Freitag, 24. Dezember 2010

Lebendig bleiben

Eine 10 Jahre alte Predigt von Siegi Ochs



Wie bleiben Christen lebendig?

Letztens waren Ille und ich zum Essen eingeladen und jedes Mal, wenn es meiner Frau geschmeckt hat – was meistens der Fall ist – wenn es ihr also so richtig geschmeckt hat und sie das Gericht noch nicht kannte, fragt sie anschließend nach dem Rezept.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, was so eine einfache Frage nach dem Rezept eines Essens alles auslösen kann. Auf einmal drehte sich alles nur noch ums Kochen und Backen und aus den Schränken und Schubladen wurden die Rezeptbücher geholt und betrachtet. Und gemeinsam und fast andächtig bestaunten wir die Bilder in den Rezeptbüchern wie kostbare und seltene Gemälde. Als würden wir einen van Gogh oder Rembrandt betrachten. Dabei war es nur Kuchen. Und ehrfurchtsvoll las man von den Zutaten und war begeistert von den Anweisungen.

Interessieren Sie sich auch für Rezepte? Kochrezepte? Backrezepte?

Also, ich interessiere mich mehr für die Ergebnisse als für die Regeln wie man ein bestimmtes Essen oder einen Kuchen zubereitet.

Das war schon so als ich ein kleiner Junge war. Meine Oma liebte Backrezepte. Alle möglichen Arten und Sorten von Backrezepten. Davon habe ich als kleiner Junge profitiert, von dem, was dabei raus kam, wenn sie sich so ein Backrezept vornahm und deren Anweisungen befolgte.

Unser Thema hört sich wie so ein Back- oder Kochrezept an: "Wie bleiben Christen lebendig?" Man nehme 1. 2. 3. und tue dies und lasse das...

Was meinen Sie: "Wie bleiben Christen lebendig?"

Nun, wir würden vielleicht sagen: "Um als Christ lebendig zu bleiben, musst Du Dich an ein paar Regeln halten:

Du solltest täglich beten

Solltest Du auch täglich in der Bibel lesen

Brauchst Du Gemeinschaft mit anderen Christen im Hauskreis

Gehe sonntags in den Gottesdienst

Solltest Du regelmäßig etwas von Deinem Geld Gott abgeben

Wäre es toll, wenn Du deinen Gaben entsprechend mitarbeitest

Solltest Du so leben, wie die Bibel es sagt

Jeder, der schon länger Christ ist, weiß das diese Regeln einfach wichtig sind. Ohne tägliches Beten und Bibellesen würde unserem Glauben bald die Luft ausgehen. Ohne Gemeinschaft mit anderen Christen im Hauskreis und ohne Gottesdienst würden wir bald auf der Strecke bleiben. Der richtige Umgang mit unserem Geld, mit unseren Gaben und mit unserer Zeit ehrt nicht nur Gott und hilft anderen, sondern ist auch heilsam für unser eigenes Herz. Das wir außerdem als Christen unser Leben nach den Anweisungen der Bibel ausrichten, liegt auf der Hand.

Ohne Regeln herrscht Chaos. Wenn es keine Verkehrsregeln geben würde und jeder so fahren könnte, wie er wollte, würde der Verkehr total zum Erliegen kommen. Ohne das Befolgen eines Backrezeptes gibt es keinen Kuchen. Rezepte sind ja schließlich auch dafür da, um befolgt zu werden! Wenn da Zucker steht, muss man diesen auch in der angegebenen Menge nehmen und kann ihn nicht einfach durch Salz ersetzen, auch wenn beides weiß aussieht! Das Ergebnis wäre verheerend und ungenießbar.

Schauen wir uns jetzt einmal an, was Paulus auf die Frage antwortet: "Wie bleiben Christen lebendig?", Galater 3, Verse 1 bis 5: Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden? Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen? Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut, und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung. Habt ihr denn so Großes vergeblich erfahren? Sollte es wirklich vergeblich gewesen sein? Warum gibt euch denn Gott den Geist und bewirkt Wundertaten unter euch? Weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens angenommen habt?

Eine erstaunliche Antwort, die aus lauter Fragen besteht.

Wenn man diese Verse und die Verse vorher liest, wird auf jedem Fall klar, dass die Christen, denen Paulus hier schreibt nicht mehr sehr lebendig waren. Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?

Schon diese erste Frage macht deutlich, dass die Galater wie so ein ungenießbarer Kuchen waren und scheinbar Salz mit Zucker verwechselt haben.

Das ist ja das eigentlich erschreckende an diesem Text und an diesem ganzen Brief, dass Menschen, die eine tiefe Begegnung mit Christus hatten, nach einiger Zeit ungenießbar waren. Das es – wie wir hier bei den Galatern sehen – tatsächlich passieren kann, das Christen ihre Lebendigkeit verlieren.

Für die Galater stellte sich nicht mehr die Frage, wie sie lebendig bleiben, sondern wie sie wieder lebendigwerden.

Nachdem Paulus den Galatern die Botschaft vom gekreuzigten und auferstandenen Christus vor Augen gemalt hatte, so als wären sie selbst dabei gewesen als Jesus mit seinen 12 Jüngern drei Jahre lang unterwegs war, um anschließend am Kreuz für sie und für uns alle sein Leben aus Liebe zu geben, damit sie und wir einen Ort haben, wo wir die Schuld unseres Lebens abladen können. Nachdem Paulus ihnen also Christus wie ein Bild vor Augen gemalt hat und ihr Herz dabei offen wurde und sie zum Glauben an Jesus kamen und sie anfingen mit Jesus tagtäglich und ganz alltäglich zu leben. Danach kamen sie – aus Jerusalem, ganz fromme Leute, wissende Leute. Menschen, die in der Bibel zu Hause waren, Menschen mit einem starken Sendungsbewusstsein. Nach der Predigt des Paulus hörten sie jetzt auf die Predigt dieser Leute, die ihnen vorwarfen, dass sie sich nicht an die Regeln halten und das alles auf diese Regeln ankommt. Biblische Regeln, alttestamentliche Regeln, gesetzliche Regeln: Was man essen darf und wie man sich zu waschen hat und wie man den Feiertag heiligt und dergleichen mehr. Lauter Regeln. 1. 2. 3. Man nehme, man tue, man lasse. Diese Leute zeigten den Galatern ihr Bild von einem guten Christen und machten ihnen den Mund damit wässrig: So lebt ein Christ. So sieht ein Christ aus. So verhält sich ein Christ. Ihr wollt doch weiterkommen. Ihr wollt doch euer Leben meistern.

Und die Galater wurden verblendet. Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? muss Paulus fragen.

Liebe macht blind, sagt man. Die Wahrheit ist, das Liebe sehend macht. Was die Galater blind für die Wahrheit werden ließ, war nicht die Liebe, sondern die Selbstsucht. Sie wollten genauso fromm und gut wie die anderen sein. So wurden sie verblendet, oder behext, bezaubert, so kann man dieses Wort auch übersetzen.

Es geht eine unheimliche Macht von den Regeln aus. Wer die Regeln kennt, wer die Regeln beherrscht, der kann das Leben meistern. Es ist ja auch scheinbar so viel einfacher sich an bestimmte Regeln zu halten, statt einfach aus dem Glauben heraus zu leben. Man kann z.B. die Regel beachten, als Christ jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen und das jahraus jahrein tun, ohne dabei tatsächlich und wirklich Gott zu begegnen. Man kann z.B. die Regel beachten, als Christ in den Hauskreis zu gehen und das jahraus jahrein tun, ohne dabei tatsächlich und offen einander wirklich zu begegnen.

Paulus malte den Galatern Christus vor Augen. Die Leute aus Jerusalem malten den Galatern einen guten Christen vor Augen. Dieses Bild sah auch viel besser aus. Kein hässlicher armseliger und gekreuzigter Jesus, sondern ein erfolgreicher starker und beklatschter Christenmensch. Wer hängt sich schon einen Gekreuzigten ins Zimmer. Da hängen wir doch viel lieber unsere Urkunden auf.

Das ist die unheimliche Macht, die von den Regeln ausgeht. Das sie mir den Blick für den gekreuzigten Christus vernebeln, durch dessen Liebe und Gnade ich lebenslang lebe und mir stattdessen den Spiegel vorhalten und auf einmal kommt wieder alles auf mich an und darauf, dass ich die Regeln befolge um mir anschließend die Urkunden an die Wand hängen zu können und andere einlade in mein Zimmer und sage: "Guck mal, ist das nicht toll, das habe ich gemacht. Bin ich nicht toll?"

Am Anfang hat man geglaubt und vertraut. Da hat man sich Jesus angeschaut, hat ihm in die Augen geschaut, ganz tief und sich in diesen Augen verloren, in diesen Augen voller Liebe.

Dann kam der Moment, wo man von Jesus weg auf sich und die anderen schaute, auf das eigene Leben und die Regeln und wo man es sich und den anderen beweisen wollte. Wo der Glaube alleine nicht mehr reichte, sondern Taten zählten. Wo man etwas darstellen wollte.

Dies eine möchte ich von euch erfahren sagt Paulus: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen? Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut, und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung.

Lebendigkeit oder Sterben entscheidet sich für uns als Christen nicht am Einhalten von bestimmten Regeln, sondern daran, wen wir anschauen:

den gekreuzigten Jesus

oder uns selbst

Lebendigkeit oder Sterben entscheidet sich für uns als Christen nicht am Einhalten von bestimmten Regeln, sondern daran, wem wir vertrauen:

dem heiligen Geist

oder uns selbst, unserem Fleisch, wie Paulus schreibt

Was ist wichtiger: Der Kuchen oder das Rezept?

Stellen wir uns vor, es ist Gemeindeversammlung und statt Kuchen liegen nur die entsprechenden Rezepte aus.

Die Rezepte dienen einzig und allein dem Ergebnis, dem fertigen Kuchen. Wenn sie das Ergebnis nicht mögen, z.B. den Käsekuchen meiner Mutter, werden sie die Regeln nicht anwenden, die notwendig sind, um diesen Käsekuchen zu bekommen.

Regeln sind wichtig und notwendig, aber wir dürfen sie niemals mit dem Ziel verwechseln. Der fertige Kuchen ist entscheidend. Klar, dafür haben einige von uns in der Küche gestanden und sich hoffentlich auch genau an die Regeln gehalten.

Jetzt werden wir heute Nachmittag also keine Rezepte serviert bekommen, sondern leckeren Kuchen, ganz unterschiedlichen Kuchen, so verschieden die Kuchen sein werden, so verschieden sind auch die entsprechenden Regeln für die einzelnen Kuchensorten.

Es gibt nicht nur ein Rezept. Ich habe keine Ahnung wie viele unterschiedliche Backrezepte es gibt. Wahrscheinlich wird es so viele Rezepte geben, wie es Kuchen gibt.

Für uns heute Nachmittag werden die einzelnen Rezepte keine Rolle spielen, sondern das Ergebnis, die fertigen Kuchen. Wir wollen den Kuchen genießen und nicht die Regeln.

Dabei wird es auf eins entscheidend ankommen – über das wir uns gar nicht bewusst sind - das wir denen vertrauen und Glauben schenken, die die Kuchen gebacken haben.

Lebendigkeit oder Sterben entscheidet sich für uns als Christen nicht am Einhalten von bestimmten Regeln, sondern daran, wem wir vertrauen:

dem heiligen Geist

oder uns selbst

Lebendigkeit oder Sterben entscheidet sich für uns als Christen nicht am Einhalten von bestimmten Regeln, sondern daran, wen wir anschauen:

den gekreuzigten Jesus

oder uns selbst

Wenn Sie sich zu Hause in die Küche stellen und etwas tolles zu Essen machen und sich dabei an ganz bestimmte Regeln halten um ein ganz bestimmtes Ergebnis zu erreichen, weshalb tun sie das?

Weil man die Regeln einhalten muss? Oder weil sie sich selbst oder einem anderen eine Freude machen wollen?

Liebe geht durch den Magen, sagt man. Dafür stehen manche Stunden in der Küche. Aus lauter Liebe. Für einen anderen.

Klar, dass bei so einem tollen Essen auch der Koch gelobt wird. Aber das Essen wird einem nicht mehr schmecken, wenn man merkt, der andere hat mich nur bekocht, um mir zu zeigen, wie toll er ist und um sich so meine Anerkennung einzukaufen. Ich war nur Mittel zum Zweck. Der hat sich nur an die Regeln gehalten und in die Küche gestellt, um beklatscht zu werden.

Keiner, der sich in die Küche stellt, würde das Rezept höher achten, als den fertigen Braten. Er weiß, dass man bestimmte Regeln beachten muss, um bestimmte Ergebnisse zu bekommen.

Die Tragik der Galater ist das aus dem verlorenen Sohn in Lukas 15 der ältere Sohn wurde. Die Galater kamen wie verlorene Söhne nach Hause, begannen im Glauben und vertrauten auf den Heiligen Geist. Doch kaum waren sie zu Hause, fingen sie an wie der ältere Sohn nach den Regeln zu leben. Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?

Interessant ist, dass man das griechische Wort für "verblendet" auch mit "verleumden" oder "beneiden" wiedergeben kann.

Der ältere Sohn beneidete seinen jüngeren Bruder und er verleumdete ihn.

Wer allein von Christus lebt und darauf vertraut, dass Gottes Geist ihn schon richtig führt, wird von den beneidet und verleumdet, die wie der ältere Sohn auf ihre Leistungen pochen.

Diese 5 Verse bestehen aus lauter Fragen.

"Wie bleiben Christen lebendig?" Wenn sie das Fragen nicht verlernen!

Neben den Krisen meines Lebens, bin ich vor allen Dingen durch Fragen, durch Fragen, die andere mir stellten und durch Fragen, die ich selbst stellte, weitergekommen. Selten haben mich Antworten verändert oder in Bewegung gebracht. Meistens waren es Fragen.

Die richtigen Fragen zu stellen ist wichtiger als die richtigen Antworten zu wissen oder zu geben.

Paulus fordert uns mit seinen Fragen heraus.

Jesus oder ich?

Geist oder Fleisch?

Glauben oder Regeln?

"Wie bleiben Christen lebendig?"

durch Glauben

Glauben an den Gekreuzigten. Das er allein reicht. Wo der Gekreuzigte im Zentrum steht, da muss ich niemanden mehr etwas beweisen. Da muss ich nicht besser sein, als ich bin. Da darf ich schwach sein, weil Jesus meine Stärke ist. Wo der Gekreuzigte im Zentrum steht, ist kein Platz mehr für Neid und Eifersucht, weil wir alle von ihm und durch ihn leben und niemand einem anderen beweisen kann oder muss, dass er besser und wichtiger und wertvoller ist, weil da an diesem Kreuz Platz für uns alle ist.

"Wie bleiben Christen lebendig?"

- durch Vertrauen

Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit, da ist Liebe, da ist Kraft und da ist kein Platz für Angst. Und da werden Regeln zu dem, was sie sind: Ein Mittel zum Zweck, aber nicht der Zweck an sich.

Der Kuchen ist wichtiger als das Rezept.

Beten, Bibel lesen, Hauskreis, Gottesdienst, Geld geben, Mitarbeit und leben, wie die Bibel es sagt sind alles gute und wichtige Regeln, aber sie verlieren ihren Wert in dem Moment, wo diese Regeln mir wichtiger werden als Jesus selbst, wo sie meine Liebesbeziehung zu Jesus ersetzen und es mir auf einmal nicht mehr darauf ankommt, in seine Augen voller Liebe zu schauen, sondern mir darum geht, dass ich mehr und besser bete als andere, besser in der Bibel Bescheid weiß, als andere, usw.

Wenn ich Jesus liebe, wenn ich mich täglich neu dem Heiligen Geist öffne und darauf vertraue, dass er mich führt, werde ich mich an bestimmte Regeln halten, aber sie sind für mich nur ein Mittel zum Zweck und ich werde mich nicht diesen Regeln anvertrauen sondern Jesus und der Führung seines Geistes.

Das Motiv ist entscheidend! Warum und für wen?



Krefeld, den 14. November 1999
Pastor Siegfried Ochs

Sonntag, 19. Dezember 2010

Das Wort Gottes



Hierzu eine Andacht von Watchman Nee.

W.Nee
Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als
jedes zweischneidige Schwert und hindurchdringend bis zur
Scheidung von Seele und Geist. Hebr 4,12

Manche Gotteskinder legen großen Nachdruck auf die richtige Scheidung des Wortes der Wahrheit. Die Schrift ermahnt uns in der Tat, dies zu tun (2Tim 2,15), sie sagt uns aber ebenfalls, dass sein Wort uns selbst scheiden soll. Unser Fehler liegt wohl darin, dass wir zuerst sein Wort zu scheiden suchen - noch bevor wir es seine scheidende Wirkung an uns selbst haben tun lassen! Sind wir uns bewusst, dass Gottes Wort etwas Lebendiges, eine wirkende Kraft ist? Dringt es bis in unser Innerstes wie ein scharfes, zweischneidiges Schwert? Oder behandeln wir es so, als sei es irgendein beliebiges Buch unter vielen anderen, die studiert und ausgewertet werden müssen?

Das Merkwürdige an der Schrift ist, dass sie nicht darauf abzielt, uns Lehren systematisch beizubringen. Uns wäre es vielleicht besser erschienen, Paulus und die anderen hätten sich zusammengetan und ein ausführliches Handbuch der christlichen Lehre geschrieben. Aber das hat Gott nicht zugelassen. Wie leicht hätte er so manche unserer theologischen Meinungsverschiedenheiten ausschalten können, aber anscheinend liebt er es, diejenigen, die an die Bibel nur mit dem Verstand herangehen, zu verwirren! Er will uns bewahren vor dem bloßen Ergreifen von Lehren. Er will, dass die Wahrheit uns ergreift.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Der grüne Tisch

Hier ein sehr guter alter Artikel von Haso


Vor dem Denken kommt das Handeln: Zersägt den grünen Tisch
Abgelegt unter: Getextetes — Haso @ 6:38

Wollte ich ausgewogen sein, schriebe ich wie folgt:

Was kommt zuerst - der Gedanke oder die Handlung? Diese Frage ist eine Neuauflage des alten Henne-Ei-Problems. Sie lässt sich kaum eindeutig beantworten. Der eine stolpert in eine neue Erfahrung (Handlung), und plötzlich sieht er die Welt mit anderen Augen. Dem anderen geht ein Licht (Gedanke) auf, und auf einmal kann er nicht mehr weiterleben wie bisher. Eigentlich spielt die Frage nach dem ersten Auslöser auch nicht die entscheidende Rolle. Wichtig ist nur: es gibt keine zwei Generationen von Hennen ohne dazwischenliegendes Ei. Und es gibt keine zwei Generationen von Eiern ohne eine dazwischenliegende Henne. Jeder Gedanke, der nur neue Gedanken gebären will und nicht zur Handlung führt, bleibt unfruchtbar. Jede Handlung, die keine Auswirkung auf unser Denken hat, verpufft.

Aber ich will nicht ausgewogen sein. Ausgewogenheit ist eine Seuche im Leib Christi. Sie nimmt uns den Biss, macht “wohltemperierte” Nachfolge. Das neuzeitliche Menetekel lautet: “Aus-gewogen und für zu leicht befunden!” Wir brauchen heilige Einseitigkeit und Übertreibung.

Wollte ich korrekt sein, schriebe ich wie folgt:

Die Beziehung zwischen Gedanke und Tat erfordert eine genaue Untersuchung. In der Regel dürfte es keine Handlung ohne einen ersten gedanklichen Anstoß geben. Dieser kann sich über längere Zeit erstrecken - eine solche Handlung nennen wir “wohlbedacht”. Der gedankliche Anstoß kann sich aber auch auf einen kurzen, vielleicht nicht einmal bewusst wahrgenommenen Impuls beschränken. Wichtig ist nur: erst die Ausführung des Gedankens durch die Handlung gibt dem Gedanken Substanz und macht ihn zu einem wirklichen Teil der Person. Nur der “Täter des Wortes” wird “selig sein in seiner Tat”.

Aber ich will nicht korrekt sein. Theologische oder philosophische Korrektheit hat zu Genüge ihre Sterilität erwiesen. Wir brauchen Steine des Anstoßes.

Wollte ich widerspruchsfrei sein, schriebe ich wie folgt:

Du musst überhaupt nichts tun. Es ist das Wort, das alles in dir vollbringt. Nicht du lebst (handelst) nach der Bibel, sondern das Wort lebt in dir. Fülle dein Denken mit ihm, und es bringt gute Frucht hervor. (So habe ich an anderer Stelle geschrieben. Dazu stehe ich immer noch uneingeschränkt.)

Aber ich will auch nicht widerspruchsfrei sein. Widerspruchsfreie Theologie harmonisiert die Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit. Wir brauchen ärgerliche Paradoxien.

Deshalb behaupte ich einseitig, übertreibend, unkorrekt, anstößig und widerspruchsvoll: Vor dem Denken kommt das Handeln. Ich meine es ernst. Und ich werde es gut begründen illustrieren.

Wir leben in einem Land voller Konferenzen, Kassetten, Bücher, Gedanken, Konzepte, Strategien, Diskussionen, Blogs und wer weiß was noch. Wir müssten das erneuertste - Günter, ist dieser Superlativ zulässig? - Land unter dem Himmel sein. Wir sind es nicht. Meine Beobachtung: alle diese Konferenzen, Kassetten, Bücher, Gedanken, Konzepte, Strategien, Diskussionen, Blogs und wer weiß was noch verändern den nicht, der nicht bereits mit neuem Tun begonnen hat. Er versteht sie nicht einmal wirklich. Sie sind für ihn nichts als weitere Gedanken unter schon gedachten Gedanken. Nur wer bereits aufgestanden ist und tut, was er noch nie getan hat, aus Sehnsucht oder aus Not, wird die neue Zeit ergreifen. Wer allerdings mit dem neuen Tun begonnen hat, dem sind alle diese Konferenzen, Kassetten, Bücher, Gedanken, Konzepte, Strategien, Diskussionen, Blogs und wer weiß was noch Kompass und Wegzehrung.

Ich muss nicht recht behalten. Aber ich will die falsche Selbstverständlichkeit in Frage stellen (und wo möglich exekutieren), mit der jederman davon auszugehen scheint, dass neue Konferenzen, Kassetten, Bücher, Gedanken, Konzepte, Strategien, Diskussionen, Blogs und wer weiß was noch die Lösung für unsere Probleme bringen. Die Lösung für unsere Probleme beginnt, wo Leute etwas tun, was sie noch nie getan haben.

Schwestern und Brüder, zersägt den “Grünen Tisch”, an dem wir die Welt verändern wollen. Vielleicht kann man aus seinem Holz ein Feuer machen, an dem sich wenigstens einer wärmt.

Samstag, 11. Dezember 2010

Kein Gesetzbuch

Es gibt keinen Zwang für Mister “Ich”. Er muss nur seinem Herzen folgen. Die Bibel und der Heilige Geist helfen ihm dabei. Das hat er jetzt verstanden. Wenn er in Zukunft in der Bibel eine Befehlsform findet oder Begriffe wie “Gebot” und “Gehorsam”, weiß er: Das sind Übungsaufgaben - manche für jetzt, manche für später, manche überhaupt nicht für mich. Sie stornieren nicht meine Freiheit. Ich folge Jesus nach, weil ich es will. Und ich bin dankbar für diese Aufgaben, weil sie mir dabei helfen.

Das war die Aussage mit der ich gestern aufhörte.

Funktioniert denn das?

Ist ein Leben ohne fromme Zwänge möglich?
In unserem Leben wird es immer wieder Dinge geben, die wir tun müßen..
Das hat auch Haso in seiner Römer7-Broschüre anklingen lassen.


Viel von dem, was wir Christen Heiligung, Buße oder Seelsorge nennen, ist der erfolglose Versuch, das Fleisch zu veredeln. Wann immer Mister “Ich” die alten Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen an sich wahrnimmt, fängt er an, daran “rumzudoktern”. Das ist der sichere Weg in Römer 7,14-25. Wenn die einschneidendste Erfahrung seines Lebens, die Bekehrung zu Jesus, dieses Fleisch nicht verändert hat, wie sollen dann weniger einschneidende Maßnahmen zum Erfolg führen?


(Bevor mich jetzt einer missversteht: Es gibt trotzdem einen legitimen Platz für Seelsorge, Therapie und sogar für Disziplin. Sie können manchen Problemen die Spitze abbrechen, Situationen erträglicher machen, uns vor vielen Folgen des Fleisches schützen oder unser “Überleben” sichern, bis geistliche Prozesse durchschlagen. Aber sie können das Problem des Fleisches nicht wirklich lösen. Das Fleisch ist weder therapierbar noch disziplinierbar.)


Wir sollten uns nur nicht zufriedengeben mit einem äußeren Gehorsam..
Wir müßen lernen aus der Kraft unserer neuen Natur zu leben.

Wenn ich sage, daß wir auf unser Herz hören müßen, meine ich das neue Herz, daß wir bei der Wiedergeburt erhalten haben

[Hebr 8,8] Denn tadelnd spricht er zu ihnen: «Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen,

[Hebr 8,9] nicht nach der Art des Bundes, den ich mit ihren Vätern machte an dem Tag, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie blieben nicht in meinem Bund, und ich kümmerte mich nicht um sie, spricht der Herr.

[Hebr 8,10] Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Meine Gesetze gebe ich in ihren Sinn und werde sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen Gott und sie werden mir Volk sein.

[Hebr 8,11] Und nicht werden sie ein jeder seinen Mitbürger und ein jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich kennen, vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen.

[Hebr 8,12] Denn ich werde gegenüber ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden werde ich nie mehr gedenken.»


Freitag, 10. Dezember 2010

Die Bibel; Kein Gesetzbuch mehr

Nochmal Hasos Römer 7

Demnächst werde ich speziell zu diesem Teil noch ein paar Gedanken schreiben.

Romans VII: The Word

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 11:20


Freiheit ist ein hohes Gut. “Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!” (Galater 5,1). Es hat Jesus etwas gekostet, uns von religiöser Pflichterfüllung zu befreien. Nur in Freiheit ist Liebe und Nachfolge möglich. Davon war in den letzten Tagen genug die Rede, und dem einen oder der anderen scheint es gut getan zu haben.


Diese Freiheit gilt es, sich nicht wieder rauben zu lassen. “Steht fest”, schreibt Paulus. Offensichtlich gibt es Kräfte, die uns die Freiheit streitig machen wollen. Hier wird sich der weitere Weg von Mister “Ich” entscheiden. Wird er den Mut haben, sich keine frommen Lasten mehr aufladen zu lassen? Oder ist diese Freiheit nicht doch zu schön bzw. zu “einfach”, um wahr zu sein?


Kann es wirklich sein”, mag Mister “Ich” sich fragen, “dass Gott mich zu nichts mehr verpflichtet? Dass ich völlig frei bin? Warum stehen dann so viele Anweisungen in der Bibel? Warum möchte Jesus, das wir seine Gebote halten? Warum höre ich in so vielen Predigten Aufforderungen, wie ich als Christ zu leben habe?” Gute Fragen. Es gibt darauf gute Antworten.


Eine Schlüsselaussage im Neuen Testament lautet:


Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, daß er ihn an das Kreuz geheftet hat. (Kolosser 2,14)


Jesus hat durch sein Kreuz in jedem Bereich unseres Lebens neue Tatsachen geschaffen. Das Kreuz legt sogar neu fest, was die Bibel ist. “Vor Christus” war sie (soweit es sie schon gab) ein Buch voller “Forderungen”. Diese Forderungen verpflichteten den Menschen und klagten ihn an, wenn er sie nicht einhielt. Damit ist jetzt Schluss. Die Bibel ist seit Christus nicht länger ein Gesetzbuch. “Was muss ich tun? Was darf ich tun?”, sind keine angemessenen Fragen mehr.


Wofür ist die Bibel dann da? Unter anderem für folgende drei Punkte:


1. Die Bibel führt uns (als Evangelium) in die Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat.

2. Die Bibel ist der Same, der selber in uns Neues hervorbringt, anstatt Neues von uns zu fordern. Darüber habe ich unter dem Titel Ich lebe nicht nach der Bibel ausführlich geschrieben.

3. Wenn wir entdeckt haben, dass wir verändert werden wollen, hilft die Bibel uns dabei. Sie ist das Lehrbuch des neuen Lebens.


Den Unterschied zwischen der Bibel als Gesetzbuch und der Bibel als Lehrbuch macht folgender (hinkender) Vergleich deutlich. Mister “Ich” hat zwei Entscheidungen getroffen. Er will Auto fahren, und er will Klavier spielen. Beide Entscheidungen hat er freiwillig getroffen. Bei der ersten ist damit die Freiheit auch schon wieder beendet. Um Auto zu fahren, muss er zunächst den Führerschein machen. Er lernt die Straßenverkehrsordnung kennen, ein “Gesetzbuch”, dem er in Zukunft unterliegen wird. Jede einzelne zukünftige Fahrt wird durch eine Vielzahl von Ge- und Verboten geregelt sein.


Anders ist es mit dem Klavierspiel. Mister “Ich” kann sofort anfangen, und er darf spielen, was er will. Nicht alles hört sich gut an. Aber er lernt ja auch erst. Bald besorgt er sich ein Lehrbuch und sucht sich einen guten Lehrer. Er wird immer besser. Und es macht ihm Spaß, denn er lernt, weil er will.


Beide Bücher enthalten Anweisungen. In der Straßenverkehrsordnung sind sie verpflichtend. Im Lehrbuch nicht. Wenn man eine Vorschrift des Gesetzbuches nicht einhält, ist man ein Übertreter. (Ich bin noch nie für eine eingehaltene Geschwindigkeitsbegrenzung gelobt, aber schon manchmal für eine übertretene zur Kasse gebeten worden.) Durch jede Übung aus dem Lehrbuch, die man bewältigt, wird man hingegen “fortgeschrittener”. Man geht von einem Erfolgserlebnis zum anderen. Der Genuss nimmt zu.


Man wird nicht bestraft für Musikstücke, die man noch nicht spielen kann. Fehler beim Üben sind keine Übertretungen, sondern ein Hinweis darauf, dass man gerade neues Terrain einnimmt. Man muss nicht alles üben und spielen. Der eine liebt Klassik und ist ein Notist. Er wird sich bald an Sonaten versuchen. Der andere wird sich nach Erwerb einer gewissen Grundtechnik ans improvisierte Spiel wagen und ganz andere Sachen zum Klingen bringen. Beides ist in Ordnung.


Dafür, dass Mister “Ich” ein vernünftiger Autofahrer wird, sorgt der Zwang der Straßenverkehrsordnung. Was sorgt dafür, dass Mister “Ich” ein passabler Klavierspieler wird? Er ist begabt und gewillt. Das ist Garantie genug. (Wenn Eltern ihn in jungen Jahren ohne Begabung und Ehrgeiz gezwungen hätten, hätte aller Zwang aus ihm nur einen Schänder der Tasten gemacht.)


Die Bibel ist Mister “Ich”s Lehrbuch, nicht sein Gesetzbuch. Gott hat ihm die Musikalität und Willigkeit des Himmels ins Herz gelegt. (Jeder darüber hinausgehende Zwang hilft ihm nicht, sondern schadet ihm.) Nachdem Mister “Ich” den Drang zu einem neuen Leben in sich vorgefunden hat, erkennt er, dass ihm kostenlos ein Lehrbuch (die Bibel) und ein genialer Lehrer (der Heilige Geist) zur Verfügung stehen. Das, was religiöse Leute als fromme Verpflichtungen ansehen, die man anderen auferlegen muss, erkennt Mister “Ich” als Übungsaufgaben, die ihn zu dem befähigen, was er wirklich will.


Er ist nicht ein Übertreter, wenn er nicht alle diese Aufgaben gleich schafft. (Ich kenne keinen Menschen persönlich, der schon einen Toten auferweckt hat, obwohl das eine klare Anweisung der Schrift ist.) Er hat jedesmal ein Erfolgserlebnis, wenn ihm etwas gelungen ist, was er bis dahin nicht geschafft hat. Er muss sich nicht mit allem gleichzeitig befassen, was in der Bibel steht. Die eine Aufgabe, die sein Lehrer ihm für heute oder die nächsten Tage empfiehlt, wird ihn voranbringen.


So wie der Klavierspieler (Klassik oder Jazz-Improvisation) wird er sich vielleicht “spezialisieren”. Der eine wendet sich mit missionalem Lebensstil seiner Stadt zu, der andere wählt die Stille und Zurückgezogenheit, um dort Gott zu suchen. Beide haben das Recht, ihrem Herzen zu folgen. Keiner von beiden hat das Recht, diese Lebensweise dem anderen aufzudrängen - auch nicht mit Bibelstellen, die sich für beide Lebensentwürfe finden. Die Bibel ist eben kein Gesetzbuch, sondern ein Lehrbuch.


Es gibt keinen Zwang für Mister “Ich”. Er muss nur seinem Herzen folgen. Die Bibel und der Heilige Geist helfen ihm dabei. Das hat er jetzt verstanden. Wenn er in Zukunft in der Bibel eine Befehlsform findet oder Begriffe wie “Gebot” und “Gehorsam”, weiß er: Das sind Übungsaufgaben - manche für jetzt, manche für später, manche überhaupt nicht für mich. Sie stornieren nicht meine Freiheit. Ich folge Jesus nach, weil ich es will. Und ich bin dankbar für diese Aufgaben, weil sie mir dabei helfen.



Donnerstag, 9. Dezember 2010

Erlösung der neue Mensch

Immer noch aus Römer 7 von Harald Sommerfeld.



Romans VII: The new man

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:39


Seit einiger Zeit begleiten wir Mister “Ich” durch Römer 7,14-25 (heute übrigens die viertletzte Folge). Mister “Ich” ist ein Christ, der von einer Niederlage zur anderen geht. Er schafft es nicht, seine guten Vorsätze einzuhalten. Ständig hat er das Gefühl, er solle und brauche “mehr”: mehr Disziplin, mehr Hingabe, mehr Gebet, mehr Bibellesen, mehr evangelistischen Eifer, mehr Herzenserforschung, mehr Mitarbeit, mehr soziales Engagement, mehr Fair Trade, mehr Intimität mit Jesus, mehr Verzicht, mehr Stille, mehr Einsatz, mehr Glauben, mehr Kreuz, mehr Selbstverleugnung, mehr Liebe, mehr, mehr, mehr … Dann wäre er ein guter Christ.


Gott sieht das anders:


Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (Römer 6,14)


Gott meint: (1) Mister “Ich” ist bereits ein guter Christ, denn es gibt keine anderen Christen als gute. (2) Mister “Ich” muss von all diesen gutgemeinten Pflichten erlöst und befreit werden. Er braucht nicht “mehr”, sondern “gar nichts” von all diesen Pflichten. Erst wenn er erkennt, wie bedingungslos Gott ihn liebt und für ihn ist, wird er aus dem Kreislauf der Niederlagen heraustreten.


Woher zieht Gott diese Zuversicht? Zunächst einmal ist festzuhalten: Gott ist schon etwas länger im Job als wir. Gott hatte genug Zeit, herauszufinden, wohin ein Leben religiöser Verpflichtung führt. Er macht sich darüber nicht mehr die Illusionen, die wir uns gelegentlich darüber machen. (Um genau zu sein, er hat sich diese Illusionen nie gemacht.) Die Langzeitstudie “Alter Bund” (Forschungsthema: Wie verhalten sich Menschen unter der Bedingung religiöser Verpflichtung?) hat ein eindeutiges Resultat ergeben: “Sie sind nicht geblieben in meinem Bund.” Religiöse Verpflichtung wird nie verändern.


Deshalb sagte Gott sich: “Wenn die Menschen es nicht schaffen, ihr Herz zu verändern, dann mache ich das selbst.” Gott verlässt sich nicht mehr auf das, was Menschen tun können. Gott verlässt sich auf das, was er selbst in ihnen tut. Und so gilt seit Jesus ein “Neuer Bund”. Wenn ein Mensch an Jesus glaubt, geschieht viel mehr, als dass er nur an Jesus glaubt. In seinem innersten Wesen findet ein übernatürlicher Eingriff statt. Gott schafft ihn neu (2.Korinther 5,17).


Ich werde mein Gesetz (meinen Willen) in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben” (Jeremia 31,33; Hebräer 8,10).


Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben” (Hesekiel 11,19).


Gott ist zuversichtlich für Mister “Ich”, weil er weiß, was er in Mister “Ich” bereits installiert hat. Damit dieses “Neue” zum Tragen kommt, muss jetzt nur noch eins geschehen: Mister “Ich” muss das Gesetz und alle religiösen Lasten weit hinter sich lassen.


Denn auch wenn Mister “Ich” ein neuer Mensch geworden ist, lebt er noch “im Fleisch”. Wie sein Leben praktisch aussehen wird, hängt davon ab, auf welcher Ebene er in Zukunft angesprochen wird. Wenn ihm fromme Pflichten auferlegt werden, wird an seine Entschlossenheit, seinen Gehorsam, seine Hingabe, seine Disziplin, seinen Willen appelliert - also an sein “Fleisch”. Dann geht er von einer Niederlage zur anderen. (Oder wenn er ein sehr disziplinierter Mensch ist, der das alles schafft, geht er von einer Selbstgerechtigkeit zur anderen.)


Die Erfahrung bedingungsloser Liebe hingegen erweckt und stärkt das innere Leben von Mister “Ich”. Gnade ist nie ein Appell an das Fleisch. Gnade ist tödlich für das Fleisch. (Für alle, die sich fragen, wo hier die Selbstverleugnung bleibt: es gibt keine größere Selbstverleugnung als den Entschluss, sich lieben zu lassen, ohne es verdient zu haben.) Gnade ist das Lebensmittel für den Geist.


Gott weiß: Wenn seine Liebe immer wieder neu das Herz von Mister “Ich” erreicht (besonders dann, wenn er wieder “versagt” hat), wird Mister “Ich”s Leben sich unaufhaltsam verändern (nicht über Nacht, nicht ohne Rückfälle, aber unaufhaltsam).


Am meisten Veränderung wird bei dem geschehen, der erlebt: Gott liebt mich und ist total für mich, auch wenn ich mich überhaupt nicht verändere. Wahre “Heiligung” findet auf diesem paradoxen Weg statt.







Mein Eintrag für heute ist nicht fertig geworden. Macht nichts. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich unterliege als Blogschreiber ebenso wenig einer gesetzlichen Verpflichtung wie Mister “Ich” als Christ.


Dass eine solche Verpflichtung schadet, bestätigt übrigens Eugen Roth, der in vier Zeilen das frühere Schicksal von Mister “Ich” trefflich auf den Punkt gebracht hat:


Ein Mensch sagt - und ist stolz darauf -

er geh in seinen Pflichten auf.

Bald aber, nicht mehr ganz so munter,

geht er in seinen Pflichten unter.


Doch die Freiheit hat gewiss schon begonnen, Mister “Ich” wieder nach oben zu bringen.


Mittwoch, 8. Dezember 2010

Immer noch Erlösung vom Gesetz

Hier wieder Haso


Romans VII: The Law (Does it work?)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 6:41


Wenn Gott dem Menschen solch eine Freiheit schenkt, wie ich sie gestern beschrieben habe - kann das gutgehen? In dieser Frage beobachte ich eine deutliche Meinungsverschiedenheit zwischen Gott und einem Großteil seines Bodenpersonals. Vielen Christen wird es ungemütlich, wenn man Gnade und Freiheit so radikal versteht. Sie sind augenblicklich besorgt, jederman werde diese Gnade als Freibrief missbrauchen. Wenn Gott seine Leute schon freigesprochen hat, bevor sie etwas anstellen - was soll sie dann am Sündigen hindern?


(Wenn man nachfragt, stellt man allerdings fest, dass die Besorgten nicht so sehr um sich selbst besorgt sind. Aber den Rest der Christenheit halten sie schon für ein extrem gefährdetes Völkchen. Wehe, man erlaubt ihm alles mögliche! Schon werden sie alles mögliche tun. Als stünden sie nur in den Startlöchern, um munter drauflos zu sündigen, sobald es nicht mehr strafbar ist.)


Schon zur Zeit des Paulus tauchten, wenn er über Gnade und Freiheit lehrte, regelmäßig bestimmte Fragen auf. “Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind?” (Römer 6,14). Wenn Gnade so radikal ist, wie Paulus sie beschrieben hat, gibt es dann noch einen guten Grund, sich der Sünde zu enthalten? Die vorherrschende Besorgnis lautet:


Wenn man die Gläubigen von jeder Christenpflicht befreit, treibt man sie der Sünde in die Arme.


Gott ist gegenteiliger Auffassung. Er lässt kurz und knapp behaupten: “Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade” (Römer 6,14). Erst wenn das Verbot aufgehoben ist, haben Christen eine Chance, bestimmte Dinge hinter sich zu lassen, denkt Gott. Erst wenn die Verpflichtung abgeschafft ist, sind die entscheidenden Veränderungen möglich. Gottes Meinung in dieser Sache lautet also:


Nur wenn die Gläubigen von aller Christenpflicht befreit sind, werden sie die Sünde überwinden (können).


Für heute verabschiede ich mich mit zwei Fragen von meinen Lesern:


1. Wer hat Recht - Gott oder seine besorgten Kinder?

2. Woher nimmt Gott seine Zuversicht?


Sonntag, 5. Dezember 2010

Erlösung Freiheit Gerechtigkeit

Fortsetzung von Hasos Römer 7


Romans VII: The Law (Liberty)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 5:30


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir gerne tun. Was einer tut, sagt noch nichts über ihn aus. Wenn ein Bankdirektor nachts Geld aus dem Tresor holt, kann es sein, dass er ein Dieb ist. Es kann aber auch sein, dass er ein Vater ist, dessen Kind in der Hand eines Geiselnehmers ist. Wenn ein bekannter Politiker sich um eine hilfebedürftige Familie kümmert, kann es sein, dass er ein Menschenfreund ist. Es kann aber auch sein, dass er nur vor laufender Kamera seine Wahlaussichten verbessern will.


Was einer gerne tut, lässt sich nicht befehlen. Mit etwas Strenge können Eltern erreichen, dass ihr Kind den Spinat isst. Sie können nicht erzwingen, dass der Spinat ihrem Kind schmeckt. Mit genügend Radarkontrollen kann die Polizei erreichen, dass ich auf einer nahegelegenen vierspurigen Straße nur 50 fahre. Mit nichts auf der Welt kann sie erreichen, dass diese Schleicherei mir Spaß macht.

Lieben kann man nicht müssen


Gott ist nicht an dem interessiert, was wir tun. Gott ist an dem interessiert, was wir aus Liebe tun. Zur Liebe kann man nicht verpflichtet oder gedrängt werden. Mit Manipulation, Selbstmorddrohung, Eifersuchtsszenen, Bettelei oder Magie gewinnt man nicht die Zuneigung seines Wunschpartners. Zur Liebe kann man nicht mit vorgehaltener Pistole gezwungen werden. Diese Art von “Liebe” nennen wir Vergewaltigung. Liebe kann man auch nicht mit Geld oder anderen Versprechungen kaufen. Solch eine “Liebe” nennen wir Prostitution. Gott ist weder ein Gewaltverbrecher noch ein Freier.


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er im Neuen Bund die Verpflichtung abgeschafft (Römer 10,4). Er hat lange genug mit ansehen müssen, wozu die Verpflichtung geführt hat: “Dieses Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir” (Matthäus 15,8). Nun hat Jesus die Verpflichtung ein für allemal aufgehoben (Kolosser 2,14).


Gott ist nicht an unserem Verhalten interessiert. Gott ist an unserem Herzen interessiert. Deshalb hat er uns im Neuen Bund eine atemberaubende Freiheit geschenkt (Galater 5,1), die - so behaupte ich - vielen Christen noch gar nicht bewusst ist. Denn nur auf der Grundlage völliger Freiheit ist völlige Hingabe möglich. Nur wenn einer zu nichts mehr verpflichtet ist und außerdem keine nachteiligen Folgen zu befürchten hat, wird deutlich, wer er wirklich ist. Nur dann kann Liebe sich entfalten.





Gott ist an unserem Herzen interessiert. Wie unser Herz beschaffen ist, zeigt sich in dem, was wir gerne und freiwillig tun. Deshalb gibt Gott uns im “Neuen Bund” völlige Freiheit. (”Neuer Bund” bedeutet: Gott hat durch Jesus seine Beziehung zu uns auf eine völlig neue Grundlage gestellt, die völlig anders ist als alles, was wir sonst auf dieser Welt kennen.) Zu dieser Freiheit gehören zwei Voraussetzungen. (1) Wir sind nicht zu Wohlverhalten verpflichtet. (2) Wir werden nicht verurteilt, wenn wir uns nicht wohlverhalten. Wie man sich diese Freiheit vorstellen kann, zeigt der folgende Vergleich.


Unser Schulsystem ist ein gesetzliches System. Die Schulpflicht sorgt dafür, dass jeder hingeht. Die Zeugnisse sorgen dafür, dass die meisten sich mehr oder weniger Mühe geben. Damit lässt sich einiges erreichen. Aber nicht alles.


Wenn Millionen Kids jeden Morgen zur Schule gehen, bedeutet das nicht, dass Millionen Kids lernwillig und wissbegierig sind. Es bedeutet nicht, dass sie sich voller Begeisterung spannenden Forschungsgebieten zuwenden. Es bedeutet nicht, dass sie für Lehrer und Lehrbücher dankbar sind. Es bedeutet nicht, dass die Schule zu ihren Lieblingsplätzen gehört. Es bedeutet nur, dass sie sich fügen. Mehr lässt sich staatlicherseits nicht verordnen. Diese Verordnung hat ihre Schattenseiten: Lernstress, Prüfungsangst und persönliche Krisen derer, die scheitern.


Nun stellen wir uns folgendes Szenario vor. Am Beginn eines neuen Schuljahres tritt der Lehrer vor die Klasse und teilt den Schülern mit: “Wir haben unser Schulsystem völlig reformiert.” Das neue System sieht so aus: Die Schüler bekommen schon am ersten Tag ihr Zeugnis. In diesem Zeugnis steht eine Gesamtzensur: “Sehr gut.” Der Lehrer informiert: “Die Note ist endgültig. Sie wird euch nie wieder aberkannt werden. Ihr müsst auch nicht jeden Tag hier erscheinen. Es gibt keine Tests und Prüfungen. Ihr habt es bereits geschafft, bevor ihr angefangen habt. Nun liegt es an euch, was und wieviel ihr lernen wollt.”


Wie würde das in der Schule ausgehen? Einige würden vermutlich nie wieder ihre Klasse betreten. Andere würden es nicht glauben und ängstlich darauf warten, wo der Haken bei der Sache ist. Aber für diejenigen, die gerne lernen, wäre es das beste Jahr, das sie je hatten.


Genau solch eine Systemreform hat Gott mit dem Neuen Bund vollzogen. Der Alte Bund entsprach unserem gegenwärtigen Schulsystem. Die Menschen waren verpflichtet, das Gute zu tun. Am Ende stand der Test und das Zeugnis (Urteil). Der Neue Bund entspricht der eben beschriebenen utopischen Schulreform. Gott stellt dem, der zu Jesus kommt, bereits am ersten Tag das Zeugnis aus (oder fällt das Urteil): “Gerecht.” Das ist in seiner Welt die Entsprechung zu “Sehr gut”. Diese Note wird nie wieder zurückgenommen oder geändert werden. “Es gibt keine schlechte Zensur für die, die in Christus Jesus sind” (Römer 8,1). Kein Lernstress, keine Prüfungsangst, kein Durchfallen oder Sitzenbleiben.


Gottes Reich ist allem völlig entgegengesetzt, was du von dieser Welt kennst. Bei uns geschieht alles in dieser Reihenfolge: erst die Leistung, dann die positive Beurteilung. Bei Gott ist es entgegengesetzt: erst die positive Beurteilung, dann die Freiheit. Gott “spricht den Gottlosen gerecht” (Römer 4,5). Der “Gottlose” hat noch nichts Gutes getan, und ist doch schon völlig okay. Er hat noch nichts gelernt und doch schon sein Zeugnis in der Tasche. Die Gesamtnote über sein Leben steht bereits fest, wenn er mit Jesus an den Start geht.


Jetzt ist er frei. Er kann herausfinden, was er wirklich tun möchte. Jetzt kann sein Herz sich zeigen.


Fortsetzung folgt.


Samstag, 4. Dezember 2010

Erlösung- Frei vom Gesetz

Was mir in den letzten jahren besonders wichtig geworden ist ist die Befreiung vom Gesetz.

Es gäbe da ganz viel zu sagen aber ich will erst einmal einen Artikel von Haso posten
Er ist aus Haso`s Römer 7



Romans VII: The Law (Definition)

Abgelegt unter: RomansVII — Haso @ 5:46


Was versteht Mister “Ich” unter dem Gesetz? Vermutlich hält er Christen für gesetzlich, die anderen Christen das Schweinefleisch verbieten und den Sabbat vorschreiben, weil es so bei Mose steht. Oder in seinen Augen ist es gesetzlich, Christen ein bestimmtes Outfit zu untersagen. (Haso der Naive hielt dies für eine fast ausgerottete Krankheit des Leibes Christi, bis ihn jüngst der Storch mit einem Beitrag über Frisuren eines besseren belehrte.) Doch damit ist das Thema Gesetzlichkeit bei weitem nicht erschöpft.


Das “Gesetz” hat - in der Gesellschaft und in der Religion - drei Merkmale. (1) Die Forderung: Menschen werden zu einem bestimmten Verhalten verpflichtet. (2) Die Sanktion: Ihnen wird für den Fall der Zuwiderhandlung eine Konsequenz angedroht. (3) Die Verurteilung: Wenn sie sich dennoch nicht an die Vorschrift halten, haben sie den Status eines Übertreters. Wo immer diese Merkmale sich finden, liegt “Gesetz” vor.

Bevor mich nun einer für Haso den Gesetzlosen hält, will ich kleingedruckt klarstellen, dass es im zivilen Leben der Menschen nicht ganz ohne Gesetz geht. Für Schule und Straßenverkehr ist das einsichtig. Selbst die Gemeinde, insoweit sie eine Form des zivilen Zusammenlebens von Menschen ist, kennt in der Regel Regeln. (Eine mögliche Form ihres “Gesetzes” ist das Vereinsrecht oder die Gemeindeordnung.) Das ändert aber nichts daran, dass Gott unsere eigentliche Beziehung zu ihm völlig gesetzfrei geplant hat (Römer 6,14; 7,4.6; 10,4; Galater 2,19; 3,13; 5,18; 1.Timotheus 1,9).

1. Die Forderung


Gesetzlichkeit macht aus dem christlichen Leben eine Anhäufung von Pflichten. Sie fordert von Christen, was sie zu tun (Gebote) und zu lassen (Verbote) haben. Es kommt nicht darauf an, ob das Geforderte falsch (Kopftuch für Frauen) oder richtig (keine üble Nachrede) ist. Das Vorliegen einer Forderung reicht aus, um ein “Gesetz” zu machen. Wenn Christen anderen vorschreiben, sie müssten jeden Tag 15 Minuten in der Bibel lesen, oder ihnen untersagen, bestimmte Filme anzuschauen, handelt es sich in beiden Fällen um Gesetz. “Alles ist erlaubt”, schreibt Paulus (1.Korinther 6,12; warum habe ich über diesen wunderbaren Satz noch nie eine Predigt gehört?). Dann ist nichts gefordert. Der Grund, warum Christen ihr Leben ändern, ist nicht, weil Gott oder Menschen es von ihnen erwarten. Sie werden ihr Leben ändern, aber aus viel besseren Gründen.


Eine Spezialform ist die dogmatische Gesetzlichkeit. Es ist nicht gesetzlich, Überzeugungen zu haben oder zu vertreten. Es ist aber hochgradig gesetzlich, solche Überzeugungen von anderen zu fordern oder sie ihnen aufzuzwingen. Überzeugungen lassen sich nicht verordnen.


A man, convinced against his will,

is of the same opinion still.


2. Die Sanktion


Wo Gesetzlichkeit vorliegt, wird die Verpflichtung durch Androhung (oder Befürchtung) unangenehmer Konsequenzen durchgesetzt. Das kann, aber muss nicht die Hölle sein. Aus kindlichen Tagen erinnere ich mich an den pädagogischen Hinweis, bestimmtes Verhalten mache “den lieben Heiland traurig”. Andere Konsequenzen können sein: Gott lässt den Übertreter mit dem Auto verunglücken, schickt ihm einen Hexenschuss, erhört seine Gebete nicht, ist auf ihn sauer oder geht vorübergehend auf Abstand. Schließlich gibt es noch den Liebesentzug oder die Verachtung durch andere Christen.

3. Die Verurteilung


Wenn einer trotzdem die Pflicht nicht erfüllt, steht er als Übertreter da. Er hat versagt. Er ist ein schlechter Christ. Er muss sich schuldig fühlen. Vielleicht wird Gott ihn am Ende verwerfen.


Verstehst du jetzt, warum ich gestern vermute habe, Mister “Ich”s Dilemma sei das Ergebnis von Gesetzlichkeit? Es sind nicht die “lieben Geschwister”, die ihn mit dem Gesetz drangsalieren, sondern er selbst. Er hält sich für zu allem möglichen verpflichtet, und er erhöht die Zahl der Pflichten durch eigene Vorsätze und Gelübde. Er hat Angst, dass Gott ihm zumindest den Segen kürzt, wenn er diese Pflichten nicht einzuhalten schafft. Und er fühlt sich jedesmal grottenschlecht, wenn es wieder nicht geklappt hat. Das soll das Evangelium sein? Das soll Gnade sein? Das ist Gesetz pur! So ist mein Gott nicht. Und so braucht Mister “Ich” nicht zu leben.