Ein Artikel von Haso, den ich mir von Zeit zur Zeit immer wieder lese.
Ich hab Ihn Hier auch schon ein paar mal veröffentlicht.
Aber es tut mir immer wieder gut, diesen Artikel zu lesen, und mich zu fragen ob ich das Lebe, und ob andere Menschen die Gegenwart Gottes bei mir spüren können.
14
Dezember
2005
Haso und der Eskimo
Mein Eindruck: Die meisten Leute packen das Christentum in eine der beiden folgenden Schubladen:
1. Eine Weltanschauung, von der man auf Biegen und Brechen (gegen Wissenschaft und Augenschein) überzeugt zu sein hat.
2. Ein Regelwerk, das man einzuhalten hat, obwohl man es lieber nicht einhalten möchte.
Besonders mit den Regeln (auch “Gebote” genannt) haben es die Leute. Ich stoße immer wieder auf Christen, die ausgesprochen glücklich sind, wenn sie oder andere diese Regeln trotzig und lautstark dem Zeitgeist entgegengehalten haben. So denkt Haso nicht.
Oder ich treffe auf die, die immer wegen der Regeln besorgt sind: für sich selber, dass sie auch ja alle einhalten - oder für andere, dass sie ja keine übertreten. So besorgt ist Haso nicht.
Wen wundert´s, dass Gespräche mit anderen sich dann allzu oft um Regeln drehen. “Kann denn … Sünde sein?” “Darf man als Christ … ?” Solche Gespräche liebt Haso nicht.
Natürlich habe auch ich Überzeugungen von dem, was richtig und falsch, was gut und böse ist. Aber - wenn einer weiß, wie ich über bestimmte ethische Themen denke, weiß er noch lange nicht, was mir wirklich wichtig ist. Deshalb antworte ich auf solche Fragen am liebsten mit der folgenden Geschichte.
Der Eskimo und der Anorak
Haso kommt nach Grönland. Er trifft einen Eskimo.
“Eskimo”, sagt Haso, “zieh deinen Anorak aus. Er ist schmutzig.”
“Ich ziehe meinen Anorak nicht aus”, sagt der Eskimo, “denn sonst friere ich.”
“Ich würde dich gern in mein Iglu einladen”, sagt Haso, “aber dein Anorak stinkt.”
“Dann kann ich nicht zu dir kommen”, sagt der Eskimo, “ohne meinen Anorak friere ich mich zu Tode.”
“Gib mir sofort deinen Anorak”, sagt Haso streng.
“Ich gebe dir meinen Anorak nicht”, sagt der Eskimo entschlossen.
“Du wirst erstinken, wenn du deinen Anorak anbehältst”, sagt Haso.
“Aber ich werde nicht erfrieren”, sagt der Eskimo.
“Du bist nur ein kleiner, schmutziger Eskimo”, sagt Haso.
“Du hast mich nicht lieb”, sagt der Eskimo.
Haso will zum Äquator. Er trifft den Eskimo.
“Eskimo”, fragt Haso, “kommst du mit zum Äquator?”
“Ich komme mit”, sagt der Eskimo.
Haso und der Eskimo steigen in ein Flugzeug. Am Äquator steigen sie wieder aus.
“Es ist warm hier”, sagt der Eskimo, “ich will meinen Anorak ausziehen.”
“Aber du wolltest ihn doch unbedingt anbehalten”, sagt Haso.
“Das war früher in Grönland”, sagt der Eskimo, “da hatte ich nichts anderes, um mich zu wärmen.”
“Wirst du dich ohne deinen Anorak nicht unglücklich fühlen?”, fragt Haso.
“Nein, ich fühle mich mit meinem Anorak ganz unglücklich. In meinem Anorak schwitze ich mich zu Tode.”
Der Eskimo versucht, den Anorak auszuziehen.
“Haso”, sagt der Eskimo, “kannst du mir helfen, der Reißverschluss klemmt?”
“Ich helfe dir gern”, sagt Haso.
“Du hast mich lieb”, sagt der Eskimo.
Viele Menschen suchen etwas, was sie in einer kalten Welt warm hält. Sie suchen Liebe in einer Welt, in der es wenig Liebe gibt. Sie suchen Freude in einer Welt, in der es nicht viel Freude gibt. Was sie dabei finden, wird ihr Lebensstil.
Was hilft es ihnen, wenn einer ihnen die Flecke auf ihrem Lebensstil zeigt? Wenn er sie verurteilt, meidet, auffordert, warnt oder ablehnt? Dieser Lebensstil ist alles, was sie an Liebe und Freude kennen. Ohne ihn frieren sie noch mehr.
Meine Message ist nicht: “Du brauchst einen anderen Lebensstil.” Meine Message ist: “Es gibt einen anderen Ort, an dem es viel wärmer und heller ist.” Dieser Ort ist uns näher als Grönland dem Äquator. Es ist unser Platz im Herzen Gottes.
Ich möchte mit Leuten in die Nähe Gottes gehen, wo es hell und warm ist. (Wo es nicht hell und warm ist, da ist Gott nicht, meine lieben religiösen Freunde.) In Gottes Nähe kann es sein, dass uns manches zum Schwitzen bringt, was uns vorher gewärmt hat. Wir wollen manches loswerden, worauf wir vorher um nichts in der Welt verzichtet hätten. Einiges davon ist schon so eingefahren und klemmt, dass wir uns allein nicht davon lösen können. Dann helfen wir einander.
Solche Veränderungen unseres Lebensstils sind immer Befreiungen, keine Einschränkungen.
Die Frage ist nicht: “Was muss und darf ein Christ?” Die Frage ist: “Wo gehören wir hin?” Ins Licht, in die Wärme, zu Gott.
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