Samstag, 6. März 2010

Die neue Natur

Hier ein Ausschnitt aus einem Artikel von Dr. Dönges.


Die Stelle nun, die von den Anhängern der falschen Vollkommenheitslehre immer wieder als Beweis für diese gelten soll, ist der von ihnen nicht verstandene Vers aus 1. Johannes 3,9: "Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist." Und ferner: "Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt, sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an" (1. Joh. 5,18). So sagen denn diese Leute immer wieder: "Wir können nicht mehr sündigen, wir fehlen nicht mehr in alle Ewigkeit, weder in Gedanken, noch in Werken." Fürwahr, für einen gläubigen aufrichtigen Christen, der Gottes Heiligkeit und das menschliche Herz kennt, eine ganz schreckliche Sprache!

Der Apostel sagt allerdings: "Der aus Gott Geborene kann nicht sündigen." Er sagt aber nicht: "Der Gläubige kann nicht sündigen", sondern: "Jeder, der aus Gott geboren ist, kann nicht sündigen." Der Christ oder der Gläubige ist aber nicht nur aus Gott geboren, er ist nach seiner alten Natur auch aus dem Fleisch geboren. Und "was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch" und bleibt "Fleisch" und wird nie etwas anderes werden. Es ist und bleibt unverbesserlich schlecht.

Der Gläubige hat also zwei Naturen in sich.

In ihm ist "der aus Gott Geborene" und der "aus dem Fleisch Geborene". Absichtlich gebraucht der von Gottes Geist geleitete Apostel hier nicht einmal das in seinen Briefen sonst mehrfach angewandte Wort "Bruder"; denn ein "Bruder" kann noch sündigen. So lesen wir in demselben Brief und Kapitel: "Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht" (1. Joh. 5, 16). Wenn also der Apostel zuerst sagt: "Der aus Gott geboren ist, kann nicht sündigen" und dann wieder: "Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht," und ferner: "Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf dass ihr nicht sündiget; und wenn jemand gesündigt hat, -wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten," so muss doch die Stelle: "Der aus Gott Geborene kann nicht sündigen," anders verstanden werden, als die Anhänger jener falschen Vollkommenheitslehre sie tatsächlich verstehen. Man bedenke: es heißt nicht nur: "Der aus G ott Geborene sündigt nicht," sondern: "er kann nicht sündigen." Also ist es eine absolute Unmöglichkeit für jeden, der aus Gott geboren ist, zu sündigen. Warum aber? Weil der Ausdruck: "der aus Gott Geborene" gebraucht ist für das aus Gott geborene Leben, die neue, göttliche Natur des Gläubigen.(Ich glaube, daß hie von unserem Geist die Rede ist)

Aber nun wird jemand fragen: "Warum heißt es denn nicht: ,Das göttliche Leben' oder, d ie n e u e N a t u r' oder ,alles, was aus Gott geboren ist', kann nicht sündigen?" -Der Grund ist sehr einfach und sehr schön, aber auch sehr ernst. Der Apostel Johannes sieht den gläubigen Christen an als das, was er ist vor Gott: als "eine neue Schöpfung" (2. Kor. 5,17). Der Gläubige wird hier ausschließlich und einzig als das betrachtet, was er ist, insofern er aus Gott geboren ist. Es ist hier völlig davon abgesehen, dass in dem Gläubigen, neben dem göttlichen Leben, auch noch die zwar verurteilte, aber doch unveränderte und auch unveränderliche alte Natur ist und bleibt. Der Gläubige wird hier nur angeredet als das, was ihn vor Gott kennzeichnet: "der aus Gott Geborene." Die neue, göttliche und darum absolut heilige Natur, die der Gläubige besitzt, macht ja jetzt im geistlichen Sinn auch nur noch seine Stellung aus, sie ist jetzt sein wahres "Ich" vor Gott. Ähnlich redet auch der Apostel Paulus einmal von sich: "Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal. 2,20). Und diese neue Schöpfung, das neue Wesen, (der Gläubige, insofern er "von" und "in Christo" ist) sündigt nicht. Ja, als aus Gott geboren -und nur so wird der Gläubige hier betrachtet -kann er nicht sündigen. Und so sollte er - das ist nun seine Berufung! - sich selbst betrachten lernen und sein ganzes Leben so in Christo zu führen begehren, wie Gott ihn in Christo betrachtet.

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