Donnerstag, 31. Dezember 2009

Fleisch oder Geist

Hier ein kleiner Auszug von einem Artikel von Michael Stadler.

Fleisch ist nicht unsere alte Natur, denn die ist mit Christus begraben, sondern eine angewöhnte Lebensstrategie, bei der mein Blick – meist unwissentlich - hauptsächlich auf mich selbst und meinen Dienst für Gott gerichtet ist (auch wenn das gut aussieht und erfolgreich sein mag), wobei ich von meinen eigenen Quellen lebe (Erbe, Ausbildung, Intelligenz, Stellung, Aussehen, Fähigkeiten usw.).

Dabei will ich meist Gutes, Sünde vermeiden, mit dem Leben gut umgehen, Probleme lösen, meine Bedürfnisse befriedigen, Gott gefallen, und versuche meine Umgebung und Umstände dahingehend zu kontrollieren. Ich handle letztlich eigenmächtig und poliere mein (falsches) Selbst, mein falsches Ich, auf. Doch das (negative) Fleisch kann nicht über das (fromme) Fleisch gebändigt werden. Viele denken bei der Auflistung der Werke des Fleisches und der Früchte des Geistes in Galater 5, dass es hier um eine Liste von Dingen geht, die man vermeiden, und eine Liste von guten Eigenschaften, die man in sich hervorbringen sollte.

Aber das stimmt nicht. Jede der beiden Listen ist ein Spiegel, der uns dabei hilft, zu sehen, ob wir ein geisterfülltes Leben führen oder nicht, ob wir vom Baum des Lebens gegessen haben oder vom Baum der Erkenntnis (vgl. Lk 6,43-45).

Die Lösung besteht nicht darin, den Blick auf unser Verhalten zu richten, sondern auf unsere Identität (wer wir sind in Christus). Weg von allem Äußerlichen, hin zur inneren Wahrheit! Das ist anfangs schwierig und braucht viel Übung.
Nach dem neutestamentlichen Menschenbild besteht der Mensch aus Leib, Seele und Geist (1 Thess 5,23; Hebr 4,12). Die drei Zeiten unserer Erlösung (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; vgl. Röm 5,6-11; Phil 1,6; 1 Petr 1,3ff) entsprechen den drei Aspekten unseres Menschseins.

Unser Geist wurde bereits vollkommen erlöst, geheiligt und gerecht gemacht (Hebr 10,14; Kol 1,22; 2,10a; 2.Kor 5,21; Eph 4,24), unsere unbeständige Seele (Wille, Verstand, Gefühle) erfährt das gerade jetzt einmal mehr, wenn ich es im Glauben ergreife (1 Petr 1,9) und unser Körper
wird erlöst werden am Tag Christi (Röm 8,23f; 13,11; 1 Thess 5,8). Die Sünde wohnt bezeichnenderweise in unserem Körper (Röm 6,12; 7,17.20.23f; 8,3) und beeinflusst stark unsere Seele.
Doch unsere wahre Identität, also das, wer wir sind in Christus, beruht auf unserem Geist, auf Geburt (Joh 3,6), nicht auf dem, was wir tun, denken oder fühlen. Im Geist sind wir bereits ewig und vollendet erlöst (2 Kor 4,18). Das, was uns zutiefst ausmacht, ist unser Geist.
Wir sind ein Geist in einem Körper und haben eine Seele. In Wahrheit sind wir Heilige, Auserwählte und Königskinder. Sünde bedeutet demnach, dass wir unsere Würde vergessen und wieder auf der Müllhalde spielen. Wie ein Schmetterling, der eine Lüge glaubt und wieder wie eine Raupe im Staub kriecht. Indem wir die Wahrheit in unserem Geist glauben, werden die Täuschungen unserer Seele und unseres Körpers entlarvt und Gott benützt unsere Seele und unseren Körper für sich (selbst die Persönlichkeitszüge, die wir an uns nicht mögen). In Christus tun wir das Gute nicht mehr, weil wir müssen, sondern weil wir es wollen, weil uns das Leben und die Liebe Christi, die durch uns fließt, dazu drängt.
Gerade indem wir nicht die Gebote vor Augen haben, sondern Christus, unseren Geliebten, erfüllen wir die Gebote (2 Kor 3,18). Gott gab sein Leben für uns, um sein Leben an uns zu geben, damit er sein Leben durch uns leben kann (Röm 5,10). Damit ist nicht Existieren gemeint (griech. Bios=Leben), sondern tiefe, dynamische, erfüllende Lebendigkeit (griech. Zoe=Leben).

Weg vom Selbst-Bewusstsein, hin zum Christus-in-mir-Bewusstsein! Das ist das Geheimnis: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27)!

Der ganze Artikel

Keine Kommentare: