Freitag, 27. November 2009

Erfolgsrezept für die Niederlage

Im Internet gefunden bei Hasos Tafel


Wir können uns nur selbst schlagen


Wir können uns nur selbst schlagen.” Diesen zuversichtlichen Satz hört man aus vielen Mündern, von Bayern Münchens Vize Karl-Heinz Rummenigge bis hin zum Erfolgstrainer des SC Mesopotamien, Hartmut Freudenberg.


Soccer“Wir können uns nur selbst schlagen.” Dieser Satz gilt erst recht für den SC Jesus. Christen sind berufen und befähigt, den Teufel an die Wand zu spielen. Ihr Spielfeld ist nicht der Rasen vor der Kirche. Ihre Gegner sind nicht “Fleisch und Blut”. Aber wo sie auftauchen, sollten Nöte, Krankheiten und Dämonen gesenkten Hauptes den Platz verlassen.


Die Bibel: “In uns ist der Größere, draußen ist der Kleinere.” “Wir sind mehr als Sieger durch den, der uns total liebt.” “Wer aus Gott geboren ist, überwindet.“We are born to lose - but reborn to win.”


Wir können uns also nur selbst schlagen.” Darin sind wir jedoch klasse. Wir haben herausgefunden, wie das geht: Ein unschlagbares Team bringt sich selbst Niederlage um Niederlage bei. Dieses Misserfolgs-Rezept interessiert mich. Was Storch bei Oscar Wilde lernt, erforsche ich beim volkstümlichen Ballsport. Schon jetzt kann ich meinem Publikum einige wertvolle Einsichten vermitteln. Wenn es die folgenden Punkte gewissenhaft erfüllt, steht dem Abstieg nichts im Weg.


1. Entdecke die Tugend der Anstrengungsvermeidung beim Training

Du hast schließlich am Anfang deiner christlichen Karriere auf einer Jüngerschaftsschule genug Kondition und Technik erworben. Das muss für die weitere Laufbahn reichen. Gib dich jetzt einem genüsslichen Lebensstil hin. Warum solltest du nicht der Mario Basler der Endzeiterweckung werden?


2. Fahre nie zu einem Auswärtsspiel

Tritt grundsätzlich nur in der eigenen Arena (Kirche, Gemeindezentrum, Arche) an. Die Fahrt ins gegnerische Stadion (Straße, Park, Club, Kneipe) ist weit, es fehlt der vertraute Spind in der Umkleidekabine, und dort wirst du sowieso nur ausgepfiffen. Das musst du dir nicht antun.


3. Erwarte alles vom Trainer

Der Trainer wird bezahlt, dafür muss er Meister werden, oder er muss gehen. Er muss Motivationskünstler, Spezialpsychologe, Medienfachmann, Taktik-Genie und vielerorts auch Krawattenträger sein. Alles hängt an ihm, und er ist an allem schuld. Du musst ihn nur “Pastor” nennen und schlechter bezahlen, schon hast du das Prinzip der erfolglosen Gemeinde verstanden. Wofür wird er bezahlt, wenn nicht dafür, die “eierlegende Wollmilchsau” zu sein? (Ich entschuldige mich ausdrücklich für diesen abgelutschten Begriff.) Und da wir uns nicht viele Profis leisten können, sollte er sich auch noch selbst auf den Platz schicken und die Tore schießen.


4. Foule die eigenen Mitspieler

Lass deinen Emotionen freien Lauf. Sei der Blutgrätscher deiner Gemeinde. Manche Irrwege sind halt nur mit rüden Fouls zu stoppen. Sei dir dafür nicht zu schade. Natürlich wird nicht jeder verstehen, dass Christsein ein Männersport ist. Wenn sie dich dann als letzten Helden einer vergangenen Kämpfergeneration vom Platz stellen, werden sie schon sehen, was sie davon haben.


5. Spiele nur für dich

Warum den Ball abgeben, wenn man ihn behalten kann. Das wichtigste ist, dass andere entdecken, wie gut du predigen oder Worship leiten kannst. Wie solltest du sonst “Mitarbeiter des Jahres” werden und einen neuen Vertrag in einer größeren Gemeinde bekommen.


6. Tu auf dem Platz nicht so, als sei vorher nichts gewesen

Wenn du dich privat mit einem Mitspieler gezofft hast, ist das nicht erledigt, nur weil ihr gemeinsam im eigenen Stadion (Kirche, Gemeindezentrum, Arche) auf dem Platz seid. Wer dich so behandelt hat, ist Luft für dich. Gib ihm ja keinen Ball, nicht einmal, wenn er in aussichtsreicher Position steht. Recht muss schließlich Recht bleiben, auch wenn Torchance Torchance bleibt.


7. Finde für jeden Spieler die falsche Position

Lass dich ja nicht auf neumodische Ansichten ein, ein Spieler solle dort aufgestellt werden, wo er sich am wohlsten fühlt. Unser Prinzip heißt Selbstverleugnung. Lass ihn im Lobpreisteam singen, wenn sein Spitzname “Krähe” ist. Kann er lehren, vertraue ihm die Gemeindeküche an, damit er Demut lernt.


Außerdem hast du beim Trainerlehrgang (Bibelschule, Seminar …) ein System verinnerlicht. Daran etwas zu ändern, nur weil deine Spieler andere Begabungen haben, ist nichts weiter als Führungsschwäche.


8. Nicht miteinander reden

Wenn der Misserfolg sich einzustellen beginnt, fang ja nicht an, darüber zu reden. Wenn die Stimmung erst einmal mies ist, kommen sowieso nur unschöne Emotionen zum Vorschein. Dein Job ist hart genug, dein Ego verunsichert genug. Das brauchst du nicht auch noch. Wenn schon geredet werden muss, dann stauche die Truppe gehörig zusammen. Am besten von der Kanzel, wo niemand deine gottgesetzte Autorität durch Widerworte beschädigen kann.


9. Schuld sind immer die anderen

Selbstkritik nach Niederlagen verrät das Weichei. Wofür hat man Schiedsrichter, Platzverhältnisse und die Medien. Sie sind schuld. Niemand sonst. Am allerwenigsten du.


10. Gib nach einem Rückstand sofort auf.

Wenn Kranke nicht nach dem ersten Gebet geheilt werden, ist es sicher nicht Gottes Wille, sie gesund zu machen. Wenn sich nach deiner ersten Open Air-Predigt niemand bekehrt, weißt du, das ist nicht deine Berufung. Warum solltest du dich weiter quälen, wenn es doch aussichtslos ist. Schone dich für das nächste Spiel.


11. Beachte das Gesetz der Serie

Wenn der FC Untermislar seit 23 Jahren gegen den AC Obermislar nicht gewonnen hat, weiß man gleich: da ist nichts zu holen. Pflege solche Erinnerungen wie eherne Glaubenssätze, damit du dich nicht mit falschen Hoffnungen aufreibst. Gedenke jeder Gemeindegründung, die in deiner Stadt gescheitert ist, damit dir bewusst bleibt, wie hart der Boden hier ist. Hänge dir die Kirchenaustrittsstatistik an die Wand, damit dir der Glaube an die kleine Herde nicht verloren geht. Wenn ein Heilungsprediger in deinen Ort kommt, fallen dir sicher viele ein, die nie geheilt wurden. Das zählt mehr als das Evangelium, denn das ist Fakt.


12. Tritt von deiner aktiven Laufbahn zurück

Es reicht. Du hast keine Lust mehr. Du willst endlich auch leben. Und ohne Kampf stehst du endgültig nicht mehr in der Gefahr, zu siegen.


Vielleicht bist du, treuer Leser, gerade in einer anderen Gemeindesituation. Neue Leute kommen dazu, viele machen gern mit, man redet schon von der Transformation der eigenen Stadt. Das steht gegen alle biblischen Standards von der “kleinen Herde” und dem “heiligen Überrest”. Kopiere die oben stehenden Misserfolgs-Regeln, schlage sie an eure Kirchentür, lege sie der Gemeindeleitung vor, beantrage, dass sie die Gemeindeordnung ersetzen. Ihr werdet es schaffen. Aber ihr müsst alle mitmachen. Denn “schlagen könnt ihr euch nur selbst”.


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