Sonntag, 19. September 2010

Frauen und Leitung

Jetzt folgt ein kleiner Ausschnitt aus einem offenen Brief von Viola

Der unsichtbare Interpret


Eine andere Lektion, die ich auf meiner geistlichen Wanderschaft gelernt habe, hat mit der Realität des Heiligen Geistes zu tun. Ich glaube fest an die intuitive Wesensart des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen. Genauso halte ich fest an dem organischen Charakter des Leibes Christi (sobald er sich von einer institutionellen Struktur gelöst hat).

Der innewohnende Geist gibt jedem Gläubigen Gespür und Impulse, die genauso real sind, wie unsere körperlichen Sinne. Da beide ja aus göttlicher Inspiration geboren sind., wird die Führung des Heiligen Geistes niemals der Schrift widersprechen.
Ebenso wenig wird die Schrift dem Fluss des Heiligen Geistes widersprechen. Deshalb kann ich es sagen, dass auf rein subjektiver Ebene, mein gesamtes geistliches Empfinden mir vermittelt, dass Gott möchte, dass auch die Frauen in den Gemeindeversammlungen agieren dürfen.

Ich habe Treffen beobachtet, in denen die Frauen mundtot gemacht wurden. Es war ihnen untersagt auch nur ein Wort zu stammeln. Nur die Männer sprachen. Als ich in diesen Versammlungen saß, wusste intuitiv jede Faser in mir , dass hier etwas nicht stimmte. Das Ganze hatte etwas geradezu anstößig künstliches. Besonders wenn dazu auch noch Frauen im selben Raum saßen, deren geistliches Leben reicher war als das der meisten anwesenden Männer. Aber sie wurden gehindert zu sprechen, einfach nur weil sie Frauen waren.

Meiner Meinung nach vergewaltigen solche Maßnahmen geradezu ein wichtiges geistliches Prinzip. Im Hause Gottes wird alles regiert durch das „Maß der Fülle Christi“ (Eph. 4, 13). Aber in diesen Treffen regierten äußere Begrenzungen, die geistliche Einschränkungen verursachten.

Wenn Frauen, die eigentlich viel zur ‚geistlichen Versorgung’ beitragen könnten, daran gehindert werden, leidet auch die Gemeinde darunter.
Ich möchte meine klaren Eindrücke wiedergeben, die ich in solchen Treffen gewann, während ich beobachtete, wie die Männer drauflos redeten und die Frauen tatenlos zuschauen mussten:

Die Hälfte des Priestertums Gottes würde erstickt und zermalmt. Die Schwestern wurden in die Sprachlosigkeit verbannt, nur weil eine rein intellektuelle Bibelinterpretation der Brüder ergeben hatte, das wäre richtig so.
Die Brüder und Schwestern waren ihrem Bibelverständnis treu. Aber ich muss mich fragen, wie sie so unverdrossen alles ignorieren können, was ihnen ihr geistliches Gespür über die tatsächlichen Früchte einer solchen Interpretation sagt.
Einem solchen Treffen fehlt jeglicher spiritueller Reichtum. Es erinnert mich an die sogenannte „wirkliche Welt“ in dem Kinofilm Matrix- kalt, farblos, geschmacklos.

Die Schwestern zum Schweigen zu bringen ist ein gutes Rezept für tote Versammlungen.
Ich sage es noch einmal, dies sind meine Erkenntnisse darüber. Andere haben andere
Maßstäbe.

Mit etwas Abstand zu diesen Erlebnissen stellt sich mir die bohrende Frage. „Welche klare Botschaft vermittelt das, wenn die Schwestern in den Gemeindeversammlungen schweigen müssen? Angenommen, es ist wirklich ursprünglich Gottes Idee, welche Botschaft will er durch einen solchen Auftrag übermitteln? Die Antwort ist gleichsam fesselnd und alarmierend. Die unbestreitbare Botschaft ist, dass Männer von Frauen überhaupt nichts lernen können. Genauso wenig können sie sich geistlich von ihnen dienen lassen.

Lass Dir das für einen Moment auf der Zunge zergehen. Wenn jeder Bruder ehrlich mit sich selbst wäre, wäre er gezwungen, zuzugeben dass dieser Gedanke absurd ist. Es passt auch nicht ins wirkliche Leben.
Meine Beobachtung ist, dass diejenigen, die an diesem Anspruch festhalten, die Frauen müssten schweigen in der Gemeinde, „weil die Bibel es so sagt“, sich damit eine ‚Plastik-Welt’ erschaffen.

Ich meine, welcher Mann mit klarem Verstand (vorrausgesetzt sein IQ reicht dafür aus) glaubt denn wirklich, er könne von einer Frau geistlich nichts lernen? Eine solche Ansicht überdehnt die Grenzen der Leichtgläubigkeit doch bis zum Zerreißen! Nach meiner Erfahrung kamen einige der wundervollsten Einsichten in Gemeindeversammlungen von den Lippen der Frauen. Ihre Beiträge waren tiefgehend reich und bedeutungsvoll. Deshalb behaupte ich, die Maßnahme, ihnen bei den Treffen das Reden zu verbieten, ist lediglich von außen aufgedrückt und nicht etwa ein natürlicher Ausdruck authentischen Gemeindelebens. So scheint es mir jedenfalls.


Ich finde diesen Artikel sehr gut
Helmut

12 Kommentare:

Don Ralfo hat gesagt…

Viele Männer haben halt eine zu "lange Leitung" um das Reden des heiligen Geistes mitzukriegen...

Bento hat gesagt…

jaja - der "Kampf der Geschlechter" macht auch vor der Gemeinde nicht halt... ;-)

hmm - ich schätze Frank Viola sehr, doch finde ich hier seine "gefühlsbetonte" Argumentation zu dünn - da könnte ja alles durch unser Empfinden und den Resultaten, die offenbar "vor Augen" sind in Frage gestellt werden - und das wird es ja oft genug auch.

Das mit dem "schweigen" betrifft ja z.B. nur die Versammlung und dort auch die Sprachenrede, wenn kein Ausleger dabei ist (1.Kor.14:28) und es gibt in der entsprechenden Aussage ja noch einen Nachsatz:
1Ko 14:35 Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für ein Weib, in der Versammlung zu reden.

Die Aussage "ihre eigenen Männer fragen" deutet doch klar darauf hin, dass es hier darum geht "Zwischenfragen" bzw. "Verständnisfragen" zu stellen - und das soll eben nicht in der Gemeinde geschehen, sondern zuhause.

Eine ganz andere Frage ist das mit der Lehre und Leitung.
Hier haben wir m.E. keinen "Auslegungsspielraum, sondern klare Worte. Ich könnte mich jetzt genauso wie Frank Viola auch auf mein "geistl. Gefühl" berufen, denn mir stellen sich irgendwie immer wieder die Nackenhaare, wenn ich sehe, wie Frauen offensichtlich ihre männer dominieren oder wenn ich Frauen lehren höre - es ist nicht eine Frage von rechter oder falscher Lehre, denn Irrlehrer gibt es unter Männern ja reichlich, sondern wenn ich z.B. eine Joyce Meyer über die Bühne staksen sehe und ihren Mann immer freundlich nickend im Publikum sitzen sehe, dann hab ich ein ähnliches "Gefühl" wie bei "schwulen Pastoren" - da passt einfach etwas Elementares nicht zusammen...

der Punkt ist ja, dass Frauen sehr wohl einen Lehr- und Leitungsauftrag haben:
Tit 2,3 "..desgleichen den alten Frauen, dass sie sich verhalten, wie es sich für Heilige ziemt, nicht verleumderisch, nicht dem Trunk ergeben. Sie sollen aber Gutes lehren 4 und die jungen Frauen anhalten, dass sie ihre Männer lieben, ihre Kinder lieben,
5 besonnen seien, keusch, häuslich, gütig und sich ihren Männern unterordnen, damit nicht das Wort Gottes verlästert werde."

..dieser wichtige Auftrag "damit das Wort Gottes nicht gelästert werde" wird leider viel zu gering geachtet und die (Unter)Ordnung der Gemeinde wird dadurch dem Zeitgeist geopfert.

Naja, ich bin froh, dass dieses Thema in unserer Gemeinde gar keines ist und der Geist auch genauso heftig in den Frauen wirkt und Wesentliches durch den Mund der Schwestern in der Versammlung beiträgt - Lehre aber von den Brüdern kommt.

Das fühlt sich extreeeeem gut an! :-))

Bento hat gesagt…

im übrigen wäre noch anzumerken, dass dieses Thema auch daher rührt, weil wir viel zu wenig wirkliche geistliche Leitung in den Gemeinden haben und dieses Vakuum irgendwie auf "Teufel komm raus" ausgefüllt werden muss...

Helmut privat hat gesagt…

@Bento Ich habe einen Link gesetzt zu dem ganzen offenen Brief von Viola.
Ich setze Ihn für Dich nochmal.

Hier

liebe Grüße
helmut

Geier hat gesagt…

Ich schätze Viola in vielen Fragen außerordentlich, aber in dieser Frage …
Es ist sehr interessant, den Text noch einmal in Ruhe zu lesen und nicht auf die Aussagen selbst hin abzuklopfen, sondern auf die Quellen dieser Aussagen hin. Viola fährt buchstäblich alles auf: »Gespür«, »Impulse«, »Empfinden«, »Intuition«, »Meinung«, »Eindrücke«, »Beobachtungen«, »Erfahrung«. Alles — bis auf den Schatten eines Schriftbeweises. Die einzige Schriftstelle, die er anführt, hat nichts mit dem Thema zu tun. Das ist schon bemerkenswert.
Ich habe früher schon mal die Argumentationsmuster eines Frauen-Lehre-Befürworters überprüft, sie waren erschreckend schriftfremd: http://herausgerufene.de/downloads/WdS.pdf

Don Ralfo hat gesagt…

@Geier: Die Pharisäer hatten auch ihre felsenfesten "Schriftbeweise" und lagen trotzdem meilenweit daneben...
Und dann habe ich mal die Argumentationsmuster von Jesus überprüft und sie waren teilweise erschreckend schriftfremd: Z.B. Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Wo steht DAS denn bitteschön in der Schrift? Oder Wenn ihr an mich glaubt werden Ströme lebendigen Wassers aus eurem Leibe fließen wie die SCHRIFT gesagt hat. Wo bitte schön steht denn DAS in der heiligen Schrift? Nirgends!!!

Geier hat gesagt…

Sag mal, Don, meinst Du das jetzt ernst? Hast Du diese schwarze Brille auch beim Bibellesen auf?

Was die Lebenden und die Toten angeht, bezieht sich Jesus z. B. auf:

Ps. 6, 5 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht; im Scheol, wer wird dich preisen?
Ps. 30, 9 Was für Gewinn ist in meinem Blute, in meinem Hinabfahren in die Grube? Wird der Staub dich preisen? Wird er deine Wahrheit verkünden?
Ps. 115, 17 Die Toten werden Jahwe nicht loben, noch alle, die zum Schweigen hinabfahren;
Jes. 38, 18 Denn nicht der Scheol preist dich, der Tod lobsingt dir nicht; die in die Grube hinabgefahren sind, harren nicht auf deine Treue.
Ps. 88, 10ff Wirst du an den Toten Wunder tun? Oder werden die Schatten aufstehen, dich preisen?
Wird deine Güte erzählt werden im Grabe, im Abgrund deine Treue?
Werden in der Finsternis bekannt werden deine Wunder, und deine Gerechtigkeit in dem Lande der Vergessenheit?

Was die Ströme lebendigen Wassers angeht, bezieht sich Jesus auf Hesekiel, wo ebendiese Ströme aus dem Tempel fließen. Da jedem, der mal ein oder zwei Blicke auf die Bibel geworfen hat, schon mal untergekommen sein sollte, daß Jesus sowohl seinen Leib als den Tempel bezeichnet als auch die im Zugehörenden Tempel des Heiligen Geistes nennt, ist der alttestamentlich-prophetische Bezug hier völlig klar. Auch auf Sacharja könnte man sich zusätzlich beziehen. Soviel zu Deinem »Nirgends!!!«.

Auch ganz allgemein sollte es eigentlich unstrittig sein, daß erstens Jesus selbst das Wort Gottes ist, er zweitens nichts aus sich selbst heraus geredet und getan hat, sondern nur, was er vom Vater empfangen hat und auch alles, auf daß die Schrift erfüllt würde.

Und was die Pharisäer angeht: Von denen werden wohl viele besser wegkommen als einige, die heutzutage mehr auf ihr Bauchgefühl als auf die Schrift setzen.

Don Ralfo hat gesagt…

@Geier: Ich glaube JEDER hat beim Bibellesen seine eigene höchstpersönliche Brille auf! :-)
Deshalb benötigen wir ja auch den heiligen Geist, welcher zugegebenermaßen oft mit einem gewissen "Bauchgefühl" verwechselt werden kann.
Das mit dem Tempel des Leibes finde ich einen interessanten Gedanken, mit dem ich mich anfreunden kann.
Die Stellen über den Tod finde ich eher unpassend bzw. erscheinen mir nicht im Zusammenhang mit der besagten Aussage von Jesus zu stehen.
Nochmal andersrum: Ist Dir nie aufgefallen, wie großzügig manche Apostel mit ihrer Schriftauslegung umgegangen sind?
Und als Jesus sagte: Wer von Euch ohne Sünde ist der werfe den ersten Stein - hat er da nicht den "Schriftbeweis" des alten Testaments relativiert bzw. ganz anders ausgelegt und auf eine völlig neue Ebene emporgehoben? Wer zu jener Zeit bibeltreu sein wollte hätte die Ehebrecherin zwingend steinigen müssen, oder?

Geier hat gesagt…

Die Sache mit der Ehebrecherin steht ja auch nur in jüngeren Handschriften. In den älteren und damit wohl ursprünglich(er)en fehlt sie. Man kann sie deshalb wohl guten Gewissens als spätere Hinzufügung gemäß Offb. 22, 18 ansehen. Ich würde auf diese Geschichte jedenfalls nie irgendeine Schlußfolgerung aufbauen.

Ansonsten gilt immer noch Mt. 5, 17 — 19.

Don Ralfo hat gesagt…

Offb 22,18 Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buche geschrieben sind;

Diese Stelle bezieht sich allerdings ME überhaupt nicht auf "DIE BIBEL" als ganzes, denn die gab es zu dieser Zeit ja noch gar nicht in ihrer heutigen Form. Es gab ja auch noch gar keine Rechteckigen, bedruckten Bücher wie die Bibel, sondern nur einzelnde Schriftrollen. Ich bin überzeugt, daß sich diese Stelle ausschließlich auf das "Buch" der Offenbarung selbst bezieht!

Und wenn Du davon ausgehst, daß die Bibel noch viele dieser späteren Hinzufügungen enthält, wie ja vermutet wird - wie willst Du dann wissen, was Original "Wort Gottes" ist und was nicht?
Das macht es ja noch viel unsicherer einen eindeutigen "Schriftbeweis" für irgendein Thema zu finden! :-)
Und wo selbst Paulus in seinen Briefen differenziert: Dies sagt der Herr und jenes ist allein meine Meinung?
Aber die Buchstabengetreuen betrachten die Paulusbriefe samt allen anderen Schriften oft als gleichberechtigt nebeneinander stehende dirkete Anweisungen Gottes. So eben auch den Umgang mit der sog. Frauenfrage.
ME muß man zwingend einbeziehen in welche Zeit, Kultur und Situation bestimmte Lehren hineingesprochen wurden und darf sie keinesfalls 1:1 auf die heutige Zeit übertragen.

Don Ralfo hat gesagt…

äh, natürlich DIREKTE Anweisungen...

Geier hat gesagt…

So unsicher und schwierig ist die Angelegenheit gar nicht. Es ist weniger ein Verständnis- als ein Gehorsamsproblem.