Donnerstag, 4. Februar 2010

Radikaltät

Spurgeon über "Taufwiedergeburt"

Ich finde, daß der große Irrtum, mit welchem wir im ganzen Lande zu kämpfen haben, einer ist, der in direktem Gegensatz zu meinem Text steht; er ist euch als die Lehre von der Taufwiedergeburt wohl bekannt.
Wir wollen dieses Dogma der Behauptung gegenüberstellen, daß die Taufe ohne den Glauben niemand selig macht. Der Text sagt: ,,Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden;" und er behauptet, daß ,,wer nicht glaubt, der wird verdammt werden," ob er nun getauft ist oder nicht, so daß die Taufe den Ungläubigen nicht selig macht, daß sie ihn auch nicht im Geringsten von dem gemeinsamen Urteil aller Gottlosen freispricht. Ob er nun durch Untertauchung oder durch Besprengung, in seinem Säuglingsalter oder als Erwachsener getauft werden mag - wenn er sein Vertrauen nicht auf Jesum Christum setzt, wenn er ein Ungläubiger bleibt, dann gilt ihm dieses schreckliche Urteil: ,,Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden." Die sehr mächtige Kirche Englands lehrt diese Lehre nicht nur durch ihre Diener, sondern sie erklärt sie auch öffentlich und kühn in ihrer bestimmten Glaubensregel, dem allgemeinen Gebetbuch, und zwar in so ausdrücklichen Worten, daß sie nicht mißverstanden werden kann.


Wir zitieren die Worte aus dem Katechismus, welcher zum Unterricht der Jugend bestimmt und natürlich sehr klar und einfach abgefaßt ist, da es ja töricht wäre, die Jugend mit metaphysischen Künsteleien zu belästigen. Das Kind wird nach seinem Namen und dann weiter gefragt: ,,Wer hat dir diesen Namen gegeben?" ,,Meine Paten und Patinnen in meiner Taufe, durch welche ich ein Glied Christi, ein Kind Gottes und ein Erbe des Himmelreichs geworden bin." Ist das nicht bestimmt und klar genug? Ich schätze die Worte wegen ihrer Offenheit; sie könnten nicht deutlicher sein. Damit kein Zweifel bestehe, wird es dreimal gegeben. Das Wort Wiedergeburt könnte durch einige Künsteleien anders ausgelegt werden; aber hier kann es kein Mißverständnis geben. Das Kind ist nicht nur ,,ein Glied Christi" geworden - und Verbindung mit Christo ist keine kleine geistliche Gabe - sondern ist durch die Taufe auch ,,ein Kind Gottes" geworden, und da die Regel ist: ,,sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben", so ist es auch ,,ein Erbe des Himmelreichs". Nichts kann deutlicher sein. Ich wage es zu sagen, daß solange noch Ehrlichkeit auf Erden ist, wird es über den Sinn dieser Worte zu keinem Streit kommen. Es ist klar wie der Mittag, daß, wie die liturgische Vorschrift lautet, ,,Väter, Mütter, Lehrmeister und Herrschaften ihre Kinder, Lehrlinge und Dienstboten (gleichviel wie träge, eitel oder gottlos sie auch sein mögen) veranlassen sollten, den Katechismus zu lernen und zu sagen, daß sie durch die Taufe Glieder Christi und Gottes Kinder geworden sind". Die Form für die Erteilung dieser Taufe ist kaum weniger klar und ausgesprochen, denn dem Allmächtigen wird ausdrücklich dafür gedankt, daß die getaufte Person wiedergeboren ist. ,,Dann soll der Priester sagen: >>Da wir nun, geliebte Brüder, sehen, daß dieses Kind wiedergeboren und in den Leib der Kirche Christi eingepflanzt ist, so laßt uns dem allmächtigen Gott für diese Segnungen danken und Ihn einmütig bitten, daß dieses Kind sein übriges Leben diesem Anfang gemäß wandle<<" Das ist aber noch nicht alles. Damit kein Irrtum obwalte, haben wir die Worte der Danksagung vorgeschrieben: ,,Dann soll der Priester sagen: >>Wir bringen Dir herzlichen Dank, allbarmherziger Vater, daß es Dir gefallen hat, dieses Kindlein durch Deinen Heiligen Geist wiederzugebären, es durch Adoption als Dein eigenes Kind anzunehmen und es Deiner heiligen Kirche einzuverleiben<<".


Dies ist also die klare und unverkennbare Lehre einer Kirche, die sich protestantisch nennt. Ich behandle jetzt nicht die Frage von der Säuglingstaufe; damit habe ich es heute nicht zu tun. Ich erwäge jetzt die Frage von der Wiedergeburt durch die Taufe, ob in Erwachsenen oder in Kindern oder ob sie der Besprengung, der Begießung oder der Untertauchung zugeschrieben wird. Hier ist eine Kirche, welche an jedem Sonntag in der Sonntagsschule, und welche nach der Vorschrift öffentlich in der Kirche alle Kinder darüber belehrt, daß sie, als sie getauft wurden, Christi Glieder, Gottes Kinder und Erben des Himmelreichs wurden! Hier ist eine sich protestantisch nennende Kirche, welche jedesmal, wenn ihr Diener ans Taufbecken tritt, erklärt, daß jede Person, die die Taufe empfängt, dann ,,wiedergeboren und in den Leib der Kirche Christi eingepflanzt worden ist".


,,Aber," höre ich viele liebe Leute ausrufen, ,,es gibt viele gläubige Geistliche in der Kirche, welche nicht an die Taufwiedergeburt glauben". Darauf antworte ich sofort. Das mag schon sein, aber: Warum gehören sie denn einer Kirche an, welche diese Lehre in den deutlichsten Ausdrücken lehrt? Man sagt mir, daß viele in der Englischen Kirche gegen ihre eigenen Lehren predigen. Ich weiß, daß es so ist, und hierin freue ich mich ihrer Erleuchtung, aber ich bezweifle sehr ernstlich ihre Moralität. Einen Eid darauf leisten, daß ich aufrichtig einer Lehre zustimme, die ich nicht glaube, müßte meinem Gewissen fast wie ein Meineid vorkommen, wenn es nicht geradezu Meineid ist; aber die, welche so tun, müssen von ihrem Herrn gerichtet werden. Wenn ich Geld dafür nehme, daß ich das verteidige, was ich nicht glaube; wenn ich Geld von einer Kirche nehme und doch nicht das predige, was offenbar ihre Lehre ist - ich sage, wenn ich das täte (ich beurteile andere, wie ich wünsche, daß sie mich beurteilen), oder wenn ein anderer ehrlicher Mann das täte, so wäre das eine so große Abscheulichkeit, daß ich mich aller Wahrscheinlichkeit, Ehrlichkeit und gewöhnlichen Moralität bar erachten müßte, wenn ich solche Tat begangen hätte. Ehe ich das Amt eines Dieners dieser Gemeinde annahm, sah ich mir eure Glaubensartikel an; wenn es nicht auch die meinen gewesen wären, würde ich euren Ruf nicht angenommen haben, und wenn ich meine Meinungen ändern sollte, so seid versichert, daß ich als ehrlicher Mann resignieren werde; denn wie könnte ich einen Teil eures Glaubens bekennen und dann etwas ganz anderes predigen?
Ich weiß nichts, das mehr geeignet ist, das Sittlichkeitsgefühl im Volke zu verderben, als den Mangel an Geradheit bei Predigern; und wenn Weltmenschen hören, daß Prediger gerade das leugnen, was ihr Bekenntnis lehrt, dann bilden sie sich ein, daß Worte bei den Geistlichen keinen Sinn haben, daß wesentliche Unterschiede in der Religion nur Bagatelle sind, und daß es gar nicht darauf ankommt, was ein Mensch glaubt, solange er noch wohlwollend gegen andere Menschen ist. Wenn die Taufe Menschen wiedergebärt, so muß diese Tatsache mit Trompetenzungen gepredigt werden, und dann darf sich niemand des Glaubens daran schämen. Das sind in dieser Hinsicht ehrliche Kirchenmänner, welche, das Gebetbuch unterschreibend, auch an die Taufwiedergeburt glauben und sie deutlich predigen. Laßt uns ihre Lehre durch alle biblischen und verständigen Mittel widerlegen; aber laßt uns ihren Mut achten, mit dem sie uns offen ihre Anschauungen darlegen. Ich hasse ihre Lehre, aber ich liebe ihre Ehrlichkeit, und da sie nur aussprechen, was sie für wahr halten, so mögen sie es aussprechen, und je klarer sie das tun, desto besser ist es. Ich für mein Teil liebe es, einem ehrlichen Gegner von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Wenn jemand glaubt, daß die Taufe die Wiedergeburt wirke, so spreche er es aus; wenn aber jemand in seinem Herzen nicht so glaubt und doch die Worte unterschreibt, die es behaupten, und wenn er durch seine Beipflichtung seinen Lebensunterhalt bezieht, so suche er sich verwandte Genossen und Freunde unter den Menschen, die sich auf Zweideutigkeiten und auf allerlei Schiebungen verstehen; denn ehrliche Männer werden seine Freundschaft weder suchen noch annehmen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wir Christen haben die Taufe vom Judentum übernommen, wußtest Du das???

Nämlich durch das Ritualbad der Mikwe. Hiervon leitet sich auch die Taufe durch das Untertauchen ab.

Abraham ließ schon Fremde darin untertauchen, denn der Grund dafür war, dass er die Fremden in Verdacht hatte, Götzendiener zu sein, die sich vor dem Staub ihrer Füsse bückten. Demnach hat das Mikweritual seinen Ursprung bei Abraham.

Wasser bedeutet nämlich Wandel, Unbeständigkeit, Vergänglichkeit, aber Unbeständigkeit bedeutet auch, dass kein Böses ausrottbar ist und keine Sünde unverzeihlich. Aber durch die Mikwe kann die Sünde weggewachen werden. Daher bedeutet Wasser die geistige Läuterung und Erneuerung, dass man wieder zu G-tt gebracht wird.

Taucht ein Mensch in die Mikwe, so hören Vergangenheit und Zukunft für ihn auf zu exisitieren und was in der Vergangenheit war, zählt nicht mehr, denn wenn er auftaucht, tritt er wieder in den Strom der Zeit, als wäre er ein neues Wesen.....

G-ttes Einheit in der Zeit ist genau das, dass Er Einer und derselbe ist in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und deshalb ist alles dasselbe für Ihn.

Setzt also ein Mensch seine ganze Hoffnung auf G-tt, so ist das eine Verneinung seines eigenen Egos.