Samstag, 3. April 2010

Echte Heiligung

Dort wo ich die letzte Predigt gefunden habe, dort fand ich auch diese Predigt.

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Kolosser 3,1-4 18.11.07

Echte Heiligung oder leben wie der Chef

Wir sind jetzt in der Mitte des Kolosserbriefes angekommen. Aufmerksame Leser werden sagen: „Endlich! Jetzt geht es endlich richtig los.“ Bisher hat Paulus eigentlich immer nur gegen die Irrlehrer in der Gemeinde geschrieben und vor ihnen gewarnt. Jetzt schreibt er, wie Christsein ganz praktisch aussieht. Bevor aber nun Paulus in die ganz praktischen Dinge des Christseins einsteigt, stellt er zunächst die Grundlagen heraus. Das ist ganz wichtig. Ich kann nur dann richtig als Christ leben, wenn ich die Grundlagen verstanden habe. Sind die Grundlagen falsch, wird das ganze Leben als Christ verzerrt. Das ist wie bei einem Haus. Wenn das Fundament schief ist, wird der ganze Bau schräg. Paulus beschreibt also in den folgenden Versen das Fundament für einen christlichen Lebensstil. Ich möchte mit Ihnen dieses Fundament jetzt genauer ansehen.

1 Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! 2 Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! 3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.

4 Wenn der Christus, euer Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit. Kol 3,1-4 Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist.

Die Grundlage eines Christen heißt demnach: Du bist, wir sind, ihr seid. Wir müssen jetzt ein bisschen Grammatik machen und genau hinsehen, was da eigentlich steht. „Ihr seid mit Christus gestorben. …Ihr seid mit dem Christus auferweckt worden.“ Paulus hat diese Sätze im Indikativ geschrieben. Der Indikativ ist die Wirklichkeitsform. Ich habe mal im Duden nachgeschaut und da steht: Indikativ – Wirklichkeitsform … Es ist der Modus, durch den ein Sachverhalt als wirklich gekennzeichnet wird. Das kleine Wörtchen „seid“ kennzeichnet den Indikativ. Wird dieses kleine grammatische Detail übersehen – und das passiert leider oft – dann wird diese Aussage im Imperativ gelesen. „Ihr sollt sterben!“ „Ihr müsst …, damit ihr auferweckt werdet!“ Aber das steht hier nicht! Hier steht der Indikativ: „Ihr seid mit dem Christus auferweckt worden.“ Damit wird eine Wirklichkeit, eine Tatsache ausgedrückt.

Der erste Teil von Vers 1 steht im Indikativ: „Ihr seid auferweckt worden“ Der zweite Teil, steht im Imperativ: „sucht was droben ist.“ Der Imperativ ist die Befehlesform. Da wird eine Aufforderung gemacht, eine Bitte oder sogar eine Mahnung ausgesprochen. Ganz wichtig ist: Der Indikativ steht vor dem Imperativ. Das ist eine Reihenfolge, die nicht nur hier steht, sondern die sich wie ein roter Faden durch das Neue Testament zieht. Z.B. im Epheserbrief: Kapitel 2,8: „Aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es. Kapitel 4,1:„Ich ermahne euch nun, lebt eurer Berufung entsprechend…“ Der Indikativ steht immer vor dem Imperativ. Das ist ein wichtiger biblischer Grundsatz.

Diese Reihenfolge ist maßgeblich für das Leben als Christ. Indikativ vor Imperativ bedeutet: Du bist erlöst, jetzt lebe auch als erlöster Mensch. Du bist ein Kind Gottes, jetzt lebe auch entsprechend. Du bist auferweckt worden, jetzt lebe auch in dieser Wirklichkeit. (Was das heißt, das möchte ich noch erklären.) Salopp könnte man sagen: Du bist schon im Himmel, jetzt lebe auch himmlisch! Dreht man die Reihenfolge um, also Imperativ vor Indikativ, kommt es zu einer absolut falschen und gefährlichen Frömmigkeit: Du musst das und jenes tun, damit du erlöst wirst! Du musst so leben, damit du als Kind Gottes angenommen wirst! Du musst so leben, damit du in den Himmel kommst!

Das gefährliche daran ist, dass beide Frömmigkeitsstile zum verwechseln ähnlich sein können.

Man kann also auf dem ersten Blick gar nicht erkennen, nach welcher Reihenfolge einer sein Christsein lebt. Da können zwei Christen sich aufrichtig und ehrlich bemühen, die Maststäbe der Bibel einzuhalten. Beide sind dabei mehr oder weniger erfolgreich. Der eine lebt gewissenhaft nach der Bibel, damit er einmal in den Himmel kommt, und der andere lebt nach den Maßstäben 2 der Bibel, weil er schon im Himmel ist. Da ist ein himmelweiter Unterschied in der Motivation, aber von außen betrachtet, kann es sehr ähnlich aussehen.

Das eine nennt man „gesetzliche Heiligung“. Das bedeutet, jemand hält die Gesetze um heilig zu werden. Aber, erinnern sie sich daran, was Paulus in Kolosser eins geschrieben hat? (Vers 22) „wir sind heilig vor Christus hingestellt“ Echte Heiligung bedeutet: „Ich bin heilig, und jetzt lebe ich nach den Gesetzen der Bibel, weil zu Jesus gehöre.“ Der eine bemüht sich, um heilig zu werden, dabei hat er ständig die Angst, es könnte nicht reichen. Der andere sagt: „Danke Jesus, dass du mich heilig gemacht hast. Ich möchte jetzt so leben, wie es dir gefällt!“ Wie ist bei ihnen die Reihenfolge? Imperativ vor Indikativ? Steht bei ihnen zuerst der Befehl um eine Wirklichkeit zu erreichen? Oder sehen sie sich so, wie es Paulus hier beschreibt? Da ist eine Wirklichkeit und nun soll ich in dieser Wirklichkeit auch leben.

Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist.



Ihr seid mit Christus auferweckt worden … Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Paulus schreibt hier von einer atemberaubenden Tatsache. Es ist eine Tatsache, deren Dimensionen wir in ihrer Tiefe erfassen müssen. Denn sie ist noch nicht sichtbar

aber sie ist Realität. Was meint Paulus damit, „Mit Christus gestorben, mit Christus auferweckt, euer Leben ist verborgen mit dem Christus“? Der Vers vier hilft zum besseren Verständnis: „Wenn Christus, euer Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden.“ Paulus schiebt hier einen kleinen Nebensatz sein. Damit ergibt sich eine geniale Aussage! Lesen wir zunächst den Vers einmal ohne den Nebensatz: Wenn Christus geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden. Richtig, kann man so schreiben. So wird es einmal sein.

Wenn Jesus sichtbar wieder kommt, dann wird auch sichtbar, was wir sind.

Nun schiebt aber Paulus einen kleinen, bedeutenden Zusatz ein: „euer Leben“ Ist ihnen bewusst, was da steht? Christus ist unser Leben. Jetzt dürfen wir diese Aussage aber nicht mit dem Hit der deutschen Nationalelf von 1974 verwechseln: „Fußball ist unser Leben!“ Das, was hier steht, bedeutet mehr. Christus, das ist euer Leben! Unser Leben ist Christus. Unser Leben ist das Leben von Christus! Paulus meint hier eine Realität und keinen Vergleich. Denn die Offenbarung Jesu wird auch eine Realität sein. Wir sind mit Christus unauflöslich verbunden.

Oder wie verstehen Sie die Aussage, Christus ist das Haupt, wir sind sein Leib!? (Eph 4,15 Kol 1,18, 2,10, 2,19) Wir sind mit Christus unauflöslich verbunden. Wir sind mit ihm gekreuzigt worden

als wir ihm gesagt haben, dass wir schuldig sind. Wir sind mit ihm gestorben – als wir ihm gesagt haben: „Du sollst mein Leben haben“! Wir sind mit ihm auferweckt worden, weil wir jetzt mit ihm verbunden sind. Und wir werden offenbart werden, wenn Christus auf der ganzen Welt offenbart werden wird. Wir sind in Christus und Christus ist in uns! Jesus sagte im Bild vom Weinstock (Johannes 15) „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wir sind also mit Christus verbunden – nur es ist noch nicht sichtbar.

Noch ein kleines aber wichtiges grammatisches Detail: Diese Aussagen stehen im Aorist passiv.

Der Aorist ist eine Vergangenheitsform im Griechischen. Diese Form bedeutet, eine einmalige, punktuelle Handlung in der Vergangenheit. Und diese einmalige Handlung ist abgeschlossen. Als die Engel am leeren Grab zu den Frauen sagten: „Er ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden,“ da sagten sie das im Aorist passiv. Das heißt, Jesus ist in der Vergangenheit einmal auferstanden, er wird nicht dauernd auferstehen. Damit ist dieses Kapitel abgeschlossen. Die gleiche Form, Aorist passiv nimmt Paulus hier in Kolosser 3,1: Ihr seid mit dem Christus auferweckt worden. Als ich Jesus in meine Leben aufgenommen habe, ist etwas mit mir passiert, und zwar im Aorist passiv. Es ist an mir passiert, ohne mich und es ist ein für alle mal passiert. Dieses Kapitel ist für mich abgeschlossen.

Vielleicht sagen sie, „Das ist doch Wortklauberei!“ Für mich ist das sehr wichtig. Dadurch weiß ich, dass ich nichts mehr tun muss, damit ich mit Jesus auferweckt werde. Ich bin mit ihm auferweckt und ich bleibe es auch. Ich muss nicht dauernd sterben um dauernd auferweckt zu werden.

Das ist Grundlage für unsere Leben als Christ. Das ist die Realität mit der wir es zu tun haben.

Allerdings, diese Wirklichkeit ist noch nicht sichtbar. Wenn Christus wiederkommt, dann wird diese Wirklichkeit sichtbar werden. D.h. Es wird sichtbar, was bereits ist. Offenbar werden bedeutet, das was bisher verborgen war, wird sichtbar werden. Das ist wie eine Enthüllung, wie ein neues Auto bei einer Präsentation enthüllt wird. Das Auto ist bereits fertig da, aber noch nicht enthüllt Das heißt, es wird nicht erst so werden, sondern es wird sichtbar, was schon lange ist.

Als sie Christ geworden sind, da wurden sie sozusagen direkt von der Konkurrenz weg in die Chefetage des mächtigsten Konzerns befördert. Die Beförderung steht, sie haben sogar Vollmachten und Zugriff auf die Konten des Konzerns. Nur der Chef ist der Ansicht, dass sie noch eine Zeit lang im Außendienst arbeiten sollten. Irgendwann wird es ein gigantisches Betriebsfest geben. Wo werden sie dann sitzen? Natürlich bei den drei Chefs! Man wird sie nicht erst befördern, sondern sie werden wie selbstverständlich ihren Stuhl in der Chefreihe einnehmen. Von diesem Bild ausgehend, können wir auch verstehen, wie Paulus nun das Folgende meint, den Imperativ:

Sucht was droben ist – sinnt auf das was droben ist.

Sinnt auf das, was droben in der Chefetage ist, nicht auf das, was die Konkurrenz will. Ist doch logisch! Sie sollen jetzt von der Chefetage ihres Konzerns her denken und agieren und sich nicht mehr von der Konkurrenz leiten lassen. Mit „droben“ meint Paulus wirklich, die Chefetage. Oben ist für Paulus die Schaltzentrale der Macht. Christus sitzt zur Rechten Gottes. Die Recht Seite Gottes ist ein Symbol für höchste Autorität. Dort sitzt der Herrscher der Welt. Alles, was auf dieser Welt passiert, läuft über seinen Schreibtisch. Ohne seine Genehmigung geht nichts! Wer dort sitzt, der ist eingesetzt als Herrscher und als Richter. An ihm kommt keiner vorbei. Jeder muss sich einmal vor ihm verantworten.

Faktisch gehören wir schon dort hin. Wir sind mit Christus, dem Weltenherrscher verbunden. Wenn er wiederkommt, dann sieht jeder, dass wir zu ihm gehören. Die logische Konsequenz für Paulus lautet dann: Richtet euch in eurem Denken und Wollen jetzt von dort her aus. Lasst euch nicht mehr von der Konkurrenz bestimmen!

Sucht was droben ist – sinnt auf das was droben ist.

Was das bedeutet, möchte ich an jemanden deutlich machen, der zur Konkurrenz übergelaufen ist, Judas. Von Judas heißt es, nachdem er übergelaufen war. (Mt 26,16) „Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.“ Hier steht das gleiche Wort wie in Vers 1. An diesem Negativbeispiel können wir erahnen, was „suchen“ meint. Das ganze Denken von Judas drehte sich nur noch um die eine Sache, „Wie und wo kann ich Jesus in eine Falle laufen lassen?“ Das hat sein ganzes Denken und seine ganze Aktivität beherrscht. Dafür hatte er von da an gelebt. Der hatte überhaupt nicht mehr wahrgenommen, was Jesus zu ihm sagte. Judas war für das was Jesus sagte, wie tot. Der hat das nicht mehr registriert, ausgeblendet, ignoriert. Das hatte für ihn keinerlei Bedeutung mehr.

Paulus schreibt Ähnliches: Ihr seid für die Erde gestorben. Die ist zwar noch da und ihr lebt noch auf der Erde. Sie hat aber für euch keine wesentliche Bedeutung mehr. Ihr orientiert euch jetzt an der neuen Wirklichkeit. Wie das in der Praxis aussieht, dazu kommt Paulus in den folgenden Versen dann. Im Prinzip geht es darum, dass wir uns von den negativen Prinzipien der Welt nicht mehr beherrschen lassen. Denn sie haben keinen Anspruch mehr an uns. Wir sind mit Christus tot für das jetzt herrschende Weltsystem. Es ist ein System gesteuert nach dem Prinzip des Egoismus. Dieses Prinzip gibt es in satanischer Reinkultur, da wo Menschen anderen Menschen Gewalt antun und sie unterdrücken. Aber das gibt es auch mit Heiligenschein, wie wir in den letzten Versen lesen konnten. (2,23) „Mit ihrer Frömmigkeit befriedigen sie nur ihr Ego.“ Wir sollen jetzt mit der Realität Gottes leben. Unser Denken – das ist das Sinnen und unser Wollen

das ist das Suchen, richten sich nach dem, was in der Chefetage gedacht wird. Dieses Denken, diese biblischen Prinzipien, sollen immer mehr unser Denken und unser Handeln bestimmen. Wir sollen immer mehr so werden, wie der Chef, denn wir sind ja eng mit ihm verbunden. Unsere Motivation für unseren christlichen Lebensstil, kommt aus der engen Verbindung mit Jesus. Wir sind mit ihm auferstanden und mit ihm verbunden. Jetzt sollen wir auch aus dieser Verbindung leben.

Falsch verstandene Heiligung bedeutet, ich muss mich in die Chefetage hocharbeiten. Echte Heiligung bedeutet, zu Chefetage gehören und sich am Chef zu orientieren.

Suchen bedeutet, dass es noch nicht so perfekt ist. Wir sind noch nicht perfekt, aber wir gehören schon dazu. Wie es besser wird, dazu schrieb Paulus den 2. Teil des Briefes.

Amen.

Reinhard Reitenspieß


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