Dienstag, 28. September 2010

Gedanken zu Schrei der Wildgänse

Zuerst einmal möchte ich etwas aus einem anderen Buch von Wayne Jacobsen zitieren.

Hier geht es um Motivation für Gehorsam. Die Frage ist, was ist die vorherrschende Kraft in unseren Gemeinden für Gehorsam.
Mann kann Hausgemeinden mit Furcht motivieren und man kann herkömmliche Gemeinden mit Furcht motivieren.

Hier ein kleiner Auszug aus einem Vorwort zu dem Buch

"Geliebt".


Es erstaunt mich, wie weit sich dieses Buch seit Erscheinen der erstenAuflage vor acht Jahren verbreitet hat. Seither habe ich oft gesagt, dass ich nie ein bedeutenderes Buch schreiben würde.

Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt. Mir ist klar, dass ein Buch über die Liebe Gottes so selbstverständlich zu sein scheint, dass die meisten Menschen sich lieber mit angeblich interessanteren Themen befassen wollen, wie zum Beispiel neutestamentlichen Gemeindemodellen oder wie man effektiver beten oder den Willen Gottes erkennen kann. Die meisten Christen meinen, sie hätten Gottes Liebe schon verstanden.

„Wir wollen tiefer einsteigen“, sagen sie. Aber es gibt nichts Tieferes. Natürlich ist theologisch gesehen nichts sicherer, als dass Gott Liebe ist. Wir besingen seine Liebe in den einfachsten Liedern und bedienen uns in Bezug auf Gott gerne der Sprache der Liebe.

Praktisch gesehen, leben allerdings erstaunlich wenige Gläubige im Alltag so, als würde ihnen der Gott des Universums eine große Zuneigung entgegenbringen. Woran liegt das? Es liegt daran, dass uns zweitausend Jahre religiöser Tradition die irrige Vorstellung beigebracht hat, Gottes Liebe sei etwas, was man sich verdienen müsse. Tun wir, was ihm gefällt, dann liebt er uns; tun wir es nicht, liebt er uns auch nicht.

Dies aufzugeben ist nicht einfach. Der Übergang von einer leistungsorientierten religiösen Ethik in Bezug auf Gott hin zu einer tief in der Zuneigung des himmlischen Vaters verwurzelten Beziehung ist nicht einfach. Dies war aber die bedeutendste Veränderung, die ich auf meiner geistlichen Reise vollzogen habe und die mein Leben in Christus von einer frustrierenden Plackerei angesichts verlockender Versuchungen in ein lebendiges und erfüllendes Abenteuer
verwandelt hat, das mich mit jedem neuen Tag weiter verändert.
In diesem Buch beschreibe ich den Prozess, den ich durchlaufen habe. Ich hoffe, dass dies auch
für andere eine Hilfe ist, die sich ebenfalls in einem solchen Übergang befinden.

Vor einigen Jahren bat mich eine Gruppe von Ältesten einer örtlichen Gemeinde, die gerade keinen Pastor hatte, eine neunteilige Themenreihe für sie zu halten. Auf meine Nachfrage, ob sie dabei an etwas Bestimmtes gedacht hätten, antworteten sie, ihnen sei zu Ohren gekommen, ich würde einige neue Gedanken über das Kreuz lehren. Das wollten sie gerne hören.

Der größte Teil dieser Themenreihe ist in diesem Buch niedergeschrieben. Der Auftrag damals bereitete mir allerdings ein paar Sorgen, da ich wusste, dass es in dieser Lehre um eine Freiheit ging, die die Methoden, die in vielen Gemeinden zur Manipulation von Menschen benutzt werden, damit diese sich engagieren und dienen, unterminieren konnte.

„Ich möchte Ihnen zunächst eine Frage stellen“, antwortete ich. „Wie viel, meinen Sie, wird hier nur getan, weil sich die Menschen schuldig fühlen würden, wenn sie es nicht tun würden?“
Es überraschte mich, als einer der Männer lächelte und kopfschüttelnd meinte: „Neunzig Prozent wahrscheinlich.“ Die anderen lachten ebenfalls, stimmten aber letztlich im Wesentlichen zu.

„Nun, wenn Sie recht haben“, sagte ich ihnen, „und wenn Ihre Leute eine neue Offenbarung vom Kreuz bekommen, dann wird neunzig Prozent dessen, was hier stattfindet, ein Ende finden.
Wäre Ihnen das recht?“

Das Lachen verstummte. Sie schauten sich gegenseitig an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Nach einigem Hin und Her erklärten sie sich schließlich damit einverstanden. Ich bewunderte ihren Mut. Also habe ich zugesagt.

Leider war das Resultat dann ein anderes. Entweder vermittelte ich die Lehre nicht gut oder sie hörten nicht so gut zu, wie ich gehofft hatte. Nach Ablauf unserer gemeinsamen Zeit stellten sie nämlich einen neuen Pastor ein, dessen Sprache von Schuld und Leistung geprägt war. Es machte mich traurig, dass die Gruppe als Ganzes mich nicht verstanden hatte. Dennoch stehe ich auch heute noch mit ein paar Leuten aus der Gruppe in Kontakt, die eine tiefgreifende Veränderung erlebt haben.

Die Sogkraft der Religion kann weitaus stärker sein als die Freiheit einer Beziehung. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich über diese Dinge gesprochen habe und dabei auf jemand traf, der ernsthaft der Meinung ist, Gottes Liebe allein könne keinen Menschen verändern.

Stattdessen heißt es dann, die Menschen bräuchten eine saftige und stetige Dosis an Gottesfurcht und -gericht, um sie auf dem geraden und schmalen Pfad zu halten.

Das ist wirklich tragisch. Diejenigen, welche die Kraft der Zuneigung durch Verpflichtungen ersetzen wollen, haben Ersteres noch gar nicht richtig erfahren. Ich habe weltweit die Beobachtung gemacht, dass jene, die die Tiefe der Liebe des Vaters im Himmel für sich erkennen und lernen, in ihr zu leben, eine größere Leidenschaft für Jesus erleben, frei von Sünde werden und sich stärker in der Welt engagieren als die, die durch religiöse Verpflichtungen motiviert sind.

Im Geschenk seines Sohnes hat uns der Vater gezeigt, dass er nicht bereit war, sich mit einer erzwungenen Unterwürfigkeit ängstlicher Sklaven zufriedenzustellen. Stattdessen legte er mehr Wert darauf, Söhne und Töchter zu haben, die ihm innig zugeneigt sind. Er wusste, dass uns die Liebe tiefer in sein Leben hineinführen würde als ein ängstlicher Gehorsam, und dass sie uns mehr Wahrheit lehren, uns von unserer Selbstsucht befreien und in der Welt fruchtbar machen würde.

Seit der Veröffentlichung dieses Buches haben mir hunderte von Menschen mitgeteilt, dass Gott es benutzt hat, um ihre eigene Beziehung zu ihm ebenfalls zu verändern. Viele erzählten mir, ich hätte etwas in Worte gefasst, von dem sie innerlich schon tief überzeugt gewesen waren, sie hätten sich aber gescheut, es zu glauben. Andere sagten, für sie habe es das Leben Christi völlig neu definiert und sie auf einen wunderbaren Weg zu den Tiefen dieser Liebe und Zuneigung geführt.

Ich hoffe, dass auch Sie am Ende dieser Lektüre davon überzeugt sein werden, dass er Sie tief und unaufhörlich liebt. Nichts ist ihm wichtiger, als ihnen diese Liebe zu offenbaren, bis Sie von ihr überwältigt, dann verändert und schließlich durch den Rest Ihres Lebens geführt werden – als Abbild seiner Herrlichkeit auf Erden. Das ist der Grund, weshalb er Sie geschaffen hat, und ich hoffe auch, weshalb Sie dieses Buch in Händen halten.

Wayne Jacobsen
August 2007

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