getting better

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:10


Auch heute folgen wir weiter unserem Mister “Ich” auf seinem Weg durch Römer 7,14-25. Nachdem inzwischen eine Leserin sich ausdrücklich als “Mrs. Ich” bezeichnet hat, lege ich Wert auf die Feststellung, dass mein Sprachgebrauch keine Diskriminierung der Männer darstellt, als ob es nur Misters so gehen könnte. Die Probleme von Mister “Ich” sind nicht geschlechtsspezifisch und haben tiefere Gründe als sein Y-Chromosom. (Allerdings werden wir gleich auf etwas stoßen, was auch mit Chromosomen zu tun hat.)


Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. (Vers 18)


Was ist eigentlich dieses ominöse “Fleisch”? Für unsere Zwecke reicht die schlichte Definition aus dem Munde eines schlichten Lehrers: “Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch” (Johannes 3,6). Fleisch ist also alles, was Mister “Ich” durch Papa und Mama geworden bist. (Da haben wir unsere Chromosomen.) Man könnte noch hinzufügen: Fleisch ist auch alles, was seine Umwelt und er selbst daraus gemacht haben. (Insofern ist es völlig egal, ob du glaubst, dass ein Mensch mehr durch Vererbung, durch seine Umwelt oder durch eigene Entscheidungen festgelegt ist. Alles ist Fleisch.)


In diesem Fleisch wohnt also die Sünde, das heißt, all die negativen Kräfte und Anfälligkeiten, die dem Mister “Ich” die Nachfolge so schwer machen. Wäre das Fleisch nicht, wäre Nachfolge ein Kinderspiel. Mister “Ich” käme gar nicht auf die Idee, irgendetwas anderes zu tun als Gottes Willen. Aber das Fleisch ist da. Mister “Ich” hat betrübt zur Kenntnis nehmen müssen, dass es sich bei seiner Bekehrung nicht in Luft aufgelöst hat. Einige Tage oder Wochen mag es ihm so vorgekommen sein. Er war Jesus begegnet, und über Nacht sah die Welt anders aus. Doch bald meldeten sich alte Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen wieder.


In der Regel macht Mister “Ich” nun zwei Fehler. Das ist nicht weiter schlimm, denn Fehler kann man korrigieren. Aber es ist lästig. Denn diese Fehler bringen erst den Blues von Römer 7 in Gang.

Erster Fehler: Mister “Ich” identifiziert sich mit seinem Fleisch


Mister “Ich” hat noch nicht die Tragweite dessen erkannt, was Paulus in 2.Korinther 5,17 beschreibt:


Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.


Er mag diesen Vers kennen und sogar begeistert zitieren. Aber hat er ihn wirklich verstanden? Wann immer das Alte sich meldet, könnte Mister “Ich” sagen: “Das bin nicht mehr ich. Ich bin nicht das, was ich eben gefühlt habe. Ich bin nicht das, was ich eben gedacht habe. Ich bin nicht das, was ich eben getan habe.” (Was er stattdessen ist, darauf kommen wir noch.)


Doch so redet er noch nicht. Wie kann er etwas nicht sein, was er doch so genau fühlt? Und ist es nicht zu billig, sich so einfach aus der Verantwortlichkeit zu stehlen? Nun, das hatten wir bereits. Gefühlte Temperatur ist nicht gleich gemessener Temperatur. Und Mister “Ich” wird sich noch früh genug seiner Verantwortung stellen müssen.


Ich bleibe bei meiner Behauptung: Mister “Ich” ist nicht, was bei ihm schiefläuft. Er erleidet es nur. Mister “Ich” ist nicht sein Fleisch, er lebt nur noch in seinem Fleisch. Mister “Ich” ist nicht ein Versager. Sein Versagen hängt ihm nur noch an.

Zweiter Fehler: Mister “Ich” versucht, sein Fleisch zu bessern


Viel von dem, was wir Christen Heiligung, Buße oder Seelsorge nennen, ist der erfolglose Versuch, das Fleisch zu veredeln. Wann immer Mister “Ich” die alten Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen an sich wahrnimmt, fängt er an, daran “rumzudoktern”. Das ist der sichere Weg in Römer 7,14-25. Wenn die einschneidendste Erfahrung seines Lebens, die Bekehrung zu Jesus, dieses Fleisch nicht verändert hat, wie sollen dann weniger einschneidende Maßnahmen zum Erfolg führen?


(Bevor mich jetzt einer missversteht: Es gibt trotzdem einen legitimen Platz für Seelsorge, Therapie und sogar für Disziplin. Sie können manchen Problemen die Spitze abbrechen, Situationen erträglicher machen, uns vor vielen Folgen des Fleisches schützen oder unser “Überleben” sichern, bis geistliche Prozesse durchschlagen. Aber sie können das Problem des Fleisches nicht wirklich lösen. Das Fleisch ist weder therapierbar noch disziplinierbar.)


Für heute gebe ich Mister “Ich” den abschließenden Rat: Lass dein Fleisch einfach sein, wie es ist. Gottes Wort sagt nämlich:


Das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. (Römer 8,7)


Wenn Mister “Ich”s Fleisch gar nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen gebracht werden kann, erwartet Gott das auch nicht von ihm. Wenn er es trotzdem versuchst, ist der Blues garantiert. Er sollte ein besseres Lied lernen. (Obwohl musikalisch Blues was Feines ist.)


Fortsetzung folgt.



März 11, 2006

Romans VII: Haso´s Tinnitus

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:46


Gestern habe ich Mister “Ich” geraten, sein “Fleisch” zu lassen, wie es ist, weil es sich eh nicht ändern lässt. Aber wie kann dann sein Leben anders werden? Wie kann er dann sein Versagen überwinden? Dazu erzähle ich dir - im Vorgriff auf spätere Einsichten von Mister “Ich” - heute von meinem Tinnitus.


Meine Ohren befinden sich leider noch nicht in einem schriftgemäßen Gesundheitszustand. Tag und Nacht pfeift es in ihnen. Wenn ich wollte, könnte ich mich bedauern und als Mister “Tinnitus” fühlen. Aber erstens bin ich nicht Tinnitus, sondern habe ihn. Und zweitens will ich meine Lebensqualität nicht vom Tinnitus bestimmen lassen.


In der Auseinandersetzung mit diesem Gesellen, der mein Leben so konstant begleitet wie das Fleisch den Mister “Ich”, verfolge ich eine Doppelstrategie. Auf der einen Seite ignoriere ich ihn. Ich akzeptiere, dass er da ist und dass er sich nicht durch willentliche Entscheidungen abstellen lässt. Also lebe ich mit ihm. Aber ich lasse ihn nicht das Hauptthema werden.


Doch was ist, wenn ich ihn nicht hören will? Wenn er mir so auf den Sender geht, dass er mich stört? Es wäre nicht hilfreich, dann in einen stillen Raum zu gehen, wo ich mit ihm allein bin, und mich tiefer mit ihm zu befassen. Der beste Weg ist folgender: Ich setze mich einem anderen Geräusch aus (z.B. Eric Clapton, Bob Dylan, Dwayne Roberts oder Andrew Wommack). Dieses andere Geräusch muss gar nicht besonders laut sein. Ab einer gewissen Intensität überlagert es einfach den Tinnitus, so dass ich nur noch Musik oder Predigt höre und kein Pfeifen mehr. Der Tinnitus ist da, aber er tritt nicht mehr bewusst in Erscheinung.


So ungefähr wird in Zukunft die Lösung für Mister “Ich” aussehen. Das Fleisch ist da, es bleibt unverändert. Er beschäftigt sich nur nicht mehr damit, sondern mit etwas anderem. Mit dem, wer er in Christus ist. Mit dem, was Gott aus ihm gemacht hat. Peu à peu regelt er die Lautstärke des Geistes nach oben. Und irgendwann fragt er sich, wo diese oder jene Reaktion des Fleisches geblieben ist.


Dreht den Geist lauter, dann werdet ihr das Pfeifen des Fleisches nicht mehr erleiden. (Galater 5,16; Hasos Übersetzung Übertragung)


Mit dieser kleinen Andeutung zukünftiger Erfahrungen des Mister “Ich” wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende.


Fortsetzung folgt.



Romans VII: Take a second look

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 9:40


Unsere Tour de Romains 7 zieht sich etwas länger hin als ursprünglich geplant. Aber wahrscheinlich sind viele kleine Etappen für einen Blog besser geeignet als eine Mammutstrecke. Und so hängen wir uns geduldig weiter an das Hinterrad von Mister “Ich” und folgen ihm. Heute schalten wir jedoch für einen Tag - um bei dem Vergleich zu bleiben - auf die Helikopter-Kamera um. Wo befindet Mister “Ich” sich gerade? (Wenn möglich, wäre jetzt eine aufgeschlagene Bibel nicht schlecht.)


Das Rennen von Mister “Ich” gegen das eigene Versagen sieht aus der Vogelperspektive wie folgt aus:


Erste Runde: Vers 14-17

Zweite Runde: V 18-20

Anstieg zum Berg: V 21-24

Abfahrt und Zielgerade: Vers 25


Die ersten beiden Runden sind ziemlich ähnlich. Mister “Ich” beginnt jeweils mit einer Klage über den eigenen “fleischlichen” Zustand (Vers 14 und Vers 18a). Dieser äußert sich darin, dass er seine guten Vorsätze nicht einzuhalten schafft, dafür aber immer wieder genau das tut, was er eigentlich gar nicht will (Ver 15 und Vers 19). Dabei stimmt er innerlich durchaus mit dem Willen Gottes überein (Vers 16 und Vers 18b). Und er endet jedesmal bei der Einsicht: dann ist nicht er selbst, sondern die Sünde, die in ihm wohnt, Urheber des Versagens (Vers 17 und Vers 20).


Warum durchläuft er diese Runde zweimal? Manche Einsichten brauchen Zeit und Wiederholung, bis sie bei uns Wirkung zeigen. Während der ersten Runde hatte Mister “Ich” erfreuliche Entdeckungen gemacht, die er sich am Anfang gar nicht hatte vorstellen könnnen: (1) Er ist innerlich schon in Übereinstimmung mit Gottes Willen. (2) Er ist nicht Täter, sondern Opfer der Sünde. (Und Gott ist auf seiner Seite.) Aber man kann nicht wirklich sagen, Mister “Ich” sei darüber bereits hocherfreut. Er hat angefangen, die positive Seite zur Kenntnis zu nehmen, aber er scheint weiterhin mehr von der negativen Seite beeindruckt zu sein.


Das ist genau die Situation, in der sich viele Christen vorfinden. Die positiven Aussagen der Bibel über Gott und über sich selbst nehmen sie zwar zur Kenntnis, aber sie sind doch noch viel stärker von ihrem gefühlten Ergehen bestimmt. Da hilft nur Wiederholung. Mit manchen Wahrheiten muss man sich mehrfach beschäftigen. Irgendwann sagt es “Klick”, und man hat´s. Oder es dämmert einem immer mehr, bis es hell wird.


Man kann sehen, wie Mister “Ich” in Runde 2 positiver wird, auch wenn immer noch der Blues vorherrscht. Er fühlt sich nicht mehr total “fleischlich, unter die Sünde verkauft”, sondern das Fleisch ist nur noch ein Bereich seines Lebens. Zwar wohnt die Sünde “in” ihm, aber eigentlich nur noch in seinem Fleisch. Aus der zaghaften “innneren Übereinstimmung mit Gottes Willen” ist ein “Wollen” geworden. Man könnte sagen: Mister “Ich” traut sich immer mehr, sich mit dem zu identifizieren, was in ihm schon verändert ist.


Wenn er einen guten Tag hat, singt er anstelle des Blues vielleicht schon folgenden Gospel-Song:


I´m not, what I wanna be,

I´m not, what I´m gonna be,

but, praise God, I´m not, what I was.


Bevor wir wieder auf die Hinterrad-Kamera umschalten, kurz die Übersicht, wie es weiter geht. Morgen werden wir mit einer letzten Feststellung diese beiden ersten Runden beenden. Und übermorgen geht es in die Berge.




März 15, 2006

Romans VII: You are what you would if you could

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:26


Die wichtigste Frage unseres Lebens ist die Frage nach unserer Identität. Wer sind wir? Wir möchten etwas sein, wofür wir uns nicht schuldig fühlen, nicht schämen und nicht minderwertig vorkommen müssen.


Wer ist Mister “Ich”? Am Anfang kam es ihm so vor, als sei an ihm nur Schlechtes. Dann entdeckte er, dass in ihm schon etwas Gutes war. Nun muss er nur noch entdecken, dass an ihm selbst überhaupt nichts Schlechtes ist. Mister “Ich” ist kein Versager. Mister “Ich” ist ein Überwinder, der gelegentlich noch versagt. Mister “Ich” ist kein Sünder. Mister “Ich” ist ein Heiliger, der gelegentlich noch sündigt. Das ist mehr als ein Wortspiel. Das ist die Wahrheit. Wenn Mister “Ich” das begreift und glaubt, ist er frei.


Was ich eben behauptet habe, ist nichts weiter als die Folge dessen, was Paulus schreibt:


Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. (Vers 18b.20)


Siehst du es? Das, was in Mister “Ich”s Leben schiefläuft, hat nichts damit zu tun, wer er ist. DAS ist er gerade nicht! Mister “Ich” ist nicht das, was ihm gelingt oder misslingt. Mister “Ich” ist das, was er gern wäre, wenn er nur könnte.


Das gilt nicht nur für Mister “Ich”. Das gilt auch für dich. Was du gern wärst, das bist du wirklich! Jedenfalls in Gottes Augen. Hast du den Mut, dich selbst auch so zu sehen? Du bist nicht das, was du tust. Du bist schon gar nicht, was du falsch machst. Du bist das, was du gern tun würdest, wenn du es nur schaffen könntest.


Und wenn die Sünde dich wieder überwältigt oder überlistet, ändert das nichts daran, wer du bist. Du musst dich nicht schuldig fühlen. Du musst dich nicht schämen. Du musst dir nicht minderwertig vorkommen. Sei nur ehrlich und sage: “Was ich eben gemacht habe, war nicht gut. Aber es hat keinen Einfluss darauf, wer ich bin.”



Romans VII: The Law (Confusion)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:21


Manche Leute haben Angst vor der Gnade und Angst vor der Freiheit. Sie möchten gern vorgeschrieben bekommen, wie sie zu leben haben, und sie möchten sich schuldig fühlen, wenn sie sich nicht daran halten. Ohne Zügel und Zaum befürchten sie die Anarchie - im eigenen Leben und in der übrigen Christenheit. Sie werden in den nächsten Tagen auf Hasos Tafel Stress bekommen.


Alle anderen werden heute auch Stress haben. Zumindest, wenn sie die folgenden drei Verse verstehen wollen, die ich zur Stresserhöhung aus dem Münchener Neuen Testament (einer sehr wörtlichen Übersetzung) zitiere:


Ich finde folglich [in bezug auf] das Gesetz, dass bei mir, dem das Rechte machen Wollenden, das Schlechte liegt; denn ich freue mich am Gesetz Gottes dem inneren Menschen nach, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, widerstreitend dem Gesetz meines Verstandes und mich gefangennehmend im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. (Römer 7,21-23)


In seiner distinguierten britischen Art würde Mystery Man jetzt sagen: “We are not amused. We are confused.” (And rightly so.) Lieber Paulus, ich will nicht an deinen Briefen rummäkeln, aber was soll das? “Gesetz”, “Gesetz Gottes”, “Gesetz in meinen Gliedern (?)”, “Gesetz meines Verstandes”, “Gesetz der Sünde” = ??? In was für einem Film sind wir hier?


Nachdem unsere erste Irritation sich gelegt hat, stellen wir fest: das “Gesetz” verwirrt. Damit haben wir die Einsicht des Tages gewonnen. Das Gesetz treibt Christen in der Tat in die Verwirrung. (Dafür ist Mister “Ich” ein beredtes Beispiel.) Aber das Gesetz verwirrt nicht nur. Es schadet noch mehr. “Das Gesetz richtet nur Zorn an” (Römer 4,15). “Das Gesetz macht die Sünde mächtiger” (Römer 5,20). “Das Gesetz erregt sündige Leidenschaften” (Römer 7,5). “Das Gesetz ist die Kraft der Sünde” (1.Korinther 15,56).


Bevor Mister “Ich” jetzt abwinkt und meint, von Gesetzlichkeit sei er wahrlich frei, antworte ich ihm: “Wir werden sehen.” Sollte sich doch ein Rest Gesetzlichkeit in ihm versteckt halten, wäre damit das Rätsel um sein widersprüchliches Leben weitgehend gelöst. Denn …


die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade. (Römer 6,14)


Das heißt im Umkehrschluss: In jedem Lebensbereich, in dem Mister “Ich” noch “gesetzlich” lebt, wird die Sünde über ihn herrschen. Ist Mister “Ich” jetzt interessiert, mehr über “Gesetz” und “Gesetzlichkeit” zu erfahren?



Romans VII: The Law (Definition)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 5:46


Was versteht Mister “Ich” unter dem Gesetz? Vermutlich hält er Christen für gesetzlich, die anderen Christen das Schweinefleisch verbieten und den Sabbat vorschreiben, weil es so bei Mose steht. Oder in seinen Augen ist es gesetzlich, Christen ein bestimmtes Outfit zu untersagen. (Haso der Naive hielt dies für eine fast ausgerottete Krankheit des Leibes Christi, bis ihn jüngst der Storch mit einem Beitrag über Frisuren eines besseren belehrte.) Doch damit ist das Thema Gesetzlichkeit bei weitem nicht erschöpft.


Das “Gesetz” hat - in der Gesellschaft und in der Religion - drei Merkmale. (1) Die Forderung: Menschen werden zu einem bestimmten Verhalten verpflichtet. (2) Die Sanktion: Ihnen wird für den Fall der Zuwiderhandlung eine Konsequenz angedroht. (3) Die Verurteilung: Wenn sie sich dennoch nicht an die Vorschrift halten, haben sie den Status eines Übertreters. Wo immer diese Merkmale sich finden, liegt “Gesetz” vor.

Bevor mich nun einer für Haso den Gesetzlosen hält, will ich kleingedruckt klarstellen, dass es im zivilen Leben der Menschen nicht ganz ohne Gesetz geht. Für Schule und Straßenverkehr ist das einsichtig. Selbst die Gemeinde, insoweit sie eine Form des zivilen Zusammenlebens von Menschen ist, kennt in der Regel Regeln. (Eine mögliche Form ihres “Gesetzes” ist das Vereinsrecht oder die Gemeindeordnung.) Das ändert aber nichts daran, dass Gott unsere eigentliche Beziehung zu ihm völlig gesetzfrei geplant hat (Römer 6,14; 7,4.6; 10,4; Galater 2,19; 3,13; 5,18; 1.Timotheus 1,9).

1. Die Forderung


Gesetzlichkeit macht aus dem christlichen Leben eine Anhäufung von Pflichten. Sie fordert von Christen, was sie zu tun (Gebote) und zu lassen (Verbote) haben. Es kommt nicht darauf an, ob das Geforderte falsch (Kopftuch für Frauen) oder richtig (keine üble Nachrede) ist. Das Vorliegen einer Forderung reicht aus, um ein “Gesetz” zu machen. Wenn Christen anderen vorschreiben, sie müssten jeden Tag 15 Minuten in der Bibel lesen, oder ihnen untersagen, bestimmte Filme anzuschauen, handelt es sich in beiden Fällen um Gesetz. “Alles ist erlaubt”, schreibt Paulus (1.Korinther 6,12; warum habe ich über diesen wunderbaren Satz noch nie eine Predigt gehört?). Dann ist nichts gefordert. Der Grund, warum Christen ihr Leben ändern, ist nicht, weil Gott oder Menschen es von ihnen erwarten. Sie werden ihr Leben ändern, aber aus viel besseren Gründen.


Eine Spezialform ist die dogmatische Gesetzlichkeit. Es ist nicht gesetzlich, Überzeugungen zu haben oder zu vertreten. Es ist aber hochgradig gesetzlich, solche Überzeugungen von anderen zu fordern oder sie ihnen aufzuzwingen. Überzeugungen lassen sich nicht verordnen.


A man, convinced against his will,

is of the same opinion still.


2. Die Sanktion


Wo Gesetzlichkeit vorliegt, wird die Verpflichtung durch Androhung (oder Befürchtung) unangenehmer Konsequenzen durchgesetzt. Das kann, aber muss nicht die Hölle sein. Aus kindlichen Tagen erinnere ich mich an den pädagogischen Hinweis, bestimmtes Verhalten mache “den lieben Heiland traurig”. Andere Konsequenzen können sein: Gott lässt den Übertreter mit dem Auto verunglücken, schickt ihm einen Hexenschuss, erhört seine Gebete nicht, ist auf ihn sauer oder geht vorübergehend auf Abstand. Schließlich gibt es noch den Liebesentzug oder die Verachtung durch andere Christen.

3. Die Verurteilung


Wenn einer trotzdem die Pflicht nicht erfüllt, steht er als Übertreter da. Er hat versagt. Er ist ein schlechter Christ. Er muss sich schuldig fühlen. Vielleicht wird Gott ihn am Ende verwerfen.


Verstehst du jetzt, warum ich gestern vermute habe, Mister “Ich”s Dilemma sei das Ergebnis von Gesetzlichkeit? Es sind nicht die “lieben Geschwister”, die ihn mit dem Gesetz drangsalieren, sondern er selbst. Er hält sich für zu allem möglichen verpflichtet, und er erhöht die Zahl der Pflichten durch eigene Vorsätze und Gelübde. Er hat Angst, dass Gott ihm zumindest den Segen kürzt, wenn er diese Pflichten nicht einzuhalten schafft. Und er fühlt sich jedesmal grottenschlecht, wenn es wieder nicht geklappt hat. Das soll das Evangelium sein? Das soll Gnade sein? Das ist Gesetz pur! So ist mein Gott nicht. Und so braucht Mister “Ich” nicht zu leben.



Romans VII: The Law (Liberty)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 5:30


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir gerne tun. Was einer tut, sagt noch nichts über ihn aus. Wenn ein Bankdirektor nachts Geld aus dem Tresor holt, kann es sein, dass er ein Dieb ist. Es kann aber auch sein, dass er ein Vater ist, dessen Kind in der Hand eines Geiselnehmers ist. Wenn ein bekannter Politiker sich um eine hilfebedürftige Familie kümmert, kann es sein, dass er ein Menschenfreund ist. Es kann aber auch sein, dass er nur vor laufender Kamera seine Wahlaussichten verbessern will.


Was einer gerne tut, lässt sich nicht befehlen. Mit etwas Strenge können Eltern erreichen, dass ihr Kind den Spinat isst. Sie können nicht erzwingen, dass der Spinat ihrem Kind schmeckt. Mit genügend Radarkontrollen kann die Polizei erreichen, dass ich auf einer nahegelegenen vierspurigen Straße nur 50 fahre. Mit nichts auf der Welt kann sie erreichen, dass diese Schleicherei mir Spaß macht.

Lieben kann man nicht müssen


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir aus Liebe tun. Zur Liebe kann man nicht verpflichtet oder gedrängt werden. Mit Manipulation, Selbstmorddrohung, Eifersuchtsszenen, Bettelei oder Magie gewinnt man nicht die Zuneigung seines Wunschpartners. Zur Liebe kann man nicht mit vorgehaltener Pistole gezwungen werden. Diese Art von “Liebe” nennen wir Vergewaltigung. Liebe kann man auch nicht mit Geld oder anderen Versprechungen kaufen. Solch eine “Liebe” nennen wir Prostitution. Gott ist weder ein Gewaltverbrecher noch ein Freier.


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er im Neuen Bund die Verpflichtung abgeschafft (Römer 10,4). Er hat lange genug mit ansehen müssen, wozu die Verpflichtung geführt hat: “Dieses Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir” (Matthäus 15,8). Nun hat Jesus die Verpflichtung ein für allemal aufgehoben (Kolosser 2,14).


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er uns im Neuen Bund eine atemberaubende Freiheit geschenkt (Galater 5,1), die - so behaupte ich - vielen Christen noch gar nicht bewusst ist. Denn nur auf der Grundlage völliger Freiheit ist völlige Hingabe möglich. Nur wenn einer zu nichts mehr verpflichtet ist und außerdem keine nachteiligen Folgen zu befürchten hat, wird deutlich, wer er wirklich ist. Nur dann kann Liebe sich entfalten.





Gott ist an unserem Herzen interessiert. Wie unser Herz beschaffen ist, zeigt sich in dem, was wir gerne und freiwillig tun. Deshalb gibt Gott uns im “Neuen Bund” völlige Freiheit. (”Neuer Bund” bedeutet: Gott hat durch Jesus seine Beziehung zu uns auf eine völlig neue Grundlage gestellt, die völlig anders ist als alles, was wir sonst auf dieser Welt kennen.) Zu dieser Freiheit gehören zwei Voraussetzungen. (1) Wir sind nicht zu Wohlverhalten verpflichtet. (2) Wir werden nicht verurteilt, wenn wir uns nicht wohlverhalten. Wie man sich diese Freiheit vorstellen kann, zeigt der folgende Vergleich.


Unser Schulsystem ist ein gesetzliches System. Die Schulpflicht sorgt dafür, dass jeder hingeht. Die Zeugnisse sorgen dafür, dass die meisten sich mehr oder weniger Mühe geben. Damit lässt sich einiges erreichen. Aber nicht alles.


Wenn Millionen Kids jeden Morgen zur Schule gehen, bedeutet das nicht, dass Millionen Kids lernwillig und wissbegierig sind. Es bedeutet nicht, dass sie sich voller Begeisterung spannenden Forschungsgebieten zuwenden. Es bedeutet nicht, dass sie für Lehrer und Lehrbücher dankbar sind. Es bedeutet nicht, dass die Schule zu ihren Lieblingsplätzen gehört. Es bedeutet nur, dass sie sich fügen. Mehr lässt sich staatlicherseits nicht verordnen. Diese Verordnung hat ihre Schattenseiten: Lernstress, Prüfungsangst und persönliche Krisen derer, die scheitern.


Nun stellen wir uns folgendes Szenario vor. Am Beginn eines neuen Schuljahres tritt der Lehrer vor die Klasse und teilt den Schülern mit: “Wir haben unser Schulsystem völlig reformiert.” Das neue System sieht so aus: Die Schüler bekommen schon am ersten Tag ihr Zeugnis. In diesem Zeugnis steht eine Gesamtzensur: “Sehr gut.” Der Lehrer informiert: “Die Note ist endgültig. Sie wird euch nie wieder aberkannt werden. Ihr müsst auch nicht jeden Tag hier erscheinen. Es gibt keine Tests und Prüfungen. Ihr habt es bereits geschafft, bevor ihr angefangen habt. Nun liegt es an euch, was und wieviel ihr lernen wollt.”


Wie würde das in der Schule ausgehen? Einige würden vermutlich nie wieder ihre Klasse betreten. Andere würden es nicht glauben und ängstlich darauf warten, wo der Haken bei der Sache ist. Aber für diejenigen, die gerne lernen, wäre es das beste Jahr, das sie je hatten.


Genau solch eine Systemreform hat Gott mit dem Neuen Bund vollzogen. Der Alte Bund entsprach unserem gegenwärtigen Schulsystem. Die Menschen waren verpflichtet, das Gute zu tun. Am Ende stand der Test und das Zeugnis (Urteil). Der Neue Bund entspricht der eben beschriebenen utopischen Schulreform. Gott stellt dem, der zu Jesus kommt, bereits am ersten Tag das Zeugnis aus (oder fällt das Urteil): “Gerecht.” Das ist in seiner Welt die Entsprechung zu “Sehr gut”. Diese Note wird nie wieder zurückgenommen oder geändert werden. “Es gibt keine schlechte Zensur für die, die in Christus Jesus sind” (Römer 8,1). Kein Lernstress, keine Prüfungsangst, kein Durchfallen oder Sitzenbleiben.


Gottes Reich ist allem völlig entgegengesetzt, was du von dieser Welt kennst. Bei uns geschieht alles in dieser Reihenfolge: erst die Leistung, dann die positive Beurteilung. Bei Gott ist es entgegengesetzt: erst die positive Beurteilung, dann die Freiheit. Gott “spricht den Gottlosen gerecht” (Römer 4,5). Der “Gottlose” hat noch nichts Gutes getan, und ist doch schon völlig okay. Er hat noch nichts gelernt und doch schon sein Zeugnis in der Tasche. Die Gesamtnote über sein Leben steht bereits fest, wenn er mit Jesus an den Start geht.


Jetzt ist er frei. Er kann herausfinden, was er wirklich tun möchte. Jetzt kann sein Herz sich zeigen.


Fortsetzung folgt.



Romans VII: The Law (Does it work?)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:41


Wenn Gott dem Menschen solch eine Freiheit schenkt, wie ich sie gestern beschrieben habe - kann das gutgehen? In dieser Frage beobachte ich eine deutliche Meinungsverschiedenheit zwischen Gott und einem Großteil seines Bodenpersonals. Vielen Christen wird es ungemütlich, wenn man Gnade und Freiheit so radikal versteht. Sie sind augenblicklich besorgt, jederman werde diese Gnade als Freibrief missbrauchen. Wenn Gott seine Leute schon freigesprochen hat, bevor sie etwas anstellen - was soll sie dann am Sündigen hindern?


(Wenn man nachfragt, stellt man allerdings fest, dass die Besorgten nicht so sehr um sich selbst besorgt sind. Aber den Rest der Christenheit halten sie schon für ein extrem gefährdetes Völkchen. Wehe, man erlaubt ihm alles mögliche! Schon werden sie alles mögliche tun. Als stünden sie nur in den Startlöchern, um munter drauflos zu sündigen, sobald es nicht mehr strafbar ist.)


Schon zur Zeit des Paulus tauchten, wenn er über Gnade und Freiheit lehrte, regelmäßig bestimmte Fragen auf. “Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind?” (Römer 6,14). Wenn Gnade so radikal ist, wie Paulus sie beschrieben hat, gibt es dann noch einen guten Grund, sich der Sünde zu enthalten? Die vorherrschende Besorgnis lautet:


Wenn man die Gläubigen von jeder Christenpflicht befreit, treibt man sie der Sünde in die Arme.


Gott ist gegenteiliger Auffassung. Er lässt kurz und knapp behaupten: “Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade” (Römer 6,14). Erst wenn das Verbot aufgehoben ist, haben Christen eine Chance, bestimmte Dinge hinter sich zu lassen, denkt Gott. Erst wenn die Verpflichtung abgeschafft ist, sind die entscheidenden Veränderungen möglich. Gottes Meinung in dieser Sache lautet also:


Nur wenn die Gläubigen von aller Christenpflicht befreit sind, werden sie die Sünde überwinden (können).


Für heute verabschiede ich mich mit zwei Fragen von meinen Lesern:


1. Wer hat Recht - Gott oder seine besorgten Kinder?

2. Woher nimmt Gott seine Zuversicht?



Romans VII: The new man

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:39


Seit einiger Zeit begleiten wir Mister “Ich” durch Römer 7,14-25 (heute übrigens die viertletzte Folge). Mister “Ich” ist ein Christ, der von einer Niederlage zur anderen geht. Er schafft es nicht, seine guten Vorsätze einzuhalten. Ständig hat er das Gefühl, er solle und brauche “mehr”: mehr Disziplin, mehr Hingabe, mehr Gebet, mehr Bibellesen, mehr evangelistischen Eifer, mehr Herzenserforschung, mehr Mitarbeit, mehr soziales Engagement, mehr Fair Trade, mehr Intimität mit Jesus, mehr Verzicht, mehr Stille, mehr Einsatz, mehr Glauben, mehr Kreuz, mehr Selbstverleugnung, mehr Liebe, mehr, mehr, mehr … Dann wäre er ein guter Christ.


Gott sieht das anders:


Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (Römer 6,14)


Gott meint: (1) Mister “Ich” ist bereits ein guter Christ, denn es gibt keine anderen Christen als gute. (2) Mister “Ich” muss von all diesen gutgemeinten Pflichten erlöst und befreit werden. Er braucht nicht “mehr”, sondern “gar nichts” von all diesen Pflichten. Erst wenn er erkennt, wie bedingungslos Gott ihn liebt und für ihn ist, wird er aus dem Kreislauf der Niederlagen heraustreten.


Woher zieht Gott diese Zuversicht? Zunächst einmal ist festzuhalten: Gott ist schon etwas länger im Job als wir. Gott hatte genug Zeit, herauszufinden, wohin ein Leben religiöser Verpflichtung führt. Er macht sich darüber nicht mehr die Illusionen, die wir uns gelegentlich darüber machen. (Um genau zu sein, er hat sich diese Illusionen nie gemacht.) Die Langzeitstudie “Alter Bund” (Forschungsthema: Wie verhalten sich Menschen unter der Bedingung religiöser Verpflichtung?) hat ein eindeutiges Resultat ergeben: “Sie sind nicht geblieben in meinem Bund.” Religiöse Verpflichtung wird nie verändern.


Deshalb sagte Gott sich: “Wenn die Menschen es nicht schaffen, ihr Herz zu verändern, dann mache ich das selbst.” Gott verlässt sich nicht mehr auf das, was Menschen tun können. Gott verlässt sich auf das, was er selbst in ihnen tut. Und so gilt seit Jesus ein “Neuer Bund”. Wenn ein Mensch an Jesus glaubt, geschieht viel mehr, als dass er nur an Jesus glaubt. In seinem innersten Wesen findet ein übernatürlicher Eingriff statt. Gott schafft ihn neu (2.Korinther 5,17).


Ich werde mein Gesetz (meinen Willen) in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben” (Jeremia 31,33; Hebräer 8,10).


Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben” (Hesekiel 11,19).


Gott ist zuversichtlich für Mister “Ich”, weil er weiß, was er in Mister “Ich” bereits installiert hat. Damit dieses “Neue” zum Tragen kommt, muss jetzt nur noch eins geschehen: Mister “Ich” muss das Gesetz und alle religiösen Lasten weit hinter sich lassen.


Denn auch wenn Mister “Ich” ein neuer Mensch geworden ist, lebt er noch “im Fleisch”. Wie sein Leben praktisch aussehen wird, hängt davon ab, auf welcher Ebene er in Zukunft angesprochen wird. Wenn ihm fromme Pflichten auferlegt werden, wird an seine Entschlossenheit, seinen Gehorsam, seine Hingabe, seine Disziplin, seinen Willen appelliert - also an sein “Fleisch”. Dann geht er von einer Niederlage zur anderen. (Oder wenn er ein sehr disziplinierter Mensch ist, der das alles schafft, geht er von einer Selbstgerechtigkeit zur anderen.)


Die Erfahrung bedingungsloser Liebe hingegen erweckt und stärkt das innere Leben von Mister “Ich”. Gnade ist nie ein Appell an das Fleisch. Gnade ist tödlich für das Fleisch. (Für alle, die sich fragen, wo hier die Selbstverleugnung bleibt: es gibt keine größere Selbstverleugnung als den Entschluss, sich lieben zu lassen, ohne es verdient zu haben.) Gnade ist das Lebensmittel für den Geist.


Gott weiß: Wenn seine Liebe immer wieder neu das Herz von Mister “Ich” erreicht (besonders dann, wenn er wieder “versagt” hat), wird Mister “Ich”s Leben sich unaufhaltsam verändern (nicht über Nacht, nicht ohne Rückfälle, aber unaufhaltsam).


Am meisten Veränderung wird bei dem geschehen, der erlebt: Gott liebt mich und ist total für mich, auch wenn ich mich überhaupt nicht verändere. Wahre “Heiligung” findet auf diesem paradoxen Weg statt.







Mein Eintrag für heute ist nicht fertig geworden. Macht nichts. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich unterliege als Blogschreiber ebenso wenig einer gesetzlichen Verpflichtung wie Mister “Ich” als Christ.


Dass eine solche Verpflichtung schadet, bestätigt übrigens Eugen Roth, der in vier Zeilen das frühere Schicksal von Mister “Ich” trefflich auf den Punkt gebracht hat:


Ein Mensch sagt - und ist stolz darauf -

er geh in seinen Pflichten auf.

Bald aber, nicht mehr ganz so munter,

geht er in seinen Pflichten unter.


Doch die Freiheit hat gewiss schon begonnen, Mister “Ich” wieder nach oben zu bringen.




Romans VII: The Word

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 11:20


Freiheit ist ein hohes Gut. “Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!” (Galater 5,1). Es hat Jesus etwas gekostet, uns von religiöser Pflichterfüllung zu befreien. Nur in Freiheit ist Liebe und Nachfolge möglich. Davon war in den letzten Tagen genug die Rede, und dem einen oder der anderen scheint es gut getan zu haben.


Diese Freiheit gilt es, sich nicht wieder rauben zu lassen. “Steht fest”, schreibt Paulus. Offensichtlich gibt es Kräfte, die uns die Freiheit streitig machen wollen. Hier wird sich der weitere Weg von Mister “Ich” entscheiden. Wird er den Mut haben, sich keine frommen Lasten mehr aufladen zu lassen? Oder ist diese Freiheit nicht doch zu schön bzw. zu “einfach”, um wahr zu sein?


Kann es wirklich sein”, mag Mister “Ich” sich fragen, “dass Gott mich zu nichts mehr verpflichtet? Dass ich völlig frei bin? Warum stehen dann so viele Anweisungen in der Bibel? Warum möchte Jesus, das wir seine Gebote halten? Warum höre ich in so vielen Predigten Aufforderungen, wie ich als Christ zu leben habe?” Gute Fragen. Es gibt darauf gute Antworten.


Eine Schlüsselaussage im Neuen Testament lautet:


Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, daß er ihn an das Kreuz geheftet hat. (Kolosser 2,14)


Jesus hat durch sein Kreuz in jedem Bereich unseres Lebens neue Tatsachen geschaffen. Das Kreuz legt sogar neu fest, was die Bibel ist. “Vor Christus” war sie (soweit es sie schon gab) ein Buch voller “Forderungen”. Diese Forderungen verpflichteten den Menschen und klagten ihn an, wenn er sie nicht einhielt. Damit ist jetzt Schluss. Die Bibel ist seit Christus nicht länger ein Gesetzbuch. “Was muss ich tun? Was darf ich tun?”, sind keine angemessenen Fragen mehr.


Wofür ist die Bibel dann da? Unter anderem für folgende drei Punkte:


1. Die Bibel führt uns (als Evangelium) in die Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat.

2. Die Bibel ist der Same, der selber in uns Neues hervorbringt, anstatt Neues von uns zu fordern. Darüber habe ich unter dem Titel Ich lebe nicht nach der Bibel ausführlich geschrieben.

3. Wenn wir entdeckt haben, dass wir verändert werden wollen, hilft die Bibel uns dabei. Sie ist das Lehrbuch des neuen Lebens.


Den Unterschied zwischen der Bibel als Gesetzbuch und der Bibel als Lehrbuch macht folgender (hinkender) Vergleich deutlich. Mister “Ich” hat zwei Entscheidungen getroffen. Er will Auto fahren, und er will Klavier spielen. Beide Entscheidungen hat er freiwillig getroffen. Bei der ersten ist damit die Freiheit auch schon wieder beendet. Um Auto zu fahren, muss er zunächst den Führerschein machen. Er lernt die Straßenverkehrsordnung kennen, ein “Gesetzbuch”, dem er in Zukunft unterliegen wird. Jede einzelne zukünftige Fahrt wird durch eine Vielzahl von Ge- und Verboten geregelt sein.


Anders ist es mit dem Klavierspiel. Mister “Ich” kann sofort anfangen, und er darf spielen, was er will. Nicht alles hört sich gut an. Aber er lernt ja auch erst. Bald besorgt er sich ein Lehrbuch und sucht sich einen guten Lehrer. Er wird immer besser. Und es macht ihm Spaß, denn er lernt, weil er will.


Beide Bücher enthalten Anweisungen. In der Straßenverkehrsordnung sind sie verpflichtend. Im Lehrbuch nicht. Wenn man eine Vorschrift des Gesetzbuches nicht einhält, ist man ein Übertreter. (Ich bin noch nie für eine eingehaltene Geschwindigkeitsbegrenzung gelobt, aber schon manchmal für eine übertretene zur Kasse gebeten worden.) Durch jede Übung aus dem Lehrbuch, die man bewältigt, wird man hingegen “fortgeschrittener”. Man geht von einem Erfolgserlebnis zum anderen. Der Genuss nimmt zu.


Man wird nicht bestraft für Musikstücke, die man noch nicht spielen kann. Fehler beim Üben sind keine Übertretungen, sondern ein Hinweis darauf, dass man gerade neues Terrain einnimmt. Man muss nicht alles üben und spielen. Der eine liebt Klassik und ist ein Notist. Er wird sich bald an Sonaten versuchen. Der andere wird sich nach Erwerb einer gewissen Grundtechnik ans improvisierte Spiel wagen und ganz andere Sachen zum Klingen bringen. Beides ist in Ordnung.


Dafür, dass Mister “Ich” ein vernünftiger Autofahrer wird, sorgt der Zwang der Straßenverkehrsordnung. Was sorgt dafür, dass Mister “Ich” ein passabler Klavierspieler wird? Er ist begabt und gewillt. Das ist Garantie genug. (Wenn Eltern ihn in jungen Jahren ohne Begabung und Ehrgeiz gezwungen hätten, hätte aller Zwang aus ihm nur einen Schänder der Tasten gemacht.)


Die Bibel ist Mister “Ich”s Lehrbuch, nicht sein Gesetzbuch. Gott hat ihm die Musikalität und Willigkeit des Himmels ins Herz gelegt. (Jeder darüber hinausgehende Zwang hilft ihm nicht, sondern schadet ihm.) Nachdem Mister “Ich” den Drang zu einem neuen Leben in sich vorgefunden hat, erkennt er, dass ihm kostenlos ein Lehrbuch (die Bibel) und ein genialer Lehrer (der Heilige Geist) zur Verfügung stehen. Das, was religiöse Leute als fromme Verpflichtungen ansehen, die man anderen auferlegen muss, erkennt Mister “Ich” als Übungsaufgaben, die ihn zu dem befähigen, was er wirklich will.


Er ist nicht ein Übertreter, wenn er nicht alle diese Aufgaben gleich schafft. (Ich kenne keinen Menschen persönlich, der schon einen Toten auferweckt hat, obwohl das eine klare Anweisung der Schrift ist.) Er hat jedesmal ein Erfolgserlebnis, wenn ihm etwas gelungen ist, was er bis dahin nicht geschafft hat. Er muss sich nicht mit allem gleichzeitig befassen, was in der Bibel steht. Die eine Aufgabe, die sein Lehrer ihm für heute oder die nächsten Tage empfiehlt, wird ihn voranbringen.


So wie der Klavierspieler (Klassik oder Jazz-Improvisation) wird er sich vielleicht “spezialisieren”. Der eine wendet sich mit missionalem Lebensstil seiner Stadt zu, der andere wählt die Stille und Zurückgezogenheit, um dort Gott zu suchen. Beide haben das Recht, ihrem Herzen zu folgen. Keiner von beiden hat das Recht, diese Lebensweise dem anderen aufzudrängen - auch nicht mit Bibelstellen, die sich für beide Lebensentwürfe finden. Die Bibel ist eben kein Gesetzbuch, sondern ein Lehrbuch.


Es gibt keinen Zwang für Mister “Ich”. Er muss nur seinem Herzen folgen. Die Bibel und der Heilige Geist helfen ihm dabei. Das hat er jetzt verstanden. Wenn er in Zukunft in der Bibel eine Befehlsform findet oder Begriffe wie “Gebot” und “Gehorsam”, weiß er: Das sind Übungsaufgaben - manche für jetzt, manche für später, manche überhaupt nicht für mich. Sie stornieren nicht meine Freiheit. Ich folge Jesus nach, weil ich es will. Und ich bin dankbar für diese Aufgaben, weil sie mir dabei helfen.




Romans VII: Faith

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 7:48


Gelegentlich meldete sich in den letzten Wochen bei dem einen oder anderen Leser eine gewisse Skepsis. Mache ich es Mister “Ich” nicht zu einfach? Dieser Typ baut ständig Mist, und ich finde nur gute Worte für ihn. Er ist nicht Täter, sondern Opfer. In Gottes Augen ist er völlig okay. Er muss nur noch einsehen, dass Gott ihn zu gar nichts verpflichtet. Dann wird alles gut werden. Das hört sich zwar wie eine “gute Nachricht” (Evangelium) an. Aber ist diese Nachricht nicht zu schön und zu einfach, um wahr zu sein?


Nun gut, Mister “Ich” soll seine Herausforderung bekommen - und zwar gleich im Doppelpack. Heute und morgen wird sie ihm gestellt werden. Mister “Ich”, wappne dich! Die erste Herausforderung steht hier:


Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! (Römer 7,24-25)


Was bedeutet dieser Quantensprung? Eben noch verzweifelt an sich selbst (”Ich armer Kerl. Wer holt mich hier raus?”). Im nächsten Augenblick voll gut drauf (”Ich danke Gott”). Ist Mister “Ich” manisch-depressiv? Nein. Er hat nur die Wahrheit erkannt.


Mister “Ich” war immer davon ausgegangen, in seinem Leben müsse erst noch eine entscheidende Veränderung kommen, die ihn endlich aus dem Tal der Niederlage herausholt. In seiner Suche nach dieser Veränderung wurde er immer frustrierter. “Wer wird mich erlösen?” Wann endlich wird Gott ihm helfen? Aber plötzlich - Paulus verrät uns nicht wie - wird ihm klar: Gott hat ihm schon geholfen.


Mister “Ich” erkennt: er ist schon das, was er immer werden wollte. Ihm gehört schon, was er erst noch bekommen wollte. Gott hat für ihn schon lange getan, worum er Gott ständig angebettelt hat. Er ist schon erlöst von der Niederlage.


Hier liegt die eigentliche Herausforderung. Mister “Ich” hat täglich seine Niederlage vor Augen. Wie kann er davon erlöst sein? Nun - bei Gott funktioniert eben alles genau entgegengesetzt wie überall sonst. Ein Beispiel hatten wir schon gesehen. Im “normalen” Leben musst du erst eine gute Leistung bringen, um anschließend eine gute Note zu bekommen. Bei Gott bekommst du erst eine gute Note, und anschließend darfst du lernen.


So ist es auch mit der Veränderung. Im “normalen” Leben muss ein Problem erst verschwinden, und dann ist es gelöst. Bei Gott läuft das anders. Ein Problem wird erst als bereits gelöst erkannt, und dann verschwindet es. Diese Erkenntnis (”Mein Problem ist schon gelöst”) nennen wir “Glauben”.


Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht. (Hebräer 11,1)


Der Glaube hat schon, was er hofft. Er weiß, es ist schon da, was noch nicht zu sehen ist. Obwohl Mister “Ich” noch täglich vor seinem Versagen steht, ist Fakt: Gott hat ihn schon lange davon erlöst. Weil er das geblickt hat, ruft er aus: “Ich danke Gott durch Jesus Christus.”


Als Kinder haben wir gelegentlich mit “Geheimtinte” gespielt. Mit Milch schrieben wir ein Wort auf ein weißes Blatt. Es sah so aus, als müsse dieses Stück Papier erst noch beschrieben werden. Aber es war schon beschrieben. Man sah die Schrift nur noch nicht. Sie wurde sichtbar, wenn man das Blatt über eine Kerze hielt. Was schon geschrieben stand, wurde lesbar.


Mister “Ich” hatte sich immer gewünscht, dass Gott etwas Neues auf sein Leben schreiben würde. Jetzt hat er gemerkt: Gott hat das schon lange getan. Und damit es sichtbar wird, braucht er nicht einmal eine Kerze. Er muss es nur wissen. Denn was wir wissen, wird sichtbar. Nicht über Nacht, aber unaufhaltsam.


Das ist die Herausforderung an Mister “Ich”: sich schon als erlöst zu sehen, obwohl sein Alltag noch eine andere Sprache zu sprechen scheint. Was muss er noch tun? Nichts mehr. Es ist schon alles getan.



Romans VII: The renewed mind

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 7:46


Einige Wochen lang haben wir Mister “Ich” auf seinem Römer 7-Trip begleitet. Dieser endet heute mit folgender Feststellung:


Also diene ich nun selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.


Auf den ersten Blick scheint es, als wiederhole Mister “Ich” nur bereits Gesagtes. Es klingt fast, als finde Mister “Ich” sich mit einer gewissen bleibenden Zerrissenheit ab: Eine Seite von ihm will Gottes Willen tun (sein Inneres, sein Sinn oder wie immer man diese Seite bezeichnen mag). Eine andere Seite (”Fleisch” genannt) verweigert die Ausführung. Damit “muss man leben”.


Doch der zweite Blick zeigt uns, es geht um etwas anderes. In dem zitierten Satz von Mister “Ich” ist ein Wort neu:


Also diene ich nun selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.


Mister “Ich” legt sich endgültig fest. Die Seite von ihm, die mit Gottes Willen eins geworden ist, ist er selbst. Das ist sein wahres Wesen, das ist seine neue Identität. (Das andere ist nicht er selbst.) Im nächsten Kapitel wird Paulus für diese neue Identität einen neuen Namen einführen: es ist der “Geist” von Mister “Ich”. Dieser Geist ist er selbst. So wird Mister “Ich” in Zukunft von sich denken.


Die meisten Menschen meinen, man werde verändert durch Erneuerung des Willens. Dieses Missverständnis hat viel zum Blues von Mister “Ich” beigetragen. Dieses Missverständnis belastet unzählige Christen. In frommem Kreisen wird appelliert, motiviert, verpflichtet, zur Willensentscheidung aufgerufen und ständig ein neuer Vorsatz gefasst. Aber Menschen werden nicht durch Erneuerung ihres Willens verändert. (Mister “Ich” hat ja in Vers 18 entdeckt, dass sein Wille schon lange erneuert ist.) Menschen werden verändert durch Erneuerung ihres Denkens (Römer 12,2).


Mister “Ich” brauchte ein neues Denken über Gott: nicht der himmlische Richter und Verpflichter, sondern sein Freund und Helfer, der nur Gutes über ihn denkt. Mister “Ich” brauchte ein neues Denken über sich selbst: nicht der erbärmliche Versager, sondern der Neue, der mit Gott im Einklang steht. Wenn er diesem Denken immer mehr Raum gibt, garantiere ich ihm erfreuliche Auswirkungen auf sein praktisches Leben. Auf Dauer wird ein Mensch sich so verhalten, wie er über sich selbst denkt.


Hier liegt die eigentliche Herausforderung für Mister “Ich”. Wird er zu diesem neuen Denken stehen? Sein Denken wurde von klein auf ganz anders geprägt. “Du machst immer alles falsch”, hat er oft gehört. Solche Sätze haben sich in sein Herz eingeschrieben. “Du bist ein Versager”, hat eine unhörbare Stimme ihm immer wieder eingeredet. “Du musst besser werden, dich mehr anstrengen”, hat die Religion ihm eingetrichtert. Wird er den Mut haben, gegen diese Sätze und Stimmen an der neuen Sicht von sich selbst festzuhalten? Manchmal wird es ihm vermessen vorkommen, so positiv von sich zu denken. Wird er es wagen, so “vermessen” zu sein?


Die wahre Herausforderung für Mister “Ich” liegt darin, der Versuchung zu widerstehen, zum alten Denken zurückzukehren. Sich nicht wieder den fordernden Gott einreden zu lassen. Sich immer beharrlicher allen negativen Gedanken über sich selbst zu verweigern. Sich genauso beharrlich als den anzusehen, der bereits neu, gerecht und heilig ist. Denn das ist er selbst.