Freitag, 9. Oktober 2009

Wir brauchen Gott!!

Noch einmal Torrey

Nun ist es das Werk des Heiligen Geistes, die Menschen von ihrer Sünde zu überführen, d. h. ihnen Erkenntnis über ihre Sündhaftigkeit und Verlorenheit und ihre große Schuld vor Gott zu schenken. Du und ich, wir können niemand von seiner Sünde überzeugen. Wie wir später sehen werden, gebraucht uns der Heilige Geist, dieses Werk zu tun, das heißt, Er tut es durch uns, aber wir von uns aus können es nicht. Er muß es tun. Das Herz des Menschen ist»arglistig, mehr als alles, und Verderbt«(Jer. 17, 9), und jeder von uns ist blind für seine eigene Sündhaftigkeit. Wir sind sehr scharfsichtig in bezug auf die Sünden und Fehler anderer, aber blind für unsere eigenen. Und die Welt ist so blind für ihre Sünde, daß niemand außer dem Heiligen Geist sie jemals von ihrer Sünde überführen und ihr die Augen dafür öffnen kann. Wie groß auch unsere natürliche Überzeugungskraft und Überredungskunst sein mag, so können wir doch mit all unseren Argumenten und ergreifenden Geschichtchen keine wirkliche Sündenerkenntnis bewirken. Wir können Menschen durch ergreifende Geschichten zu Tränen rühren (auch durch das Singen ergreifender Lieder). Aber lediglich Tränenvergießen über rührende Geschichten und ergreifende Lieder ist noch keine Sündenerkenntnis. Wahre Sündenerkenntnis kann nur durch den Heiligen Geist hervorgerufen werden!


An diesem Punkt begehen viele von uns den größten Fehler, sowohl im Predigen als auch in der Seelsorge. Wir versuchen, die Menschen von ihrer Sünde zu überführen. Wir versuchen, die Arbeit des Heiligen Geistes zu tun. Wir versuchen, zu tun, was nur Er tun kann, und natürlich versagen wir. Vor einigen Jahren erlebte ich eine sehr treffende Illustration dazu in unsrer eigenen Kirche in Chicago. Eines Abends kam eine unsrer besten Mitarbeiterinnen in der Nachversammlung zu mir und Sagte:»ich habe einen Mann hier, einen Lokomotivführer der Panhandle-Eisenbahn. Ich hätte gern, daß Sie mit ihm sprechen. Ich habe zwei Stunden lang mit ihm geredet und nichts erreicht. Möchten Sie nicht mit ihm sprechen?" Ich ging hin, und sie machte mich mit dem Mann bekannt. Ich setzte mich neben ihn und fing an, Gottes Wort reden zu lassen, damit er zur Sündenerkenntnis käme. Die ganze Zeit über schaute ich auf zum Heiligen Geist, daß Er doch Sein Wort bekräftigen möchte. Ich hatte noch keine zehn Minuten mit dem Mann gesprochen, da war er schon von seiner Sünde überführt und kniete nieder, um Gott um Gnade anzuflehen. Während ich mit ihm sprach, hatte diese Dame, die vorher zwei Stunden lang mit ihm geredet hatte, zugehört. In der Regel ist es sehr unklug, wenn ein Seelsorgehelfer zuhört, während ein anderer mit einem Suchenden spricht; denn die Menschen öffnen ihr Herz nicht und bekommen auch nicht die nötige Hilfe, wenn eine dritte Person zuhört. Aber diese Frau hatte einen Grund, weshalb sie es tat, und in diesem Fall war es in Ordnung. Als der Mann gegangen war, kam sie zu mir und Sagte:»Herr Torrey, das ist sehr Merkwürdig."»was ist merkwürdig?«fragte ich. Sie erwiderte: »Wissen Sie, daß Sie genau die gleichen Schriftstellen gebraucht haben wie ich? Zwei Stunden sprach ich mit ihm, ohne etwas zu erreichen, und Sie sprachen nicht länger als zehn Minuten mit ihm, da war er schon von seiner Sünde überführt und rief Gott um Gnade an."


Nun, eigentlich war gar nichts Mysteriöses, Seltsames an der Sache. Wie konnte man das erklären? Ich glaube, es lag daran, daß diese Mitarbeiterin hier einen Fehler begangen hatte, den sie selten machte, nämlich, daß sie versuchte, die Arbeit des Heiligen Geistes zu tun, den Mann von seiner Sünde zu überführen. Und als sie zu mir kam und Sagte:»ich habe zwei Stunden lang mit diesem Mann gesprochen und nichts erreicht«, dachte ich Gleich:»wenn Fräulein W., eine meiner besten Mitarbeiterinnen, zwei Stunden mit diesem Mann gesprochen und nichts erreicht hat, was für einen Zweck hat es dann, wenn ich es Versuche?«und in dem Bewußtsein völliger Hilflosigkeit hatte ich mich auf Gott, auf den Heiligen Geist verlassen, daß Er das Werk tun würde, und Er hat es getan. Laßt uns nie vergessen, daß es uns unmöglich ist, irgendeinen Menschen von seiner Sünde zu überführen. Möchten wir uns in all unserem Predigen und in all unserer Seelsorgearbeit ständig auf den Heiligen Geist verlassen, daß Er durch uns wirkt. Dabei sollten wir auch gewiß sein, daß wir so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist Sein Werk durch uns tun kann.


Während wir die Menschen nicht von ihrer Sünde überführen können, während uns das völlig unmöglich ist, dürfen wir Gott danken, daß der Heilige Geist es tun kann. Und wenn wir uns dem Heiligen Geist zur Verfügung stellen würden, damit Er uns nach Seinem Willen gebrauchen kann, wenn wir uns auf den Heiligen Geist verlassen würden, daß Er durch uns Menschen von ihrer Sünde überführt, und wenn wir mehr darauf bedacht wären, so vor Gott zu stehen, daß der Heilige Geist durch uns wirken kann, würden wir weit mehr Sündenerkenntnis sehen als jetzt.

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