Dienstag, 28. Juni 2011

Andacht

Von Andrew Wommack



28. Juni


Was zweifelst du?


1. Mose 3,1-13



Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon eßt, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist.


1. Mose 3,5


Die Sünde von Adam und Eva war ihr Unglaube. Von der verbotenen Frucht zu essen, war nur der Ausdruck ihres Unglaubens, der bereits in ihren Herzen vorhanden war. Worin bestand ihr Zweifel? Zwei Dinge gebrauchte die Schlange, sie dazu zu verführen, an Gott zu zweifeln.


Zuerst zweifelten sie an Gottes Wort. Sie glaubten nicht an die Konsequenzen, die Gott ankündigte, wenn sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen essen würden. Gott sagte, sie würden sterben. Sie trafen die Entscheidung, von der Frucht zu essen, weil sie offensichtlich nicht mehr an das glaubten, was Gott gesagt hat. Sie zweifelten an Gottes Wort, was ihre erste Sünde war.


Aber weitaus wesentlicher war, dass Adam und Eva Gottes Liebe infrage stellten. Satan beschuldigte Gott, dass er nicht das Beste für sie wollte. Er sagte, dass Gott ihnen etwas vorenthielte, was sie noch weiser machen würde. Dies war ein direkter Angriff auf Gottes Liebe und Integrität. Er war wirklich gut zu ihnen gewesen, versorgte sie mit allem, was sie benötigten und besuchte sie sogar jeden Tag. Dennoch entschieden sich Adam und Eva dafür, an seiner Liebe zu zweifeln. Das Wort einer sprechenden Schlange hatte für sie mehr Gewicht als Gottes Wort.


Wenn du dir Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung bewusst machst, ist es unlogisch, jemals an Gottes Liebe zu zweifeln. Du hast hier eine Offenbarung, wie unermesslich groß Gottes Liebe ist, und dann machst du dir Sorgen darüber, ob deine Bedürfnisse gedeckt werden oder dein Körper Heilung erfährt. Du versuchst deine Sorgen damit zu rechtfertigen, indem du sagst: "Jeder hat sie, das ist doch normal." Das ist nur normal für Menschen, die Gottes große Liebe nicht kennen! Wenn du eine vollkommene Offenbarung über Gottes Liebe erfährst, werden deine Zweifel verschwinden.


Wenn du Zweifel an Gottes unendlicher Liebe und Fürsorge für dich hast, dann öffne deine Bibel, lies und glaub, was er über dich in seinem Wort sagt. Zerstreue alle Zweifel, indem du dich dafür entscheidest, zu glauben, was er sagt. Dann wird dein Glaube an ihn seine Segnungen in allen Bereichen deines Lebens freisetzen.


Montag, 27. Juni 2011

Allgegenwärtige Sünde

Weiter im Römer 7

Romans VII: The Hare and the Hedgehog

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:28


Nachdem Mister “Ich” in den letzten Tagen einige erleichternde Entdeckungen gemacht hat, muss er sich heute einer unangenehmen Wahrheit stellen.


Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. (Vers 18)


Mit dieser Feststellung wird nichts außer Kraft gesetzt, was Mister “Ich” in den letzten Tagen herausgefunden hat. Es bleibt dabei, dass er in seinem Versagen letztlich nicht Täter, sondern Opfer ist, der immer wieder einer in ihm wohnenden Kraft erliegt, die er die “Sünde” nennt. Auch in Vers 18 ist das “nichts Gute” der feindselige Bewohner, nicht er selbst. Aber dieser Feind hat es in sich.


In mir wohnt nichts Gutes” - das heißt nicht, dass Mister “Ich” nie zu etwas Gutem fähig ist. Es heißt vielmehr, dass die Sünde schier allgegenwärtig ist. Selbst wenn er etwas Gutes tut, verhindert sie, dass das Gute frei von Verunreinigungen bleibt. Manchmal scheitert Mister “Ich” schon recht früh. Eine Kleinigkeit genügt, um ihn aus der Haut fahren zu lassen. Etwas Furcht, und schon bleibt seine Ehrlichkeit auf der Strecke. Ein bisschen Versuchung, und er gibt nach. Aber das bedeutet nicht, dass er mit etwas mehr Selbstbeherrschung, Mumm oder Standfestigkeit aus dem Schneider wäre.


Mister “Ich” kann im Volk Gottes geachtet sein. Vielleicht predigt er. Er predigt aufrichtig, er predigt für Gott, er predigt für die Menschen, Gott bekennt sich zu seiner Predigt, Menschen bekehren sich oder werden durch seine Predigt gefördert. Aber er kann, wie Haso aus leidvoller Erfahrung weiß, nichts daran ändern, dass bei all seinem Predigen sehr fleischliche Motive beteiligt sind. Vielleicht frisst der Neid an ihm, wenn ein anderer mehr gesegnet und geachtet ist als er. Oder sein Ehrgeiz geht weit über alles hinaus, was gesund ist. (Lässt sich beliebig auf andere “gute Werke” übertragen.)


Es ist zu hoffen, dass Mister “Ich” aus dieser Beobachtung nicht die falsche Konsequenz zieht und in Selbstverurteilung zurückfällt. Er soll nicht erneut schlecht von sich denken. Er soll nur eine Illusion verlieren. Diese Illusion lautet: “Wenn ich mich genug anstrenge und diszipliniere, schaffe ich es gegen die Sünde.” Aber das Problem “Sünde” lässt sich mit Disziplin und Entschlossenheit nicht lösen. Es lässt sich damit nur verlagern. Die Lösung ist eine andere.


Letztlich wird auch der Verlust dieser Illusion zu Mister “Ich”s Erleichterung beitragen. Er ist ja des “Wollens und Laufens” schon müde, und findet doch nach jeder neuen Anstrengung nur die grinsende Sünde vor, die wie der Igel dem Hasen sagt: “Ich bin schon da.” Solange er meint, er habe sich noch nicht genug bemüht, läuft er sich zu Tode oder - wahrscheinlicher - resigniert irgendwann. Jetzt aber kommt er dem Punkt näher, an dem er imstande sein wird, die bessere Alternative anzunehmen, die Gott ihm zeigen wird. Dieser Punkt liegt da, wo sein Scheitern ihn nicht nur theoretisch von der Aussichtslosigkeit seines Bemühens überzeugt hat. “In mir wohnt nichts Gutes.”



Sonntag, 26. Juni 2011

Gescheiterte Vorsätze

Romans VII: Interim result

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 8:20


Was in Römer 7,14-25 bisher geschah: Mister “Ich”, der Christ der gescheiterten Vorsätze (V 15), macht Entdeckungen über sich selbst. Diese Entdeckungen sind Wahrheiten, die ihn Stück für Stück befreien. Zunächst befreien sie ihn von einigen Lügen, die er geglaubt hat.

Erste Lüge: Mister “Ich” ist ein schlechter Christ


Mister “Ich” ist ein völlig normaler Christ. Römer 7 ist nicht der Pranger, an den die Bibel gescheiterte Existenzen stellt. Römer 7 erklärt normalen Christen, warum sie erleiden, was sie erleiden.


Das Selbstbild von Mister “Ich” sieht nicht sehr rosig aus. Er fühlt sich immer wieder als christlicher Versager. Aber Gottes Wort sagt: Mister “Ich” “stimmt mit dem Willen Gottes überein” (Vers 16). In seinem Innern hat Mister “Ich” bereits eine große Veränderung erlebt. Er würde gern nach Gottes Willen leben, schafft es nur noch nicht. (Wie könnte jemand ein schlechter Christ sein, der jeden Tag Hasos Tafel liest, in der Hoffnung, hier einige Einsichten zu gewinnen, durch die er sein “Versagen” überwinden kann?)

Zweite Lüge: Mister “Ich” ist das Problem


Mister “Ich” meint, er selbst sei das Problem. Wenn er hingegebener, disziplinierter, entschiedener, frömmer oder wer weiß was wäre, wäre alles anders. Aber Gottes Wort sagt: Mister “Ich” ist nicht das Problem. Mister “Ich” hat lediglich ein Problem: die Sünde, die in ihm wohnt (V 17). Wenn in deinem Haus Ungeziefer wohnt, ist nicht dein Haus schlecht, sondern das Ungeziefer. Wenn in deinem Körper Viren wohnen, ist nicht dein Körper das Problem, sondern die Viren. Es fühlt sich so an, als sei dein Körper das Problem. Aber werde nur die Viren los, dann merkst du, er ist nicht das Problem. Er hat nur ein Problem.


Wenn in dir die Sünde wohnt, bist nicht du schlecht, sondern die Sünde, die in dir wohnt. Mister “Ich” ist kein Problemtyp, sondern ein ganz normaler Christ, der nur ein paar Sachen noch nicht herausgefunden hat. Lass ihn diese Sachen herausfinden und warte ab, was geschieht.

Dritte Lüge: Gott ist unzufrieden mit Mister “Ich”


Gott ist nicht böse auf Mister “Ich”. Gott ist böse auf die Sünde. Er hat die “Sünde im Fleisch” verurteilt (Römer 8,3), nicht den Mister “Ich”. Gott ist völlig auf seiner Seite und will ihm helfen. Gott hat keinen Stress mit Mister “Ich”.


An dieser Stelle taucht regelmäßig eine Besorgnis auf: ist das nicht zu viel Gnade? Was hindert dann die Menschen daran, einfach drauf los zu sündigen, wenn Gott nicht sauer ist und sie nur Opfer sind? Ja, was hindert sie wohl? Vielleicht das neue Leben in ihnen?


Ansonsten gebe ich diese Frage an Gott weiter. Ich habe das ganze Ding ja nicht erfunden. Die Aussage, dass nicht Mister “Ich” die bösen Dinge tut, sondern die Sünde, die in ihm wohnt (Vers 17), stammt ja nicht aus der Tafel des Haso, und auch nicht aus dem Brief des Paulus, sondern aus dem Wort des Herrn. Er hat dafür gesorgt, dass Römer 7,14-25 zuerst in den Römerbrief und dann ins Neue Testament kommt.


Gott wollte dir nämlich vom Himmel herab sagen: “Wenn du als Christ gerne meinen Willen tun möchtest, es aber nicht schaffst, dann erkläre ich, dein Vater im Himmel, dir: Nicht du tust es, sondern die Sünde, die in dir wohnt. In meinen Augen bist du nicht Täter, sondern Opfer. Wie könnte ich da anders als für dich sein, mein Kind. Schenk mir einfach weiter deine Aufmerksamkeit, und ich werde dich lehren, was dir hilft (Jesaja 48,17)”.


Montag, 20. Juni 2011

Auf dem Weg zur Freiheit

Romans VII: The victim

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 7:48


Heute begleiten wir Mister “Ich” (aus Römer 7,14-25) erneut auf seinem Weg der Erkenntnis über sich selbst. Am Anfang stand die gefühlte Befindlichkeit: “Ich schaffe es nicht, als Christ zu leben. Was ich mir vornehme, gelingt mir nicht. Was ich nicht will, tue ich doch immer wieder. Ich bin ein Versager” (Vers 14-15). Wir haben ihm geraten, lieber noch einmal nachzumessen, ob es wirklich so schlecht um ihn steht. Als nächstes dämmerte ihm die Erkenntnis: “Wenn es mir etwas ausmacht, ständig den Willen Gottes zu verfehlen, dann muss mein Inneres in Übereinstimmung mit Gottes Willen sein. Sonst würde ich ja nicht am meinem Scheitern leiden” (Vers 16). Und nun folgt dieser Einsicht eine zweite:


So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. (Vers 17)


Wenn ich in meinem Inneren in Übereinstimmung mit Gottes Willen bin, folgert Mister “Ich”, dann kann ich nicht der eigentliche Urheber meines bedauerlichen Tuns sein. Ich will es ja gar nicht, und trotzdem kommt es immer wieder zustande. Es muss in mir eine Kraft geben, die etwas hervorbringt, was ich nicht will. Diese Kraft nenne ich die “Sünde” (Einzahl).


Damit ist das Problem von Mister “Ich” natürlich noch nicht gelöst. “Der Feind in mir”, das klingt immer noch nicht gut. Und trotzdem erleichtert ihn diese Einsicht. Denn allmählich geht ihm auf, dass er in Gottes Augen nicht Täter, sondern Opfer ist.


Gott ist in diesem inneren Konflikt nicht sein Richter und schon gar nicht sein Ankläger. Das übernehmen andere. Der Teufel zum Beispiel. Religiöse Leute stehen ihm da nichts nach. Das eigene Gewissen singt die dritte Stimme. Aber Gott macht mit Sicherheit kein Quartett aus dieser Condemnation Band.


Der klassische Mister “Ich” im Neuen Testament ist Petrus. (Er wird uns noch näher beschäftigen.) Er tat, was er nie tun wollte, er verleugnete Jesus. Als Folge davon erlitt er die volle Dosis der Selbstanklage. Nur einer klagte ihn nicht an - Jesus. “Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre” (Lukas 22,32), solidarisiert sich Jesus mit ihm.


Das Versagen von Mister “Ich” weckt in Gott keine Regung des Missfallens, sondern eine Regung der Barmherzigkeit. Gott steht immer auf der Seite des Opfers. Und ein solches ist Mister “Ich”. (Du brauchst Gott nie mehr, als wen du sündigst. Gehe ihm nie aus dem Weg, wenn du sündigst.)


Gottes Barmherzigkeit drückt sich darin aus, dass er Mister “Ich” hilft. Die größte Hilfe hat er ihm schon vor zweitausend Jahren geschickt. Das ist das Coolste: Mister “Ich” kann gar keine Sünde begehen, für die Jesus noch nicht bezahlt hat.


Aber nun fügt Gott noch zwei weitere Hilfemaßnahmen hinzu. Die erste ist dieselbe wie bei Petrus: Jesus betet für Mister “Ich” (Hebräer 7,25). Er betet nicht um Vergebung, die ist bereits geschehen. Er betet, dass auch Mister “Ich”s Glaube nicht aufhöre; dass er nicht an sich selbst verzweifelt, den anklagenden Stimmen Gehör schenkt und am Ende die Flinte ins Korn wirft.


Die zweite Hilfemaßnahme ist die “Wahrheit”. Gott hat einem anderen Ex-Mister-”Ich”, Paulus, Einsichten geschenkt, dass es viel besser um ihn stand, als der dachte. Gott hat dafür gesorgt, dass dieser Mister “Ich” seine Einsichten in einem Brief anderen Mister “Ich”s in Rom mitgeteilt hat. So kamen sie ins Neue Testament und können jetzt direkt oder auf dem Umweg über Hasos Tafel dich erreichen, wenn du Mister “Ich” bist.


Wahrheit macht frei. Nicht Appelle, Vorsätze, Bußübungen und Selbstvorwürfe. Mit diesen freimachenden Wahrheiten sind wir noch lange nicht am Ende. Ich fasse die ersten noch einmal kurz zusammen. (1) Mister “Ich” ist innerlich bereits in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. (2) Wann immer er diesen Willen verfehlt, ist er nicht Täter, sondern Opfer. Und Opfer haben Gott auf ihrer Seite.


Fortsetzung folgt.

Sonntag, 19. Juni 2011

Von Andrew Wommack

19. Juni


Mühelose Frucht


Johannes 7,37-41



Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.


Johannes 7,38


Diese Ströme lebendigen Wassers beziehen sich auf den Heiligen Geist und die Dinge, die er im Leben eines Gläubigen hervorbringt. In Galater 5,22-23 steht: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.Diese Eigenschaften sollten aus uns fließen wie ein artesischer Brunnen. Es sollte keine Pumpe notwendig sein. Sie werden fließen, wenn wir unser Denken in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes bringen.


In Johannes 15 spricht Jesus davon, wie wir Frucht bringen, und sagt: Getrennt von mir könnt ihr nichts tun (Vers 5). Diese Frucht ist das Produkt des Heiligen Geistes und nicht unserer Anstrengungen. Trotzdem ist es aber auch eine Frucht unseres wiedergeborenen Geistes, denn in 1. Korinther 6,17 lesen wir: Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Unser Geist ist immer dazu in der Lage, Frucht hervorzubringen, unabhängig davon, was uns unsere Gefühle sagen.


Weil viele Christen diese Wahrheit nicht verstehen, denken sie, es sei heuchlerisch, Freude auszudrücken, auch wenn man sich depressiv fühlt. Es ist aber nur unsere Seele, die depressiv wird. Unser Geist bringt immer die Frucht des Geistes hervor. Jemand, der versucht, im Geist zu leben, ist heuchlerisch, wenn er seinen seelischen Gefühlen erlaubt, seine geistlichen Empfindungen zu beherrschen. Diejenigen, die dies verstehen, haben die Wahl, sich entweder durch ihre Seele in Depressionen führen zu lassen oder es dem Heiligen Geist zu erlauben, in ihnen durch ihren wiedergeborenen Geist Freude und Frieden freizusetzen.


Deine Frucht ist nicht von dir geschaffen; sie kommt vom Heiligen Geist in dir. Es liegt nun an dir, sich ihm hinzugeben, damit er seine Gefühle durch dich zeigen kann, und nicht deine eigenen. Wenn du das heute tust, wirst du in Einheit mit ihm leben und Frucht hervorbringen!


Samstag, 18. Juni 2011

Wir verhungern am gedeckten Tisch

Der Musiker (Eine wahre Geschichte)

An einer U-Bahnhaltestelle in Washington DC, spielte ein Mann an einem kalten Januar Morgen für 45 Minuten, auf seiner Violine sechs Stücke von Bach. Während dieser Zeit benutzten ca. 2000 Menschen diese Haltestelle, die meisten auf dem Weg zur Arbeit.

Nach etwa 3 Minuten bemerkte ein Passant die Musik. Für ein paar Sekunden verlangsamte er seine Schritte, um dann schnell wieder seinen Weg zur Arbeit fortzusetzen.

4 Minuten später: Der Geiger erhält seinen ersten Dollar. Eine Frau wirft ihm einen Dollar in den Hut ohne ihr Tempo zu verringern.

6 Minuten später: Ein junger Mann lehnt sich gegen die Wand um zuzuhören. Dann blickt er auf seine Uhr und setzt seinen Weg fort.

10 Minuten später: Ein etwa 3jähriger Junge bleibt stehen, aber seine Mutter zieht ihn fort. Das Kind
bleibt erneut stehen, um dem Musiker zuzusehen, aber seine Mutter treibt ihn an und das Kind geht weiter.

Mehrere andere Kinder verhalten sich ebenso. Aber alle Eltern, ohne Ausnahme, drängen ihre Kinder zum
schnellen Weitergehen. Nach 45 Minuten: Der Musiker spielt ohne abzusetzen.

Nur 6 Menschen insgesamt blieben stehen und hören für kurze Zeit zu. Zirka 20 Personen geben ihm Geld und gehen in ihrer normalen Geschwindigkeit weiter. Die Gesamteinnahmen des Mannes sind 32 Dollar.
Nach einer Stunde: Der Musiker beendet seine Darbietung und es wird still. Niemand nimmt Notiz und niemand applaudiert. Es gibt keine Anerkennung.

Niemand wusste es, aber der Violinist war Joshua Bell, einer der größten Musiker der Welt. Er spielte eines der komplexesten und schwierigsten Musikstücke,die je geschrieben wurden auf einer Violine im Wert von 3,5 Millionen Dollar!

Zwei Tage zuvor spielte Joshua Bell vor ausverkauftem Haus in Boston das gleiche Stück, zu einem Durchschnittspreis von 100 Dollar pro Platz. Dies ist eine wahre Geschichte. Joshua Bell spielte inkognito in der Untergrundstation.

Auftraggeber dieses sozialen Experimentes über Wahrnehmung, Geschmack und Prioritäten war die
Washington Post.

Diese Experiment warf folgende Fragen auf: Können wir Schönheit in einem alltäglichen Umfeld, zu einem unangemessenen Zeitpunkt, wahrnehmen?

Wenn dem so ist, nehmen wir uns Zeit sie Wertzuschätzen?

Erkennen wir Talent in einem unerwarteten Kontext? Eine mögliche Schlussfolgerung dieses Experimentes könnte sein:

Wenn wir nicht einmal einen Moment Zeit haben anzuhalten, um einem der besten Musiker der Welt zuzuhören, während er eines der wundervollsten Musikstücke spielt auf einem der schönsten Instrumente, die je gebaut wurden; Wie viele andere Gelegenheiten verpassen wir, wenn wir durchunser Leben hasten?
(aus J. Seelmann Trainings, 64. Inspirationsbrief Februar/März 2011)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Ein treuer Versager

weiter gehts im Römer 7



Romans VII: Still faithful after all these years

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 6:37


Vorgestern habe ich in dieser Reihe die gefühlte Lebenstemperatur unseres Mister “Ich” beschrieben. Nun ist es Zeit, nachzumessen und herauszufinden, wie es wirklich um ihn bestellt ist.


Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. (Vers 16)


Mitten im Tohuwabohu macht Mister “Ich” Entdeckungen, die Schritt für Schritt zum Schlüssel für die Situation werden. Die erste lautet: “Wenn ich tue, was ich nicht will, gebe ich zu, dass Gottes Wille gut ist.” Die Tatsache, dass Mister “Ich” von seinem eigenen Tun enttäuscht ist, sich selbst verurteilt, und manchmal vielleicht an sich selbst verzweifelt, beweist: in seinem Inneren hat er ein “Ja” zu Gottes Willen.


Wörtlich schreibt Paulus: “Ich stimme dem Gesetz zu” oder “Ich stimme mit dem Gesetz überein, dass es gut ist”. Mister “Ich”, der sich weit ab von Gottes Willen wähnt, ist in Wirklichkeit innerlich in Übereinstimmung mit diesem Willen. Sonst würde er gar nicht erst an seiner Zerrissenheit leiden.


Eigentlich liebt Mister “Ich” den Willen Gottes. Sein “Ungehorsam” ist nicht kühl geplant und frech durchgeführt. Er erliegt vielmehr immer wieder der Situation, der Furcht, den Nerven, der Müdigkeit, dem “Fleisch” oder der Versuchung. Ohne diese Umstände würde er manches nie tun. Was gäbe er drum, wenn er es endlich schaffen würde.


Mister “Ich” mag den Willen Gottes gesetzlich missverstehen. Er mag mit seinen Vorsätze scheitern. Das ändert nichts daran: in seinem Inneren stimmt er mit dem Willen Gottes überein. Sogar die scheiternden Vorsätze zeigen: diese innere Übereinstimmung meldet sich immer wieder. Es braucht nur einen intensiven Gottesdienst oder eine Wochenendfreizeit, und schon spricht sie wieder an.


Ich empfinde Wertschätzung für die Treue von Mister “Ich”. Denn Treue nenne ich, was ich bei ihm beobachte. Er selbst mag sich für untreu halten. Aber er irrt sich. Tief in ihm ist etwas installiert, was ihn nicht vom Willen Gottes loskommen lässt. Egal wie oft er scheitert, er sagt nicht: “Die Bibel ist ein bescheuertes Buch. Ich bin doch nicht so blöd, dass ich mich nach Gott richte.” (Und wenn in einem Anfall von Resignation solche Gedanken in seinen Kopf kommen, revidiert er sie, sobald er wieder klar sieht.) Er versucht es erneut, er hofft erneut.


Siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf” (Sprüche 24,16). Von Jesus wissen wir, dass in solchen Sätzen “siebenmal” durch “siebzigmal siebenmal” zu ersetzen ist. Wer nach dem Fallen wieder aufsteht, ist ein Gerechter - egal wie oft er fällt. Und wen Gott gerecht nennt, der nenne sich selbst nicht ungerecht.


Ein Hiob hält an Gott fest, obwohl sich alles gegen ihn verschworen zu haben scheint. Ein anderer glaubt immer noch, dass Gott heilt, obwohl in seiner Umgebung mehr Christen krank als gesund sind und er am eigenen Leib die Seuche rumschleppt. Mister “Ich” will immer noch als Christ leben, obwohl ihm Nachfolge ein ums andere Mal misslingt. Einer ist so treu wie der andere.


Was Mister “Ich” gerade erlebt, ist sicher nicht Gottes Bestes für ihn. Aber es ist viel besser, als es wäre, wenn er Gott nicht kennen würde. Es wäre ihm zu wünschen, dass er bald einige Entdeckungen macht, die sein Down-and-Up wirkungsvoller beenden als seine erfolglosen Vorsätze. Aber bis dahin möge er nicht verachten, dass er aufrichtig sagen kann: “Ich gebe zu, dass Gottes Wille gut ist.”


Fortsetzung folgt.


Dienstag, 14. Juni 2011

und all die guten Ratschläge

Nochmal Haso

Romans VII: How the Blues began

Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 9:34


Gestern habe ich den Blues von Mister “Ich” aus Römer 7,14-25 beschrieben. Er schafft es nicht, seine guten Vorsätze einzuhalten. Er fällt immer wieder in Verhaltensweisen zurück, die ihm zuwider sind. Deshalb leidet er an sich selbst.


Dem Mister “Ich” müsste ich erst noch begegnen, auf dessen Liste gebrochener Vorsätze nicht das Bibellesen und das Beten stünde. Die Unzufriedenheit mit eigenem Wortumgang und Gebetsleben ist in der Christenheit nahezu flächendeckend. Könnte es sein, dass der Fehler nicht im einzelnen Christen, sondern im System liegt? Deshalb ergänze ich heute die Analyse von Mister “Ich”s Befindlichkeit um einige freche Gedanken der Systemkritik.


Das Elend von Mister “Ich” beginnt oft schon am Tag seiner Bekehrung. Voller Freude bricht er in ein neues Leben mit Jesus auf. Doch schon fällt er einem Mitchristen in die Hände, der ihn wohlmeinend unterweist: Ab heute müsse Bruder “Ich” täglich die Bibel lesen und beten. Schon ist die Weiche aufs Verlierergleis gestellt. Was Kür sein sollte, ist zur Pflicht geworden. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Ich erlaube mir zu protestieren.

1. Du musst überhaupt nicht die Bibel lesen.


Ich sage nicht, das Bibellesen schlecht ist - im Gegenteil. Ich sage nicht: “Lass das Bibellesen!” Wenn einer will, darf er sie gern lesen. Ich freue mich darüber. Ich weiß, dass sie ihm gut tun wird. Ich sage nur: Du musst sie nicht lesen. Jedenfalls nicht, um Gott zu gefallen (du gefällst ihm nämlich schon) oder um ein “guter Christ” zu sein. Es gibt keine anderen Christen als gute. Ein Christ ist ein Werk Gottes (Epheser 2,8). Alles, was Gott macht, ist gut.


Mister “Ich”, du bist ein Christ,

und dein Gott macht keinen Mist.


Wie gesagt, du musst nicht die Bibel lesen. Zweifelt jemand daran? Ich kann es dir ganz einfach beweisen. 1500 Jahre lang gab es Christen, ohne dass es gedruckte Bibeln gab. Dem normalen Christen waren die vorhandenen Handschriften entweder nicht zugänglich, oder er wäre nicht schriftkundig genug gewesen. Wie kann Bibellesen da eine Christenpflicht sein? Wie kann ein Christ etwas müssen, was der Mehrheit der Christen über 1500 Jahre gar nicht möglich war? (Natürlich ist es ein Vorzug, dass heute Luther, Elberfelder und Volxbibel in unserem Besitz sind. Doch dadurch ist Bibellesen keine Pflicht. Es ist ein Privileg.)


Wie wäre es, wenn wir alten Hasen, die sich um eine gute geistliche Ernährung des jungen Christen sorgen, es ganz anders anfingen? Wenn wir ihm kein “Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können” (Apostelgeschichte 15,10)? Wenn wir stattdessen in unseren Gemeinden nur regelmäßig davon berichten würde, wie gut uns das Wort tut? Wenn der frischgebackene Bruder “Ich” in jedem Treffen davon erführe, wie wir durch das Wort Heilung, Versorgung, Kraft und Hilfe empfangen? Wenn er an uns sehen würde, welche zuversichtlichen, siegreichen und weltverändernden Menschen das Wort aus uns gemacht hat? Es müsste doch mit unrechten Dingen zugehen, wenn ihm das nicht einen solchen Appetit aufs Wort erwecken würde, dass man seine Nase nur noch in der Bibel fände.


Was sagst du? So sieht das bei uns nicht aus? So zuversichtlich und weltverändernd sind wir nicht? Mit welchem Recht verpflichten wir dann junge Christen zu etwas, was bei uns selbst nicht funktioniert? (Bevor mir einer solche Sätze übelnimmt - ”Was habe ich denn getan? Ich habe doch nur gefragt!” 1.Samuel 17,29)

2. Du musst nicht mehr beten


Ich bin für “mehr”. (”Mehr, Herr”, ist eins meiner Standardgebete in Segnungsgottesdiensten.) Und ich bin für “beten”. Aber ich bin nicht für “mehr beten”. Überall wird “mehr beten” von uns gefordert. Wofür sollen wir nicht alles beten: für die Regierung, für unsere Stadt, für Erweckung, für Israel, für Missionar A., für Schwester B., für Veranstaltung 1 bis 23, gegen Veranstaltung xxiv bis xxxiii … Am besten machen wir das Telefonbuch zu unserer täglichen Gebetsliste, denn die haben alle auch Fürbitte nötig. Wer soll das schaffen?


Außer dem Telefonbuch bin ich übrigens schon mehr oder weniger in all diesen Gebetsanliegen engagiert gewesen. Ich glaube, dass Gott noch viel mehr Gebet in allen diesen Bereichen “freisetzen” möchte. Aber das wird mit Sicherheit nicht durch die gutgemeinten Appelle geschehen: “Christen, betet mehr!” Ich habe noch nie erlebt, dass leere Gebetsstunden sich gefüllt hätten, weil ständig ermahnt wurde: “Kommt zur Gebetsstunde!” Ich habe nur erlebt, dass Christen ein schlechtes Gewissen bekamen, weil ständig ermahnt wurde: “Betet mehr!” Wenn wir wirklich wollen, dass mehr gebetet wird, dann lasst uns endlich mit diesen Appellen aufhören. Das Gesetz bringt keine Beter hervor.


Wenn ich meine Bibel richtig kenne, steht da übrigens auch nicht die Aufforderung, “mehr” zu beten. Ich erinnere mich, in ihr gelesen zu haben, dass wir “weniger” beten sollen (Matthäus 6,7). Ansonsten hat Jesus durch Verheißungen Appetit aufs Beten gemacht (Matthäus 7,7) oder gewartet, bis sein eigenes Vorbild in den Jüngern das Verlangen nicht nach mehr, sondern nach anderem Gebet erweckt hatte (Lukas 11,1).


Wie gesagt, die Bibel fordert uns nicht auf, “mehr” zu beten. Wenn, dann fordert sie uns auf, “allezeit” (Epheser 6,18) und “ohne Unterlass” (1. Thessalonicher 5,16-17) zu beten. Mit “mehr” ist es nicht getan. “Ununterbrochen” ist angesagt. Wie kann man “allezeit” schaffen, wenn man nicht einmal “mehr” schafft? “Schaffen” kann man das genauso wenig, wie man dazu “verpflichtet” werden kann.


Wie wäre es, wenn wir die jungen Christen einfach nur liebhaben, ihnen das Wesen des Vaters und das Wesen Jesu zeigen, und sie ständig daran erinnern, dass Christus in jeder Lage bei und in ihnen und für sie ist: wenn sie schlafengehen, wenn sie aufstehen, wenn sie Zähne putzen, wenn sie frühstücken, wenn sie aus dem Haus gehen, wenn sie in der Schule oder auf der Arbeit sitzen, wenn sie Pause machen, wenn sie nach Hause fahren, wenn sie fernsehen, wenn sie Fußball spielen, wenn sie in der Gemeinde sind, wenn sie nicht in der Gemeinde sind, wenn sie über den Glauben sprechen, wenn sie zu feige sind, über den Glauben zu sprechen, wenn sie über etwas ganz anderes sprechen, ja, sogar wenn sie auf dem Klo sind oder wenn sie sündigen? Wenn wir ihnen das solange zusprechen, bis aus der mentalen Zustimmung ein Bewusstsein geworden ist und sie die Gegenwart Jesu ständig als real, wohltuend und hilfreich erleben?


Es sollte mich wundern, wenn sie dann nicht automatisch anfangen, immer wieder mit diesem Jesus zu sprechen. Wenn ich ständig mit meiner Frau zusammen bin, spreche ich auch immer wieder mit ihr. Selbst wenn wir mit verschiedenen Dingen beschäftigt sind (sie liest ein Buch, ich höre eine Predigt), störe ich sie, weil mir etwas einfällt, was ich ihr sagen möchte. Und zwischendrin nehmen wir uns Zeit, wo wir nur miteinander sprechen. Gegenwart schafft Kommunikation.


Ich schließe mit einer alten Anekdote:


Ein junger Mann steht vor der Frage, ob er Christ werden will. Eigentlich weiß er, dass es dran ist. Aber er hat immer wieder gehört, dass ein Christ “Zeugnis geben” muss. Schon der Gedanke daran, sich als Christ öffentlich outen zu müssen, ist ihm peinlich. Deshalb schiebt er seine Bekehrung immer wieder vor sich her. Eines Tages kommt er mit einem Pastor ins Gespräch und erzählt ihm von seinem Problem. Der weise Mann nimmt ihm die Last von der Schulter: “Du musst überhaupt nicht Zeugnis ablegen, wenn du Christ wirst.” Erleichtert geht der junge Mann nach Hause, zieht sich in sein Zimmer zurück und bekehrt sich zu Jesus. Diese Erfahrung erfüllt sein Herz so mit Freude, dass er aus seinem Zimmer stürzt und die Treppe ins Wohnzimmer hinab eilt, wo seine Familie sitzt. “Wusstet ihr schon, dass man Christ werden kann, ohne anderen davon erzählen zu müssen”, stößt er begeistert heraus.


Meine kühne These: die Bibel würde mehr gelesen werden und es würde mehr gebetet werden, wenn wir immer wieder ganz klar aussprechen: “Du must überhaupt nicht in der Bibel lesen. Du musst nicht mehr beten.” Falls einer Zweifel hat, ob meine sanfte Tour wirklich Erfolg hat, antworte ich ihm: sie wird zumindest nicht weniger Erfolg haben als das gegenwärtige System.



Montag, 13. Juni 2011

ewige Versager?

Jetzt wieder mal ein bisschen aus Haso´s Römer 7-Serie


Romans VII: The Blues
Abgelegt unter: Geglaubtes — Haso @ 10:31

Aus der Wetterkunde wissen wir: Gefühlte Temperatur ist nicht gleich gemessener Temperatur. Nur weil du frierst, muss es draußen nicht unter Null sein. Selbst im Hochsommer kannst du an Schüttelfrost leiden.

Aus Römer 7,14-25 erfahren wie: Gefühltes Befinden ist nicht gleich gemessenem Befinden. Es muss nicht schlecht um dich bestellt sein, nur weil du dich schlecht fühlst. Du solltest lieber nachmessen.

Solch einen Messvorgang beschreibt Paulus. Am Anfang steht die gefühlte Lebenstemperatur. Danach holt Paulus sein Thermometer heraus und steckt es Mister “Ich” unter die Zunge. Am Ende steht der tatsächliche Befund. Doch so weit sind wir noch nicht. Heute beschäftigt uns erst einmal die gefühlte Unheiligkeit.

Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. (Vers 14-15)

Mister “Ich” leidet. Er leidet an sich selbst, an seiner Unfähigkeit, den Willen Gottes zu tun. Das an sich ist schon bemerkenswert. Unzufrieden ist so ziemlich jeder - mit den Verhältnissen, der Behörde, dem eigenen Einkommen oder Nachbars Hund, der den Gehweg für ein Klo hält. Mit sich selbst unzufrieden sind auch viele. Sie wären gern schöner, begabter, wohlhabender, beliebter oder erfolgreicher. Solche Regungen kennt Mister “Ich” sicher auch. Aber sie sind nicht der eigentliche Grund für seinen Blues. Er wäre gern einer, der Gottes Willen tut - und er schafft es einfach nicht.

Gottes Wille hat seine volle Zustimmung. Er kann sich vorstellen, wie schön eine Welt wäre, in der jeder nach der Bergpredigt lebt. Aber es gelingt ihm nicht, sein eigenes Leben in Übereinstimmung mit der Bergpredigt zu bringen.

Gottes Wille ist nämlich “geistlich”, er aber ist “fleischlich”. Ich verzichte auf eine genaue Erklärung dieser Begriffe. Für Mister “Ich” bedeuten sie: Wenn er sich zuerst die Bibel und dann sein eigenes Leben anschaut, stellt er nicht nur einen quantitativen Unterschied fest. (Dann wäre ja mit etwas mehr Anstrengung die Gehorsamslücke schließbar.) Der Unterschied ist qualitativ.

Deutlich spürt er das, wenn er an seine geistlichen Vorbilder denkt, deren Biographie ihn zuerst inspiriert, aber inzwischen entmutigt hat. Sie stehen nämlich nicht nur einige Tabellenplätze vor ihm, sie spielen in einer ganz anderen Liga. Und es würde mehr als einen Aufstieg erfordern, in dieser Liga anzukommen.

Wie ein Aufsteiger fühlt Mister “Ich” sich jedoch gerade nicht. Eher wie ein Absteiger. Enthält seine Statistik nicht Niederlage um Niederlage? Hat er nicht den ständigen Beweis für seine Unfähigkeit vor Augen? “Was ich will, tue ich nicht.” Wie viele seiner Vorsätze sind schon gescheitert. “Was ich hasse, das tue ich.” Er will nicht neidisch oder verbittert sein, aber bestimmte Leute müssen nur den Raum betreten, und schon kocht es in ihm. Er will nicht unehrlich sein, aber dann wird ihm eine unangenehme Frage gestellt, und schon ist es mit der Ehrlichkeit vorbei. Das ist doch nicht nur gefühlt, das ist Fakt - oder?

Am Ende steht die Verwirrung: “Ich weiß nicht, was ich tue.” Sicher stimmt etwas nicht mit ihm. Manchmal mag er sich fragen, ob er überhaupt (noch) ein Christ ist. So wird er eine leichte Beute reisender Bußprediger, die gerne mit ihren Aufrufen den Platz vor der Bühne füllen. Sie treffen zielsicher ins Zentrum seiner Schuldgefühle. Und schon ist er bußfreudig auf den Knien und spricht das dreiundsechzigste Hingabegebet nach.

Diesmal meint er es wirklich ernst. Jetzt wird alles anders. Aber es wird nicht alles anders - genauso wenig wie beim letzten, vorletzten oder siebenundzwanzigsten Mal. Am liebsten würde ich ihm zurufen: “Junge, entspann dich, bleib auf deinem Platz und lass den Scheiß.” Aber wenigstens kann ich es ihm heute schreiben. (Damit mich keiner missversteht: es gibt Situationen, wo Gott uns konkret überführt und eine Bußreaktion angemessen ist. Aber das sind dann keine Verzweiflungstaten, mit denen wir das Lebensgefühl des Losers hinter uns lassen wollen. Und manche Aufrufe, mit denen bestimmte Verkündiger bei Mister “Ich” im Trüben fischen, erregen meinen heiligen Zorn.)

Viel mehr als dieses Blues-Schema habe ich heute nicht zu bieten. Nur ein paar Gedanken sollten wir uns noch über die Ursachen von Mister “Ich”s Befindlichkeit machen. Ihm wurde seinerzeit ja versprochen, bei Jesus gäbe es Leben im Überfluss. Nun findet er sich in einem Leben weit unter Mittelmaß wieder. Wie konnte das passieren?

Der Gründe sind viele. Einige werden noch ans Licht kommen. Eine Erklärungen sei jetzt schon genannt. Die Tonart für diesen Blues gibt ein Missverständnis an. Mister “Ich” spricht nicht vom Willen Gottes, er spricht vom Gesetz Gottes. Für ihn ist der Wille Gottes eine Konglomerat von Forderungen, die an ihn herangetragen werden. “Follow the rules” ist sein Verständnis von Nachfolge. In seinem Inneren hat er eine Vorstellung, wie ein Christ sein sollte. Dieser Vorstellung hat er zu entsprechen versucht. Das konnte nur schiefgehen.

Nachfolge bedeutet nicht: “Follow the rules.” Nachfolge bedeutet: “Follow your heart.” In unser Herz hat Gott seinen Geist gegeben und sein Gesetz geschrieben. Söhne und Töchter Gottes werden nicht durch Regeln, Vorsätze und Appelle geleitet, sondern durch den Geist (Römer 8,14), der in ihren Herzen wohnt. Die Wurzel allen Scheiterns ist die Pflicht. Wo der Geist ist, da ist Freiheit. Wo die Regel ist, da ist Unfreiheit. Der Neue Bund bedeutet nicht Verpflichtung. Der neue Bund bedeutet Freisetzung. Das hat Mister “Ich” noch nicht entdeckt. (Ich weiß, diese plakative Darstellung kann missverständlich kann. Aber ich bin sicher, Mister “Ich” wird mich nicht missverstehen.)

Den Blues von Römer 7 erleidet der in voller Schärfe, der es besonders gut (ge)meint (hat). Christliche Minimalisten stecken ihre Unvollkommenheit leichter weg. Wer nach dem Motto lebt “Ich komme auch in der letzten Reihe in den Himmel”, mag ab und zu ein gewisses Unbehagen spüren. Er wird jedoch nicht empfinden: “Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen?”

Der Blues von Mister “Ich” beweist, dass tief in seinem Herzen etwas Schönes und Kostbares steckt. “Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an.” Auch Mister “Ich” sieht, was vor Augen ist - seine gebrochenen Gelübde, seine wiederholten Abstürze, seinen gebauter Mist. Darunter leidet er. Aber Gott sieht Mister “Ich”s Herz. Gott ist schon zu lange Vater, um vom Versagen seiner Kinder sonderlich beeindruckt zu sein. Er schaut tiefer und sieht bereits das Neue, wo Mister “Ich” nur am Alten leidet. Aber davon ein anderes Mal mehr.


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Samstag, 11. Juni 2011

fasten

Hier eine Andacht von Andrew Wommack

11. Juni


Fasten treibt Unglauben aus


Markus 9,28-29



Und er sprach zu ihnen, diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Gebet und Fasten.


Markus 9,29


Durch Gebet und Fasten als solches werden keine Dämonen ausgetrieben. Wenn der Name Jesus und der Glaube an seinen Namen es nicht ausrichten können, dann wird es auch nicht durch Fasten und Gebet geschehen. Jesus meinte, dass Fasten und Gebet die einzigen Mittel sind, um diese Art des Unglaubens auszutreiben.


Unglauben durch Unwissenheit wird durch das einfache Erkennen der Wahrheit aus dem Wort Gottes verschwinden (Röm 10,17; 2 Petr 1,4). Doch der Unglaube, der die Jünger in diesem speziellen Fall behinderte, war eine natürliche Art von Unglauben. Sie hatten ihr ganzes Leben hindurch gelernt, nur das zu glauben, was sie mit ihren fünf Sinnen wahrnehmen konnten. Sie wurden durch dieses natürliche Wissen stärker geprägt als durch das Wort Gottes. Die einzige Möglichkeit, diesen Unglauben, der durch unsere Sinneswahrnehmung entsteht, zu überwinden, besteht darin, dass wir uns durch Fasten und Gebet weigern, unseren fünf Sinnen Folge zu leisten.


Fasten bewirkt viele Dinge. Eins der wichtigsten positiven Resultate ist, dass wir durch Fasten den Lüsten des Fleisches Widerstand leisten und somit der innere Mensch die Oberhand gewinnen kann. Das Fasten wurde schon immer als Mittel genutzt, um Gottes Gegenwart zu suchen, ohne sich von irgendetwas anderem ablenken zu lassen. Durch Fasten werden keine Dämonen ausgetrieben, sondern Unglauben! Fasten bringt großen Nutzen in jedem Bereich unseres christlichen Lebens - nicht nur bei der Austreibung von Dämonen.


Die wirkliche Kraft des Fastens liegt in der Demütigung durch Selbstverleugnung (Ps 35,13; Ps 69,10), die nur wirksam wird durch den vollständigen Verzicht auf Nahrung. Ein Teilfasten kann ebenfalls von Vorteil sein, ebenso ein Verzicht auf zeitraubende Aktivitäten und Vergnügungen. Da der Appetit auf Nahrung einer unserer stärksten Triebe ist, ist der Verzicht auf Nahrung der schnellste Weg, um das Ziel zu erreichen.


Wenn du noch niemals gefastet hast, bete dafür, es einmal zu tun. Bitte den Herrn, dir zu zeigen, wie, wofür und wie lange du fasten sollst. Das Fasten sollte ein wichtiger Bestandteil deines Lebens sein, um das Angesicht Gottes zu suchen.


Freitag, 10. Juni 2011

Lebendig gemacht

Andacht von Andrew Wommack




10. Juni


Lebendig für Gott


Matthäus 17,1-8; Markus 9,1-8; Lukas 9,28-36



Und er wurde vor ihnen verklärt, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.


Matthäus 17,2


Es ist interessant, die Verklärung Jesu mit der des Mose zu vergleichen. Jesu Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Das übertraf definitiv das, was Mose erlebt hatte, und doch hörte sein Gesicht im Gegensatz zu Moses auf zu leuchten, als er vom Berg herunterstieg.


Moses Angesicht spiegelte die Herrlichkeit Gottes wider, aber Jesus war die Herrlichkeit Gottes (Joh 1,14; Hebr 1,3). Mose legte eine Decke auf sein Angesicht, um die Herrlichkeit Gottes zu bedecken (2 Mose 34,29-35), damit das Volk sich nicht fürchtete, sich ihm zu nahen. Jesu Körper war sein Schleier, der die wahre Herrlichkeit in ihm verdeckte. Während seiner Verklärung, zog er diesen körperlichen Schleier zurück und die Jünger erhaschten einen Blick auf die Herrlichkeit, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war (Joh 17,5). Als Jesus starb, wurde der Schleier seines Körpers zerrissen, um uns unmittelbaren Zugang zu gewähren (Hebr 10,19-20).


Wir müssen dem Tod und der Auferstehung Christi gleichgemacht werden. Wir dürfen uns nicht nur darauf konzentrieren, der Sünde zu sterben und es dabei zu vernachlässigen oder für zweitrangig zu betrachten, für Gott lebendig zu sein. Oft wird angenommen, dass es automatisch dazu führe, für Gott zu leben, wenn wir der Sünde sterben. Das wäre genauso falsch, wie zu behaupten, dass unser natürlicher, körperlicher Tod automatisch eine körperliche Auferstehung zur Folge hat. Wir müssen für Gott lebendig sein, um der Sünde zu sterben.


Gott will, dass du heute für ihn lebst. Er will, dass du weißt, wer du in Christus bist, und dass du in dem Sieg lebst, den der auferstandene Christus tatsächlich durch dich lebt. Es gibt über hundert Schriftstellen, die davon sprechen, dass die Gegenwart des Herrn in dir lebt. Schlag die Bibel auf und sieh, was Gott über dich zu sagen hat!


Donnerstag, 9. Juni 2011

Jesus erfahren

Hier eine Andacht von Andrew Wommack




9. Juni


Die Macht einer Erfahrung


Johannes 9,1-28



Da antwortete jener und sprach: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eines weiß ich: daß ich blind war und jetzt sehend bin!


Johannes 9,25


Als ich in Vietnam war, veranstaltete ich einen Bibelkreis mit ungefähr sieben oder acht Männern. Es lief gut, bis ein Mann auftauchte, der sich als Atheist ausgab. Er hatte in Princeton studiert, war sehr redegewandt und pflückte meine Worte regelrecht auseinander. Er ließ mich wie einen Idioten aussehen, weil ich an Gott glaubte. Die ganze Gruppe verließ mit ihm den Raum, während sie mich auslachten.


Dreißig Minuten später saß ich immer noch in dem Raum und wunderte mich, was ich hätte anders machen können, wenn jener Atheist noch einmal die Kapelle betreten würde. Ich betete, dass der Herr mir eine zweite Chance geben möge. Zu meinem großen Erstaunen kam er wirklich wieder und ich erlebte ein blaues Wunder: Er sagte mir, dass er das haben wollte, was ich hatte. Ich konnte es einfach nicht glauben.


Ich antwortete ihm: „Du hast alle meine Argumente widerlegt und hast mich zum Narren gehalten, und trotzdem willst du haben, was ich habe?” Er erklärte mir, dass sein ganzes Leben auf Argumenten und auf der Gewissheit, recht zu haben, basiert hatte. Wenn jemand seine Argumente so zerpflückt hätte, wie er meine, hätte er sich umgebracht. Aber er stellte fest, dass ich mehr als nur Argumente hatte. Ich hatte Glauben, der aus einer persönlichen Beziehung mit Gott herrührte. Das wollte er auch.


An diesem Tag habe ich aus erster Hand gelernt, dass ein Mensch mit seiner Erfahrung, die er gemacht hat, niemals einem Besserwisser unterlegen sein wird. Der Blinde, den Jesus geheilt hat, hatte keine theologische Ausbildung und trotzdem hatte er durch seine Erfahrung mit Jesus ein besseres Verständnis von Gott als die Pharisäer. Er wusste nicht alles, aber ihm konnte keiner das ausreden, was er wusste. Seine Überzeugung überführte all die Theologen, die dort waren.


Wenn du Gottes Liebe erfahren hast, bist du ein Experte. Vollkommen egal was für Beweise oder Argumente andere anführen werden, deine Beziehung zu Jesus ist ein besserer Wegweiser. Sei heute kühn und zeige anderen den Weg.