Donnerstag, 8. April 2010

Der Trick mit dem schlechten Gewissen

Hier ist ein Artikel von Günter Matthia



Reich Gottes zu verkaufen?
Wie oft haben wir in Gemeinden und Kirchen, die von den Spenden ihrer Mitglieder und Sympathisanten leben, schon vernommen, dass wir unbedingt gehorsam sein und den Geldbeutel weit aufmachen müssen, weil dies ja ein biblisches Gebot sei. Häufig wird dabei, um das Spenden etwas schmackhafter zu machen, Verheißungsvolles aus dem Matthäusevangelium zitiert:
Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden. (Matthäus 6, 33)
Das impliziert, dass die Gemeinde mit ihrem Finanzbedarf das „Reich Gottes“ sei. Gebäude und Gehälter, Drucksachen und Nebenkosten – es gibt zweifellos viele Ausgaben, die eine Gemeinde oder Kirche zu decken hat. Je größer, desto teurer. Aber sind diese Kosten das Reich Gottes?


Bei Haso las ich gestern über Matthäus 6, 33:

Kaum ein Satz wurde so missverstanden wie dieser. Die landläufige Interpretation sieht so aus:
Wenn wir unsere Pflicht gegenüber dem Reich Gottes erfüllen, wird Gott uns versorgen.
Aber hier ist nicht von Pflichterfüllung und Investition ins Reich Gottes die Rede, und schon gar nicht in dem Sinne, das Reich Gottes mit Gemeindediensten gleichzusetzen, die stets Priorität haben müssten. Hier ist davon die Rede, dass wir zuerst das Reich Gottes empfangen und anschließend unsere Versorgung. Wir geben nicht, um zu empfangen, sondern wir empfangen zweimal.

Mutige Worte. Richtige Worte. Treffende Worte für alle professionellen Bibelverbieger, die um Gehälter und Gebäude besorgt sind. Die Schäfchen der meisten bundesdeutschen Freikirchenherden bekommen, wenn es um Matthäus 6, 33 geht, eher was von Tauschhandel (Geld gegen Segen) zu hören. Allerdings nicht überall.

Vor etlichen Jahren war ich in einer kleinen Gemeinde geistlich zu Hause, etwa 40 bis 50 Besucher kamen zum sonntäglichen Gottesdienst. Der Pastor bekam ein halbes Gehalt, die Räume waren angemietet, eine Fabriketage in einem Hinterhof in Kreuzberg. Dieser Pastor hatte eine klare Definition vom Geben:

Eine Gemeinde, die nicht von Steuergeldern zehren kann, muss als Dienstleistung verstanden werden. Wenn jemand ins Kino geht, bezahlt er Eintritt, wenn jemand eine Fortbildung besucht, muss er Gebühren entrichten. Wer einen Gottesdienst in geheizten Räumen mit ansprechender Ausstattung besucht, eine Predigt hört, gute Musik über eine gute Anlage erwartet und darüber hinaus ein abgerundetes Gemeindeangebot an Aktivitäten genießen will, muss wissen, dass das Geld kostet. Wer also die „Dienstleistung Gemeinde“ bezahlt, tut das Angemessene, das völlig Normale. Aber das hat absolut nichts mit dem Reich Gottes zu tun. Mit den Spenden finanzieren wir das irdische Gemeindeleben.

Wer in unsere Gemeinde spenden will, um dadurch finanziellen oder geistlichen Segen zu bekommen, soll lieber sein Geld für CDs und Bücher oder Kino und Konzerte ausgeben. Da hat er wenigstens was davon.


Ich weiß von Pastoren, die es nicht dulden, dass in den Versammlungen Geld eingesammelt wird. Gottesdienst und Kollekte halten sie für unvereinbar. Ihre Gemeinden leiden nicht unter Mangel, soweit man das von außen beurteilen kann.

Ich weiß von Pastoren, die keine Gelegenheit auslassen, ihren Schäfchen ins Geber-Gewissen zu reden. Kollekten gehören zum unverzichtbaren Ablauf aller Versammlungen. Ihre Gemeinden zeichnen sich nicht unbedingt durch überfließende Geldschränke aus, soweit man das von außen beurteilen kann.

Die Hauskirchen, die ich nebenbei bemerkt für das Zukunftsmodell christlicher Gemeinschaft halte, haben es da leichter. Man trifft sich, wie in der Bibel, hin und her in den Häusern, teilt miteinander was man hat und muss weder kleine noch riesige Gebäude finanzieren oder Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge samt Lohnsteuer bezahlen. Jeder dient jedem mit Wort, Gebet, irdischen Gütern, zusammen betet man Gott an und feiert irdische wie himmlische Anlässe. Das ist ein biblisches Gemeindemodell, das keine nennenswerten Kosten verursacht und neben dem Synagogen- beziehungsweise Tempelbesuch der Gläubigen im Neuen Testament, nicht zuletzt durch wachsende Verfolgung in den jüdischen Gotteshäusern, das ursprüngliche Bild der christlichen Gemeinde darstellte. Doch es mag noch etwas dauern, bis die Hauskirchen wieder die gegenwärtigen Formen und Begriffe abgelöst haben werden.

In absehbarer Zeit werde ich mich dem Thema Hauskirchen etwas ausführlicher widmen.

Zur Zeit sind ja noch die traditionellen Stukturen vorherrschend: Eine Gemeinde hat einen Versammlungsraum und Nebenräume, bezahlt einen Pastor oder mehrere und so weiter.

Ich bin froh, dass ich kein Pastor und nicht Mitglied irgend eines Leitungsgremiums bin, das sich mit Budgets auseinandersetzen muss. Ich gebe gerne Geld in die Gemeinde, in der ich mein geistliches Zuhause habe. Ich unterstütze gerne Werke und Dienste, die das Reich Gottes bauen. Ich habe überhaupt kein Problem damit, zu verstehen, dass Kosten anfallen und dass man die Mitglieder und Freunde über den Finanzbedarf informiert; ob und wo Lücken im Budget klaffen. Wenn die Menschen nicht wissen, dass irgendwo Geld fehlt, kommen sie nicht auf die Idee, etwas beizutragen. Die Bitte um Unterstützung ist legitim und notwendig.
Es ist auch wahr, dass Gott denjenigen, der viel gibt, reichlichere Güter anvertraut als denen, die knauserig sind. Viele Gleichnisse Jesu haben mit dem Zusammenhang von Saat und Ernte zu tun und ich kann aus dem eigenen Leben bezeugen, dass das keine leeren Versprechungen Gottes sind.
Ich bin aber nicht einverstanden, dieses an und für sich völlig richtige Geben mit dem Trachten nach dem Reich Gottes gleichzusetzen.Nach dem Reich Gottes trachten kann auch derjenige, der pleite ist und nichts an Finanzen zu geben vermag. Das ist nämlich, sagt der Chef des Reiches, etwas ganz anderes: Ein Sauerteig, der sich ausbreitet:
Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war. (Lukas 13, 21)
Die Sicht für das Reich Gottes wird durch einen übernatürlichen Vorgang möglich:
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. (Johannes 3, 3)
Es zeigt sich beispielsweise durch solche Auswirkungen:
Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen. (Lukas 11, 20)
...und heilt die Kranken darin und sprecht zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. (Lukas 10, 9)


Mein Tipp, falls Dir mal wieder jemand von der Kanzel erzählt, dass Du nach dem Reich Gottes trechtest, indem Du spendabel bist: Schau in Deine Bibel, ob das so stimmt.


Gepostet von Günter J. Matthia

Labels: Geglaubtes

10 Kommentare:

dikosss hat gesagt…

Hi!

Ich habe die Frage:
Wie genau erklärt HaSo, dass in Mt 6,33 das zweimalige Empfangen dargestellt wird?
Ich hab's bisher auch immer so verstanden:
Gib Dich (nicht nur das Geld) für Gottes Sache und Er sorgt für Deine Sache!

Könntest Du das genauer erklären?


Zu den Hauskirchen:
Mir sind die auch sympathisch. Ich denke, dass sie die einzige Form sind, um als Verfolgte zu bestehen. Ob sie aber auch aktuell in unsere Gesellschaft passen, bezweifle ich. Vielen anderen Menschen sind "private Treffen in fremden Wohnzimmern" suspekt. Für viele ist das wie eine Sekte. Klar, ist keine, aber allein die Form genügt den meisten, um distanziert zu sein.
Und dann haben Hauskirchen m.E. die gleichen Kernprobleme wie "große" Gemeinden: Wie bringen wir das Evangelium unters Volk? Wie kann die Gemeinde qualitativ und quantitativ wachsen?

Gott ist mit Dir!

Unknown hat gesagt…

Danke Helmut für den Beitrag, das unterschreib ich gleich doppelt. Bin schon lange in keiner an einen Bund angeschlossenen Gemeindeverein mehr. Treffe mich lieber privat mit 2 oder 3 Geschwistern. Halte nichts von den eingetragenen Vereinen, die zu Gemeinden gemacht werden. Dann all die Seminare und Schulungen. Die Veranstaltungen und Events. Die ganzen Christlichen Läden u.s.w. kommt mir immer mehr vor wie ein großes Wirtschaftsunternehmen. Gehorche Gott mehr als den Menschen, deswegen bin ich nirgends mehr Mitglied. Ich gehöre zur Gemeinde Jesus im Reich Gottes, global. Das ist nicht auf einen Verein oder eine eingetragene Mitgliedschaft zu begrenzen, sondern weltweit zur Braut Jesus. Es reicht doch, wenn sich 2 oder 2 Nachfolger Jesus, so wie Gott sie zusammenführt füreinander verantwortlich fühlen, als Geschwister in Jesus, füreinander da sind und die bibl. Gemeindschaft leben. So können überall kleine Gruppen entstehen. Der Geist Gottes führt uns zusammen.

Helmut privat hat gesagt…

Hallo dikoss,
Wie Haso das genau versteht weiß ich nicht, (Ich frag Ihn wenn ich Ihn sehe.) Ich kann Dir sagen, wie ich es versteh.
Empfangen wir nicht alles von Gott?
Ist das Reich Gottes nicht unter uns wenn Jesu total regiert?
Sind wir nicht da ein Stück vom Reich Gottes, wenn wir folgendes im Glauben ergreifen. Gal 2,20?
Ich denke wir müßen aufpassen, daß unsere guten Werke, die wir für das Reich Gottes tun, wirklich Werke des Glaubens sind. Ich denke, daß wir schnel Ismael- Werke tun.
Ich glaube bevor wir Reich Gottes bauen, müßen wir es wirklich empfangen haben.
Über die Hauskirchen antworte ich morgen,
Dir liane auch.

Helmut privat hat gesagt…

Jetzt zu den Hauskirchen.
Wir sind seit ein paar Jahren eine Hauskirche.
Wir haben mit 3 Familien angefangen.
http://www.hauskirche-wehrsdorf.de/
Ich persönlich würde nicht sagen, daß die Hauskirchen das (einzige beste und biblischte) Modell ist.
kleine Gemeinden haben Vorteile, aber auch Nachteile.
Wir sehen uns als einen Teil vom ganzen Leib Christi.

Hallo Liane, herzlich willkommen bei mir.
Kennst Du das Buch Schrei der Wildgänse? Finde ich sehr gut.
Gottes Segen Euch

dikosss hat gesagt…

Hallo Helmut!

Danke für Deine Antworten!
Das Buch "Schrei der Wildgänse" ist echt gut und motivierend. Leider Fiktion, aber trotzdem vorstellbar.
Kann ich auch empfehlen, zu lesen.

Unknown hat gesagt…

Danke für den Buchtip, kenne ich bisher noch nicht um was geht es in dem Buch ?

Wer ist denn der Haso ? Hab ich jetzt schon paar mal gelesen an verschieden Stellen.

Lg und Gottes Segen Liane

Helmut privat hat gesagt…

Hallo Liane,
Wer ist haso?
HaSo ist Harald Sommerfeld, Wenn Du bei mir unter dem Label Harald Sommerfeld anklickst, kannst Du ein paar gute Artikel von Ihm sehen.
Wenn Du an der Seite schaust bei Theologische Position, mußt Du Pin- Tan- Glaube anklicken.

Schrei der Wildgänse geht um eine ehemaligen Leiter einer großen Gemeinde, der sich nach einer tiefen Beziehung zu Jesus sehnt, und abenteuerliche Wege geführt wird.

Unknown hat gesagt…

danke helmut für die info. das buch "schrei der wildgänse" hab ich inzwischen gelesen und auch von frank viola "heidnisches christentum" "urgemeinde" und noch andere bücher die um dieses thema gehn z.b "der zehnte in der bibel"

wow kann ich nur sagen. JESUS hat mir durch seinen GEIST alles bestätigt, was ich lange zuvor in den verschiedenen denominationen wahrgenommen habe, aber nicht konkret in worte fassen konnte. Danke JESUS!!!

wenn man dann sowas erfährt aktuelles aus dem BFP frag ich mich warum nicht alle geschwister die denominationen endlich verlassen und Gemeinde so leben wie die ersten christen uns das vorgemacht haben. es ist alles rundum zu einem wirtschaftsunternehmen verkrüppelt worden.

Unknown hat gesagt…

ach ja wer nicht bei facebook angemeldet ist kann das ja gar nicht lesen. hab es mal kopiert:

"GEISTbewegt" schon alleine das so zu nennen ist doch voll die Lüge, was hat das mit dem GEIST Gottes zu tun. diese als Wirtschaftsunternehmen geführte Institution, ist auch nichts anderes als die landeskirchen. der einzige unterscheid ist das die freikirchen einen auf mordern machen und versuchen die welt zu kopieren um möglichst viele zukünftige vereinsmitglieder als zehntenzahler anzulocken.

Unknown hat gesagt…

oh jetzt hab ich wieder was vergessen sorry und zwar die kopie von dem Beitrag von der facebookseite, hier ist sie. das gehört zu dem Facebooklink:

"Jesus Er Lebt" Zeugnisse schrieb:

In Anbetracht des Vorfalls, wessen Präses Roman Siewert dieses Thema in dieser Ausgabe anspricht, nämlich dem Suizid eines "Heilungsevangelisten" aus dem BFP Verband Ende letzten Jahres, der bei seinen Veranstaltungen immer von vollkommener Heilung sprach und nun, durch seinen Suizid, viele derer, die sich um der Heilung ihrer Depressionen wegen von ihm die Hände auflegen und beten ließen in ein Loch gefallen sind, wäre es mehr als Wünschenswert, wenn tiefer und biblisch korrekter mit dem Thema umgegangen werden würde.

War es richtig von der Verbandsleitung, diesen Bruder, der jahrelang unter schwersten Depressionen litt und wahrscheinlich selbst nur unter der Einnahme starker Psychopharmaka seine Veranstaltungen durchführen konnte, die Bürde eines solchen Heilungsdienstes über all die Jahre tragen zu lassen?

Wäre es nicht wünschenswert, zumindest jetzt, nach dieser Tragödie offener und ehrlicher damit umzugehen, als dass man das Thema nur verallgemeinert anspricht?